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Migrationsmanagement verbessern

Gut gesteuerte Migration ist positiv für unser Land und geht nicht zu Lasten der einheimischen Bevölkerung oder der Herkunftsländer. Die Bertelsmann Stiftung erarbeitet auf Grundlage empirischer Erkenntnisse Reformvorschläge für eine effektive und faire Steuerung für alle Migrationsformen.

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Najim Azahaf
Senior Project Manager
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Ulrich Kober
Director
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Dr. Susanne U. Schultz
Senior Expert

Inhalt

Migration birgt ein immenses Potenzial. So bereichert gut gesteuerte Migration unser Land, indem sie Arbeitsplätze schafft, Innovation befeuert, Steuereinnahmen generiert und kulturellen Austausch ermöglicht. Zudem erlaubt sie im Sinne eines Triple Wins Migrant*innen soziale Aufstiege und die Verbesserung ihrer Lebensstandards. Auch die Herkunftsländer profitieren durch die Transfers von Geld, Wissen und sozialen Ressourcen. Migration ist kein Nullsummenspiel. Ferner trägt ein effektives Migrationsmanagement dazu bei, dass Deutschland seiner Verantwortung gegenüber schutzbedürftigen Menschen nachkommt und diesen ein Leben frei von Verfolgung und Krieg ermöglicht.

Migration birgt aber auch Risiken. Diese reichen von Ausbeutung von Migranten, die auch zu Lasten von einheimischen Arbeitnehmer*innen geht, über Stimmungsmache gegen Ausländer*innen und das Schüren von Ängsten durch Rechtspopulist*innen bis hin zum Brain Drain in Herkunftsländern. Damit das positive Potenzial von Migration entfaltet und die Risiken minimiert werden, ist es unerlässlich, dass Migration proaktiv, effektiv und fair gestaltet wird. Somit ist eine gute Migrationssteuerung auch Grundvoraussetzung einer offenen Gesellschaft, die Migrant*innen willkommen heißt sowie Vielfalt annimmt und Teilhabe gestaltet.

Mit nationalen und internationalen Partner*innen erarbeitet die Bertelsmann Stiftung auf Grundlage empirischer Erkenntnisse Reformvorschläge für eine effektive und faire Steuerung von Migration. Dabei wird Migration ganzheitlich betrachtet und umfasst alle Zuzugsarten, d.h. Erwerbs- bzw. Fachkräftemigration, Bildungsmigration, Familiennachzug und humanitäre Migration.

Migrationsbewegungen nach und von Deutschland erfassen

Migrationszahlen bilden die Grundlage überlegter Politikentscheidung. Um einen Beitrag dazu zu leisten, hat die Bertelsmann Stiftung für die Jahre 2017 und 2018 Factsheets zur Fachkräftezuwanderung veröffentlicht, die wichtige Kennzahlen prägnant und anschaulich aufbereiten. Die Factsheets werden zu einem umfangreicheren Migrationsmonitoring ausgebaut. Wir haben auch eine Studie veröffentlicht, die berechnet, welchen jährlichen Zuwanderungsbedarf Deutschland hat, damit der Arbeitskräftebedarf der Wirtschaft gerade so gedeckt wird. Diese Berechnungen werden zu gegebener Zeit aktualisiert.

Konzepte für vorrausschauendes Migrationsmanagement erarbeiten

Deutschland muss ein attraktives Zielland für Fachkräfte sein, die uns helfen mit Engpässen auf dem Arbeitsmarkt umzugehen und die Auswirkungen des demographischen Wandels abzumildern. Einwanderung ergänzt so Strategien zur besseren Aktivierung und Qualifizierung der einheimischen Bevölkerung. Hierfür haben wir einen Sammelband herausgegeben, der Fachkräftezuwanderung im Kontext eines Einwanderungsgesetzes aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Ein Policy Brief fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen. Die Bertelsmann Stiftung wird die Umsetzung und Wirkung des am 1. März 2020 in Kraft getretenen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes mit Veranstaltungen und Publikationen begleiten. Außerdem werden wir eine Studie zu innovativen Migrantenunternehmer*innen veröffentlichen.

Migration Lunch Time im politischen Berlin

Wir haben das Veranstaltungsformat Migration Lunch Time etabliert, um mit Stakeholdern im politischen Berlin unterschiedliche Aspekte von Migration zu diskutieren. Eine Auswahl vergangener Migration Lunch Times finden Sie hier:

Wie attraktiv ist Deutschland für ausländische Fachkräfte?

Im Jahr 2018 machte der Zuzug von Fachkräften nur sieben Prozent des gesamten Zuzugs aus dem außereuropäischen Ausland nach Deutschland aus. Gemeinsam mit der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat die Bertelsmann Stiftung international vergleichende Indikatoren entwickelt, um die Attraktivität für die Zuwanderung von Fachkräften messbar zu machen und Handlungsfelder zu identifizieren, um Deutschlands Attraktivität für internationale Fachkräfte zu steigern. Die Attraktivitätsindikatoren wurden der Öffentlichkeit im Mai 2019 im Rahmen einer Veranstaltung in Berlin vorgestellt. Ein Policy Brief diskutiert die Ergebnisse der Attraktivitätsindikatoren speziell für Deutschland – auch mit Blick auf die Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes. Die Attraktivitätsindikatoren werden aktualisiert und weiterentwickelt.

Gemischte Wanderungen entflechten

Ein effektives und faires Migrationsmanagement heißt auch, dass sogenannte gemischte Wanderungen entflochten werden und beispielsweise Erwerbszuwanderer*innen und Geflüchtete nicht die gleichen (irregulären) Wanderungsrouten und die Dienste Schleusern in Anspruch nehmen müssen. Die Bertelsmann Stiftung hat eine Studie zur besseren Bewältigung von gemischten Wanderungen veröffentlicht.

EU-Binnenmigration bleibt weiterhin wichtig

Der deutsche Arbeitsmarkt profitiert stark von der Mobilität von Unionsbürgern. Der Bedarf an EU-Migration wird in Zukunft weiter bestehen bleiben, auch wenn es absehbar ist, dass aufgrund ähnlicher demografischer Bevölkerungsstruktur die EU-Binnenmobilität nach Deutschland mittelfristig abnehmen wird. Um diese Entwicklungen besser abbilden und analysieren zu können, hat die Bertelsmann Stiftung von 2020 bis 2022 das explorative Data Science-Projekt „Migration Forecast EU“ durchgeführt: Hierbei wurde geprüft, ob eine einjährige Vorhersage der EU-Migration nach Deutschland auf Basis von digitalen Daten machbar und sinnvoll ist. Das Vorhersagemodell wurde von einer Gruppe interdisziplinärer Experten begleitet und kombiniert Daten aus dem Internet als auch von herkömmlichen Quellen. Die Projektergebnisse im Detail finden Sie hier.