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Brexit, und jetzt? Ein Überblick

„Nach langem Hin und Her ist es am 31.1.2020 soweit: der Brexit kommt! Aber was passiert dann genau? Ein Überblick.“

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Der Brexit ist und bleibt eines der bestimmenden Themen auf der politischen Tagesordnung. Auch wenn zwischenzeitlich niemand mehr prognostizieren mag, wie genau es mit dem EU-Austritt der Briten weitergeht, ist eines sicher: Egal ob ein „harter“ oder ein „weicher“ Brexit, seine Folgen würden nicht nur in Großbritannien selbst, sondern in ganz Europa zu spüren sein.  Auch viele Projekte der Bertelsmann Stiftung haben sich intensiv mit dem EU-Austritt Großbritanniens und seinen Konsequenzen beschäftigt: Mit einer Vielzahl von Studien, Umfragen, aber auch in einem Kurzfilm haben wir den Brexit genauer untersucht. Mit Auszügen aus unserer Arbeit möchten wir im Folgenden zu einem besseren Überblick über den Brexit und seine möglichen Folgen beitragen. 

In einem aktuellen Interview  erklärt unser Europa-Direktor Christian Kastrop, dass nach dem Austritt am 31.1.2020 die wirklich wichtigen Verhandlungen erst richtig losgehen.

In unserer Studie zu den wirtschaftlichen Folgen des Brexit haben wir für ganz Europa untersucht, wen einer harter oder weicher Brexit am meisten belasten würde. Die klare Antwort: Großbritannien müsste die höchste Rechnung zahlen. Im Falle eines „No-Deal-Brexit müssten die Europäer, ohne Großbritannien, Einkommensverluste von 40 Milliarden Euro pro Jahr hinnehmen, die Briten allein jedoch Verluste von über 57 Milliarden Euro.

Deutschland müsste sich auf Einkommensverluste in Höhe von rund zehn Milliarden Euro pro Jahr und rund 115 Euro pro Einwohner einstellen. Innerhalb der EU wären dies nach Großbritannien die zweithöchsten Verluste. Auf subnationaler Ebene wären in Deutschland vor allem die Regierungsbezirke Düsseldorf, Köln und Oberbayern betroffen: Hier würde ein harter Brexit mit Einkommensverlusten von 520 bis 650 Millionen Euro pro Jahr zu Buche schlagen.

Der Brexit und dadurch steigende Handelskosten würden sich unweigerlich auch auf die engen und intensiven Produktionsverflechtungen zwischen dem Vereinigten Königreich und seinen europäischen Partnern und somit auch Deutschland auswirken. Unsere Studie zu den Auswirkungen des Brexit auf deutsch-britische Wertschöpfungsketten   zeigt, in welchen Branchen diese Verflechtungen besonders eng sind und daher aufgrund des Brexit die höchsten Kosten anfallen könnten. Für Deutschland zeigt die Studie, dass es in einzelnen Branchen erheblichen Anpassungsbedarf gibt. Tendenziell handelt es sich hierbei aber vor allem um Branchen, die einen geringeren Anteil an der Gesamtwertschöpfung der deutschen Volkswirtschaft haben. Anders verhält es sich für Großbritannien selbst: Unsere Studie zeigt, dass der Anpassungsbedarf der britischen Wirtschaft deutlich höher liegt und auch eher volkswirtschaftlich signifikante Branchen betrifft.

In unseren regelmäßigen eupinions-Umfragen, mit denen wir die Meinung der europäischen BürgerInnen zu zentralen Zukunftsfragen Europas untersuchen, haben wir auch gefragt, was die Menschen in Europa über den Brexit denken und welche Erwartungen die KontinentaleuropäerInnen hinsichtlich des EU-Austritts Großbritanniens haben. Die Daten, welche im Dezember 2018 erhoben wurden, zeigen, dass eine Mehrheit der EU28-BürgerInnen (61%) nicht mit großen Veränderungen durch den Brexit für die restlichen 27 EU-Mitgliedstaaten rechnet. Allerdings geht knapp die Hälfte (44 %) davon aus, dass der Brexit für Großbritannien selbst schwerwiegende Folgen haben wird. Anders sieht es bei jenen aus, die sich rechtsextremen oder rechtspopulistischen Parteien nahe fühlen: Sie gehen davon aus, dass es Großbritannien nach dem Brexit besser gehen wird. Darüber hinaus zeigen unsere eupinions-Umfragen aber auch, dass die Zustimmungswerte für einen Verbleib in der EU in den EU-28 Staaten nach dem Brexit-Referendum 2016 zunächst gestiegen sind.

Ein zum 31. Januar 2020 veröffentlichter eupinions brief „Hello, Goodbye“untersucht die Stimmung der Briten kurz vor dem wirklichen Austritt ihres Landes aus der EU. Wie, meinen sie, funktioniert ihr Gemeinwesen, wie schauen sie auf ihr Privatleben, was erwarten sie von der Zukunft? Die Ergebnisse zeigen eine bemerkenswerte Diskrepanz auf. Obwohl viele Briten zunehmend frustriert über den Zustand ihres Landes sind, schauen sie zugleich optimistisch auf ihre persönliche Lebenssituation. Das mag daran liegen, dass viele der ökonomischen und gesellschaftlichen Folgen des Brexits noch ausstehen. Bisher waren Erschütterungen vor allem im politischen Alltag zu beobachten. Wirtschaftliche Folgen und ihre Auswirkungen auf Privathaushalte stehen noch aus. Werden sie gravierend, könnte die Stimmung kippen. Dann würde es auch für die Regierung in Großbritannien schnell eng werden.

Europathemen stehen auch regelmäßig im Mittelpunkt des Blogs Global Europe, auf dem regelmäßig Meinungsbeiträge zu europapolitischen Themen und somit auch zum Brexit veröffentlicht werden.   

Aber was käme nach dem Brexit wirklich auf die Menschen in Großbritannien zu – wie sähe einAlltag ohne die EU überhaupt aus? Genau das zeigt #ZurückzuEuropa, unser Kurzfilm zur Europawahl 2019. Anschaulich, mit viel Humor und Überspitzung beschreibt er anhand von greifbaren Beispielen, was alles an Vorteilen und Freiheiten wegfallen würde, wenn es die EU nicht mehr gäbe – und zeigt somit auch auf, welche immense Bedeutung die EU in unserem Alltag hat. Dass der Film mit Stil und Inhalt überzeugen konnte, zeigt nicht nur eine neue Wirkungsstudie: Über eine halbe Million Menschen sahen sowohl Filmals auch Teaser  innerhalb von nur 10 Tagen nach ihrer Veröffentlichung auf diversen Social-Media-Kanälen. Mehr Informationen zum Filmprojekt gibt es hier.