Die Bertelsmann Stiftung setzt sich mit ihrer Arbeit dafür ein, die Demokratie krisenfest und zukunftsfähig zu gestalten. Ein Überblick über unsere Aktivitäten und Prioritäten:
Demokratie stärken! Prioritäten für 2024
2024 ist mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung zu politischen Wahlen aufgerufen. In den USA, in Europa und auch in Deutschland werden diese Wahlen richtungsweisend sein. Das Jahr 2024 ist deshalb ein entscheidendes Jahr für die Zukunft der Demokratien. Schon jetzt ist klar: Sie müssen bürgernäher, effizienter und resilienter werden, um erfolgreich zu sein.
Inhalt
Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung
Die Demokratiequalität in Entwicklungs- und Transformationsländern hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren kontinuierlich verschlechtert. Heute stehen nur noch 63 Demokratien einer Mehrheit von 74 Autokratien gegenüber - das zeigen die aktuellen Zahlen des Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung (BTI). Zum zehnten Mal analysiert der BTI die Entwicklungen der Regierungsführung in 137 Entwicklungs- und Transformationsländern.
Weil das Jahr 2024 ein Superwahljahr ist, bietet der BTI einen weiteren, besonderen Service. Der Election Calendar des BTI gibt einen umfassenden Überblick über die Wahlen dieses Jahres, über Ergebnisse der bereits absolvierten Wahlen und Termine der noch anstehenden Wahlen - all das gepaart mit allen Information des BTI zu den Staaten.
Sustainable Governance Indicators
Was der BTI für die Schwellen- und Entwicklungsländer dokumentiert, listen unsere Sustainable Governance Indicators (SGI) für die 41 EU- und OECD-Staaten. Gute Ergebnisse in der Frage nachhaltig guten Regierens erzielen zumeist die skandinavischen Ländern.
Engagiert gegen Desinformation
Desinformation und bewusste Fehlinformationen gehören zu den größten Bedrohungen der Demokratie. Dass auch die Bürger:innen in Deutschland die gezielte Desinformation als Gefahr für die Demokratie sehen, belegt unsere Studie “Verunsicherte Öffentlichkeit”. Die Befragung zeigt, dass 81 Prozent der Befragten sagen, Falschinformationen gefährdeten die Demokratie.
Das Problembewusstsein ist auch auf europäischer Ebene stark ausgeprägt, wie eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung zeigt. Jede:r zweite Befragte ist demnach häufig oder sehr häufig unsicher, ob Informationen aus dem Internet wahr sind (54 Prozent).
Video zu Desinformation mit unserem Experten Kai Unzicker:
Doch wie werden wir resilienter gegen Desinformationskampagnen in den Sozialen Medien?
Das "Forum gegen Fakes – Gemeinsam für eine starke Demokratie" klärt die Menschen mit einer Online-Kampagne über die Gefahren von Desinformation auf. Alle Bürger:innen in Deutschland sind aufgerufen, sich online auf www.forum-gegen-fakes.de zu beteiligen. Die eingereichten Vorschläge bearbeitet ein Bürgerrat und präsentiert die Ergebnisse der Politik. Hier gibt es einen Überblick.
Wie sich Menschen in anderen Teilen der Welt gegen Desinformation wehren, haben wir uns in mehreren Ländern angesehen und die Erkenntnisse in sieben Berichten zusammengefasst.
Bürgerbeteiligung schützt die Demokratie
Die Europäische Union braucht eine Union der Bürger:innen, die die Chance bekommen, am Politik-Prozess teilzuhaben – früher, demokratischer, effizienter. Das ist die Botschaft des Policy Briefs zur partizipativen Erweiterung der EU.
Ende des vergangenen Jahres hat die Bertelsmann Stiftung außerdem mit dem Think Tank FIDE (Foundation for Research on Law and Business) das “Netzwerk für Partizipation & Deliberation in Europa“ gegründet. Das Ziel des Netzwerks ist es, Bürgerbeteiligung in Europa zu verbessern und zu verankern.
Aber wie können Menschen wieder von Politik überzeugt werden? Wie gelingt es, Teilnehmer:innen für konkrete Projekte zu gewinnen? Wie kann Überzeugungsarbeit in den eigenen Reihen oder auch in der Verwaltung aussehen? Und vor allem: Wie schaffen wir die konkrete und dauerhafte Einbindung von Bürgerbeteiligung in die repräsentativen Strukturen vor Ort? Diese Fragen waren Auslöser für die Überlegung, junge Politiker:innen zu Expert:innen für Bürgerbeteiligung zu machen. Zusammen mit dem Europäischen Ausschuss der Regionen hat das Projekt „New Democracy“ die Initiative "Becoming a Participation Professional" gestartet. Von den mehr als 100 Bewerber:innen unter anderem aus Bulgarien, Frankreich, Luxemburg, Serbien, der Ukraine und Zypern bildet das Projekt nun 45 junge Politiker:innen aus 25 Ländern Europas zu Expert:innen für Bürgerbeteiligung aus.
