Sechs Personen sitzen auf dem Podium und diskutieren darüber, wie attraktiv wir für internationale Fachkräfte sind

Wie attraktiv sind OECD-Länder für internationale Fachkräfte?

Am 29. Mai wurden vor ungefähr 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Unter den Linden 1 die neuen "OECD Indicators of Talent Attractiveness" vorgestellt, die mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung entwickelt wurden. Die Indikatoren messen, wie attraktiv OECD-Länder für hochqualifizierte Migrantinnen und Migranten sind.

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Nach zweijähriger Entwicklungszeit war es am 29. Mai 2019 in Berlin soweit: Die „OECD Indicators of Talent Attractiveness“ wurden einem breiten Kreis an Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Sozialpartnern, Medien und Wissenschaft vorgestellt. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, eröffnete die Veranstaltung. Er erläuterte, dass Hochqualifizierte aus dem Ausland wichtig für den Wohlstand in Deutschland seien, aber auch, dass der Wettbewerb um diese Hochqualifizierten gut gestalten werden müsse. Dabei sei es zentral, unsere Attraktivität als einen Hebel zur Verbesserung der sozialen Gerechtigkeit für alle gesellschaftlichen Gruppen einzusetzen.

Danach hieß Stefano Scarpetta, Direktor für Beschäftigung, Arbeit und Soziales der OECD, die Anwesenden im Namen der OECD willkommen und übergab dann das Wort an Jean-Christophe Dumont, dem Leiter der OECD International Migration Division, der die Hauptergebnisse der OECD Indicators of Talent Attractiveness vorstellte. Jean-Christoph Dumont erklärte, dass Deutschland für ausländische Studierende und Unternehmerinnen und Unternehmer ein vergleichsweise attraktives Zielland sei. Für hochqualifizierte Akademikerinnen und Akademiker mit mindestens einem Masterabschluss bewege sich Deutschland jedoch nur im Mittelfeld. Australien, Schweden, die Schweiz, Neuseeland, Kanada und Irland hingegen böten für diese Zielgruppe deutlich bessere Bedingungen.

Im zweiten Teil der von Melinda Crane, Politische Chef-Korrespondentin bei Deutsche Welle TV, moderierten Veranstaltung wurden die Ergebnisse der Attraktivitätsindikatoren bei einer Podiumsdiskussion politisch eingeordnet. Neben Stefano Scarpetta diskutierten auf dem Podium Julia Borggräfe, Abteilungsleiterin „Digitalisierung und Arbeitswelt“ im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS); Liina Carr, Confederal Secretary des Europäischen Gewerkschaftsbundes (ETUC); Nicole De Fontaines, Generalsekretärin der Global Alliance in Management Education (CEMS) und Jo Antoons, Managing Partner der auf Migrationsrecht spezialisierten Kanzlei Fragomen

In der Diskussion kam immer wieder die wichtige Rolle eines inklusiven Arbeitsmarktes zur Sprache. Sie ist für die Attraktivität für internationale Fachkräfte von Bedeutung, aber auch für die Verbesserung von Chancengerechtigkeit für alle Gesellschaftsgruppen sowie für die Stärkung von Toleranz. Ein wichtiges Thema waren auch mögliche negative Auswirkungen eines Fachkräfteschwunds auf die Herkunftsländer. Wenn das Herkunftsland keine professionellen Perspektiven bietet, könne aber nicht automatisch von einem sogenannten Brain-Drain gesprochen werden. Wichtig sei, daran zu arbeiten, dass auch die Herkunftsländer berufliche Chancen entwickeln können und emigrierten Fachkräften ermöglicht wird, sich in der Heimat einzubringen – beispielsweise durch Know-how, Geldrücksendungen oder Investitionen.

Weitere Informationen

Die OECD Indicators of Talent Attractiveness analysieren anhand eines Sets von Indikatoren die Rahmenbedingungen für hochqualifizierte Migrantinnen und Migranten. Untersucht werden insgesamt sieben Dimensionen: Qualität der beruflichen Chancen, Einkommen und Steuern, Zukunftsaussichten, Möglichkeiten für Familienmitglieder, Kompetenzumfeld, Diversität und Lebensqualität. Auch die Einreise- und Aufenthaltsbedingungen für Hochqualifizierte werden berücksichtigt. Einen Policy Brief der OECD zu den Indikatoren finden Sie hier, ein ausführliches Arbeitspapier hier. Die Pressemitteilung zu den Attraktivitätsindikatoren können Sie hier herunterlagen.