Kinder malen Europaflaggen

Erfahrungen aus Europa

Die wissenschaftliche Begleitforschung des Modellvorhabens "Kein Kind zurücklassen! Kommunen schaffen Chancen" untersucht wichtige Aspekte zur Wirkungsweise kommunaler Prävention, auch über kommunal verortete Ressourcen und den deutschen Kontext hinaus.

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Foto Anja Langness
Dr. Anja Langness
Senior Project Manager
Foto Christina Wieda
Christina Wieda
Senior Project Manager

Rahmenbedingungen kommunaler Prävention im europäischen Vergleich

 

Die Bertelsmann Stiftung hat in der Modellphase von "Kein Kind zurücklassen!" die kommunalen Voraussetzungen für präventiv-koordinierendes Handeln untersucht.

Wichtige Erkenntnisse sind:

Prävention in Kommunen ist abhängig vom politischen Willen sowie den Kapazitäten und Fähigkeiten der handelnden Akteure. Darüber hinaus geht eine angespannte kommunale Finanzlage häufig mit einer hohen Quote belasteter Familien einher. Eine Präventionskette, die entlang des Lebensverlaufes eines Kindes auf verbindliche Regelangebote zurückgreifen kann, stärkt präventives Handeln, auch in armutsgeprägten Quartieren.

Europäische Vergleichsstudie

Um herauszufinden, ob und wie kommunale Präventionsketten in anderen Ländern Europas organisiert sind, untersucht die europäische Vergleichsstudie in zwölf Ländern die Governance-Strukturen in den Bereichen Gesundheit, Soziales, Erziehung und Bildung. Partner ist das Deutsche Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung in Speyer. 

"Making prevention work" – preventive structures and policies for children, youth and families

Der "Comprehensive Report" vergleicht Präventionsanstrengungen und -strukturen in Dänemark, Deutschland, England (UK), Finnland, Frankreich, Irland, Litauen, die Niederlande, Österreich, Schweden, Spanien und Tschechien.

Vertiefende Untersuchungen sind in den "Case Studies" zu Frankreich, den Niederlanden und Österreich durchgeführt worden. Anhand des sozialstaatlichen Aufbaus sowie Initiativen in einzelnen Regionen und Städten wird die konkrete Umsetzung von Prävention aufgezeigt.

Aus den Forschungsergebnissen lassen sich folgende Impulse für nachhaltige kommunale Präventionsketten in Deutschland ableiten: 

1. Das Land und die kommunalen Akteure vor Ort müssen ein gemeinsames Präventionsverständnis von gelingendem Aufwachsen entwickeln.

2. Kommunen und Regionen sollten in die präventionsrelevante Gesetzgebung eingebunden werden, um die Umsetzung vor Ort sicherzustellen.

3. Die Schule ist als Lebensort für Kinder und Jugendliche zu gestalten, unterstützt von Jugendhilfe und Gesundheitssektor.

4. Präventive Aktivitäten sollten über den öffentlichen Gesundheitssektor etabliert werden. Dies betrifft nicht nur den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD), sondern auch die ambulante und stationäre Gesundheitsversorgung, insbesondere Kinderärzt:innen und Geburtskliniken oder auch Gynäkolog:innen.

5. Individuelle Daten zur kindlichen Entwicklung sollten über den Gesundheitssektor zusammengeführt werden, um Kinderschutz zu stärken und sozialräumliche Planungen zu ergänzen.

6. Vulnerable Familien sollten über Regelinstitutionen multiprofessionell und institutionenübergreifend im Sozialraum begleitet werden, ohne sie zu stigmatisieren.

7. Prävention ist als Pflichtleistung gesetzlich festzuschreiben, um damit mehr Kindern die Chance auf Teilhabe und Selbstbestimmung zu geben.

8. Netzwerkarbeit und der Aufbau von Präventionsketten in allen belasteten Sozialräumen müssen eine sichere Finanzierung erhalten.

 

Die Publikation "Kommunale Prävention für Kinder und Familien" stellt in deutscher Sprache ausgewählte Erfahrungen aus Europa vor.

Europäische Netzwerke

"Kein Kind zurücklassen!" steht zur Studie "Making Prevention Work" mit verschiedenen europäischen Akteuren im kontinuierlichen Austausch. Insbesondere das European Social Network, EUROCHILD und die EGPA (European Group for Public Administration) haben die Studie eng begleitet und den Arbeitsfortschritt mit ihren Mitgliedern aus den einzelnen Länder diskutiert. Länderexperten haben die Studie kommentiert und wertvolle Hinweise gegeben. Auf Basis der vorliegenden Ergebnisse wird das Projekt die europäischen Anstrengungen zur Child Guarantee unterstützen. 

Die Durchführung der Untersuchung ist ESF-gefördert.