Autorinnen: Tamara Sturm-Schubert und Angela Müncher
Vielfalt fördern ist eine Fortbildung für Kollegien, die Lehrkräfte dabei unterstützt, sich auf die unterschiedlichen Ausgangslagen, Potenziale und Interessen der Schülerinnen und Schüler besser einzustellen. Lehrerinnen und Lehrer machen sich gemeinsam auf den Weg, um in Teams zu arbeiten, Entwicklungsbedarfe zu identifizieren und Unterricht weiterzuentwickeln. Den Ausgangspunkt dafür bildet die Vielfalt ihrer Schülerschaft; Ziel ist ein Unterricht, der die Fähigkeiten und Interessen aller Schülerinnen und Schüler aufnimmt und fördert.
Jedes Modul umfasst im Schnitt 2,5 Fortbildungstage und kann in einem Schulhalbjahr durchlaufen werden. Ganze Kollegien können die Fortbildung also in zwei Jahren absolvieren – wenn sich eine Schule dafür entscheidet, kann auch ein Teilkollegium die Fortbildung unter bestimmten Bedingungen so durchlaufen. Für größere Kollegien besteht die Möglichkeit, in Gruppen gestaffelt an der Qualifizierung teilzunehmen: So kann man im ersten Jahr mit einem oder zwei Jahrgangsteams beginnen (z. B. Jahrgangsstufe 5 und Jahrgangsstufe 8). Im zweiten Jahr durchlaufen diese Teams dann die Module 3 und 4, während die Teams der neuen Jahrgangsstufen 5 und 8 mit den Modulen 1 und 2 in die Fortbildung einsteigen. Auf diese Art und Weise nähmen Schritt für Schritt alle Kolleginnen und Kollegen an der Qualifizierung teil.
Ursprünglich sind wir als Projektleitung davon ausgegangen, dass es im Sinne der Schulentwicklung sinnvoll ist, dass ganze Kollegien teilnehmen. Diese Annahme sehen wir inzwischen differenzierter: Gespräche mit den Projektevaluatoren, Professor Frank Lipowsky und Daniela Rzejak, sowie dem Schulentwicklungsforscher Professor Hans-Günther Rolff haben gezeigt, dass es momentan noch wenig Empirie zu der Frage gibt, wie Schulentwicklungsprozesse besonders effektiv angestoßen und verstetigt werden können. In unserer Arbeit sind wir häufig auf ein sehr dominantes Paradigma gestoßen: Dass Schulentwicklung nur möglich ist, wenn das gesamte Kollegium sich auf den Weg macht. Für dieses Paradigma gibt es jedoch keine empirische Evidenz. Erste Auswertungen der Evaluatoren lassen sogar eher den Schluss zu, dass es sinnvoller sein kann, mit einer Gruppe motivierter Kolleginnen und Kollegen zu starten – und gleichzeitig Möglichkeiten, in den Prozess einzusteigen, offenzuhalten. Deshalb empfehlen wir Schulen, die Interesse an Vielfalt fördern haben, zu prüfen, ob sie mit dem gesamten Kollegium einsteigen wollen oder ob es für sie sinnvoller scheint, mit einer interessierten Gruppe von Kollegen zu starten. Schulen mit einem entsprechenden Interesse müssen bei ihrer Bewerbung ein Konzept vorlegen, das sich auf die Voraussetzungen bezieht. Dazu gehört unter anderem, dass die interessierten Kolleginnen und Kollegen als Jahrgangsstufenteam in die Qualifizierung einsteigen und die Schulen Strategien dazu entwickeln, wie das Gelernte Eingang in das Gesamtkollegium im Allgemeinen und insbesondere in die Fachschaften finden soll.
Koordiniert wird der Prozess an allen Schulen von der Projekt-Steuergruppe, die eine Bedingung für die Teilnahme an Vielfalt fördern darstellt. Die Steuergruppe agiert unter anderem auch als Dialogpartner zu den Projektmoderatorinnen und -moderatoren und im Kollegium.
Die vier Module der Fortbildung setzen sich zusammen aus praxisrelevantem Input, Trainingseinheiten und Reflexionen über die Weiterentwicklung des Unterrichts. Zu Beginn wird an einem pädagogischen Tag das Grundverständnis von individueller Förderung und Lernen in den Blick genommen. Die Fortbildung berücksichtigt, wo die Schule bzw. das Kollegium im Schulentwicklungsprozess steht. In ihrem Verlauf werden zunehmend auch fachspezifische Elemente aufgegriffen, sodass die Fortbildungsinhalte und -ergebnisse auch in die Arbeit der Fachkonferenzen einfließen können.
Bestimmte Prinzipien ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Fortbildung:
- Arbeit in Teams: Die Teams variieren je nach Entwicklungsfokus und Bedarfen der Kolleginnen und Kollegen. Es wird in Klassen-, Jahrgangs- oder Fachteams gearbeitet.
- Kollegiale Unterrichtshospitationen: Gegenseitige Hospitationen werden gleich im ersten Modul eingeführt und finden in allen Folgemodulen statt. Dazu wird der Unterricht von den Kolleginnen und Kollegen gemeinsam geplant. Die Auswertung der Hospitationen bildet den Ausgangspunkt für das nächste Entwicklungsvorhaben.
- Entwicklung entlang des Qualitätszirkels zur Unterrichtsentwicklung: Die Arbeit an Aspekten des Unterrichts folgt immer einem bestimmten Muster: Zunächst erheben die Teams einen Ist-Stand; davon ausgehend klären sie Entwicklungsbedarfe, legen Ziele fest und planen entsprechende Maßnahmen; anschließend setzen sie diese Maßnahmen um und evaluieren ihre Wirkung.
Im Folgenden wird das inhaltliche Curriculum der Fortbildung vorgestellt. Im Laufe der Zeit sind die Möglichkeiten, es an die Bedarfe der einzelnen Schulen anzupassen, gewachsen. Schulen können und sollen also eigene Schwerpunkte setzen, was auch die Reihenfolge der einzelnen Bausteine beeinflussen kann. Dazu stimmt die Projekt-Steuergruppe sich mit den Moderatorinnen und Moderatoren ab.
- Modul 1. Kooperative Unterrichtsentwicklung durch kollegiale Teams
- Modul 2. Diagnostik: Identifizierung von Potenzialen und Interessen sowie Evaluation
- Modul 3. Didaktik: Lernen und Lehren – Potenziale fördern und kompetenzorientiert unterrichten (Teil 1)
- Modul 4. Didaktik: Lernen und Lehren – Potenziale fördern und kompetenzorientiert unterrichten (Teil 2)