Bei einer Reihe von Veranstaltungen rückte die Bertelsmann Stiftung die Bedeutung der Bürgerbeteiligung ins Zentrum. Um die Bedeutung der lokalen Ebene, wo die Entscheidungen der Europäischen Union konkret werden, ging es in einer Diskussionsrunde mit der Vize-Präsidentin der Europäischen Kommission Dubravka Šuica, ebenso in einer weiteren Runde mit der Aufforderung, Bürgerbeteiligungsmodelle in Europa fest zu verankern. Irland ist in Sachen Bürgerbeteiligung Vorreiter in der Europäischen Union. Wie das irische Konzept funktioniert, was andere Staaten nachmachen könnten, beschrieb der irische Wahlleiter Art O’Leary bei einer Diskussionsrunde der Bertelsmann Stiftung.
Demokratie in der Kita – mit Leon und Jelena
Was Demokratie bedeutet, können auch schon die Jüngsten lernen. Schon Drei- bis Sechsjährige können demokratische Kompetenzen erwerben und etwas über gesellschaftliches Engagement und Partizipation erfahren. Davon war die Bertelsmann Stiftung so überzeugt, dass sie 2014 die Kinderbuchreihe "Leon und Jelena" ins Leben rief. Begleitet durch "Das Praxisbuch: Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita" wird mittlerweile in 17 Bilderbüchern Kindern vermittelt, wie bereichernd es ist, Verantwortung zu übernehmen und eigene Gestaltungswünsche in Aushandlungsprozesse einzubringen. Kurz: Seit 10 Jahren lernen Kitakinder durch Leon und Jelena ganz viel – und auch, was es bedeutet, in einer Demokratie aufzuwachsen.
Europa im Zentrum
Dass die EU reformbedürftig ist, steht außer Frage. Wie eine Reform gestaltet werden sollte, diskutierten unsere Vorständin Daniela Schwarzer, der ehemalige belgische Ministerpräsident Guy Verhofstadt und Janis Emmanouilidis, Director of Studies des European Policy Centre. Das Video der Diskussion ist hier abrufbar. „Was kommt als nächstes für die EU-Demokratie“ war der Titel einer weiteren Diskussion der Gesprächsreihe.
1,5 Millionen Stimmen junger Menschen zwischen 15 und 34 Jahren aus allen EU-Mitgliedstaaten hat die Bertelsmann Stiftung eingesammelt. Die Botschaften sind in der „Agenda of Hope“ zusammengefasst: Junge Europäer:innen fordern vor allem eine stärkere Beteiligung von Bürger:innen an der EU-Politik.
Zusammenhalt stärken
Wie stark ist der gesellschaftliche Zusammenhalt in der Republik? Im Buch unseres Experten für gesellschaftlichen Zusammenhalt, Kai Unzicker, und der Journalistin Verena Carl finden sich Reportagen über Beispiele für einen gut funktionierenden Zusammenhalt: „Anders ist gut – Berichte aus der Zukunft des gesellschaftlichen Zusammenhalts“
Die Weimarer Gespräche beschäftigten sich mit dem „Wandel der Öffentlichkeit – Risiken für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“. Positive Veränderungen sind möglich, ist die Botschaft der Weimarer Gespräche.
Mehr Koalition wagen, Politik besser verkaufen
Demokratie funktioniert nicht ohne Kompromisse – und manchmal nicht ohne Streit. Dabei gerät gerade in dieser Zeit die fachliche Arbeit aus dem Blick. Und die Arbeit der viel gescholtenen Bundesregierung ist besser als ihr Ruf.
Boris Pistorius, Bundesminister der Verteidigung, fand bei einer Veranstaltung der Stiftung deutliche Worte: Er forderte angesichts des Angriffs auf die Ukraine „Leidenschaft für Demokratie und Freiheit.“
Gegen Antisemitismus, gegen Rassismus und Fremdenhass
In Krisenzeiten zeigt sich, wie wertvoll eine funktionierende Zivilgesellschaft ist. Aber auch sie braucht Strukturen – auch religiöse. „An das Gute glauben“ analysiert, welche Rolle religiöse Gemeinschaft in der Unterstützung für Geflüchtete spielen.
Dennoch nimmt Diskriminierung immer breiteren Raum ein. Unsere Befragung zeigt, dass der Anteil derjenigen gestiegen ist, die von eigenen Diskriminierungserfahrungen berichten. 13 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich in den vergangenen zwölf Monaten wegen ihrer ethnischen Herkunft, aus rassistischen oder antisemitischen Gründen oder wegen ihrer Herkunft aus einem anderen Land sehr oft oder manchmal diskriminiert gefühlt haben.
Wie ein Einwanderungsland gut funktionieren kann, zeigt ein Blick nach Kanada, wo eine Einwanderungsrate von mehr als 460.000 Menschen pro Jahr einen historischen Höchstwert darstellt.
Aus Washington: Aktivitäten der Bertelsmann Foundation
#DemokratieStärken jenseits des Atlantiks: Unsere Kolleg:innen in Washington nehmen in ihrem Magazin "Transponder" den Zustand der Demokratie im Superwahljahr 2024 ganz genau unter die Lupe. Was würde ein Wahlsieg Trumps für die Demokratie in den USA bedeuten? Und wie sehr ist die USA gespalten? Sie analysieren das Verhältnis der USA zu den europäischen Staaten und vermitteln im Election Hub einen Überblick über den Ablauf des Wahljahres.