Dr. Johann Fuchs und Dr. Alexander Kubis sitzen auf dem Podium und stellen ihre Studie vor

Wie viel Zuwanderung braucht Deutschland?

Am 6. Juni 2019 fand in Unter den Linden 1 eine Veranstaltung statt, um am runden Tisch über die Ergebnisse der im Februar veröffentlichten Studie „Zuwanderung und Digitalisierung“ zu diskutieren.

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In der vierten Migration Lunch Time des Programms „Integration und Bildung“ kam ein breites Feld an Vertreterinnen und Vertretern von Bundesverwaltung, Politik, Verbänden, Zivilgesellschaft, Medien und Wissenschaft am runden Tisch zusammen. Die Verabschiedung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes in derselben Woche durch den Deutschen Bundestag bot einen ausgezeichneten Hintergrund, die Ergebnisse der im Februar veröffentlichten Studie "Zuwanderung und Digitalisierung" zu diskutieren. Zusätzlich zu den politischen Ableitungen der Studie wurde darüber debattiert, welchen Mehrwert Zielkorridore in der politischen Diskussion um Zuwanderung haben können.

Das aus Johann Fuchs (IAB), Alexander Kubis (IAB) und Lutz Schneider (Hochschule Coburg) bestehende Autorenteam startete die Veranstaltung mit einer kurzen Vorstellung der Hauptergebnisse der Studie. Danach folgten Repliken von Jarmila Schneider (Stellvertretende Pressesprecherin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales), Nicolas Keller (Referent in der Abteilung Arbeitsmarkt bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände) und Bernward Ostrop (Referent für Migration und Flüchtlinge beim Deutschen Caritasverband). Moderiert wurde die Veranstaltung von unserem Kollegen Matthias Mayer.

Die Studienergebnisse stießen in der Diskussion auf ein positives Echo. Zahlen dieser Art seien wichtig als Argumentationshilfe in der politischen Kommunikation und um zu überprüfen, ob Politik und Verwaltung auf dem richtigen Weg sind. Dennoch gab es in der Diskussion auch warnende Worte, dass in Zeiten aufgeheizter Migrationsdebatten mit Bedacht kommuniziert werden müsse, da vor allem mit Unsicherheit behaftete Prognosezahlen leicht instrumentalisiert und skandalisiert werden können. Wichtig sei, sich Zahlen nicht direkt zu eigen zu machen, sondern als grobe Orientierung zu verwenden. In der Debatte um Fachkräfteengpässe sei es ferner von großer Bedeutung, dass Unternehmen offene Stellen direkt bei der Bundesagentur für Arbeit melden und nicht nur bei privaten Jobportalen. Nur so können Vakanzen akkurat statistisch erfasst werden. 

Weitere Informationen

Für die Studie „Zuwanderung und Digitalisierung: Wie viel Migration aus Drittstaaten benötigt der deutsche Arbeitsmarkt künftig?“ haben Johann Fuchs und Alexander Kubis vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) sowie Lutz Schneider von der Hochschule Coburg verschiedene Szenarien bis 2060 berechnet, wie viel Zuwanderung Deutschland pro Jahr benötigt, um den Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials auf ein verkraftbares Maß zu begrenzen.

Dabei wurde die Entwicklung der inländischen Erwerbsbeteiligung, der Migration aus EU-Staaten sowie des Einflusses der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt berücksichtigt. Die Forscher berücksichtigen damit gegenüber ihrer Studie zum Zuwanderungsbedarf bis 2050 von 2015 die gestiegene Zuwanderung der letzten Jahre und neue Entwicklungen in Gesellschaft und am Arbeitsmarkt, bekräftigen aber mit ihren aktualisierten Annahmen und Berechnungen die Notwendigkeit von Zuwanderung aus Drittstaaten.

Zudem wurde dieses Mal berechnet, was es an Einwanderung bräuchte, um den prognostizierten Arbeitskräftebedarf der Wirtschaft gerade so zu decken. Die Studie aus dem Jahr 2015 hatte noch berechnet, welche Zuwanderung benötigt würde, um das Erwerbspersonenpotenzial konstant zu halten.