Illustration: drei Lehrer scribbeln bzw. arbeiten an einem Schreibtisch
Bertelsmann Stiftung / Simone Ott

Mariola Meyer: Modul 1. Kooperative Unterrichtsentwicklung durch kollegiale Teams

 

Vom ersten Modul an geht es in Vielfalt fördern um Unterrichtsentwicklung. Lehrerinnen und Lehrer machen sich auf den Weg, um den Unterricht so weiterzuentwickeln, dass die Schülerinnen und Schüler ihren jeweiligen Fähigkeiten und Interessen entsprechend besser lernen können. Dies kann nur dann Wirkung zeigen und nachhaltig sein, wenn die Kolleginnen und Kollegen einer Schule diesen Prozess gemeinsam angehen. Denn, "[j]ede Lehrperson kann ihren Unterricht aktualisieren, aber niemand kann den Unterricht allein entwickeln" (Rolff 2012: Grundlagen der Schulentwicklung. In: Buhren, C. G.; Rolff, H.-G. (Hrsg.): Handbuch Schulentwicklung und Schulentwicklungsberatung. Weinheim: Beltz, S. 12-39).

Das Herzstück des Moduls bilden kollegiale Unterrichtshospitationen, die von den Lehrerinnen und Lehrern durchgeführt werden, um ihre Unterrichtspraxis zu reflektieren, die Qualität ihres Unterrichts weiterzuentwickeln und zu evaluieren. In Teams wird zu den Entwicklungsbereichen Classroom Management oder Kooperatives Lernen gearbeitet, perspektivisch soll dies auch zum Schwerpunkt "Sprachbildung" möglich sein.

Die vier Bausteine des Moduls Teamentwicklung erstrecken sich über vier Halbtage und einen Ganztag (alternativ: sechs Halbtage).

  • Baustein 1: Heterogenität: Verständnis und Praxisreflexion als Voraussetzung für gemeinsames Handeln (1 Halbtag)
  • Baustein 2: Teams bilden – stärken – entwickeln (1 Halbtag)
  • Baustein 3: Kollegiale Unterrichtshospitation und Unterrichtsentwicklung zum Entwicklungsbereich Classroom Management oder Kooperatives Lernen, perspektivisch auch zu "Sprachbildung" (1 Halbtag und 1 Ganztag, alternativ insgesamt 3 Halbtage; danach bis zum nächsten Baustein ausreichend Zeit zum Hospitieren)
  • Baustein 4: Auswertung der kollegialen Unterrichtshospitation und weitere Maßnahmenplanung (1 Halbtag) 
Abbildung 1: Der Gesamtzusammenhang in Modul 1

Im ersten Baustein entwickeln die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fortbildung ein gemeinsames Verständnis von Heterogenität und reflektieren ihre Unterrichtspraxis im Umgang mit der Vielfalt ihrer Schülerinnen und Schüler. Auf diese Weise rückt erstmals der Unterricht ins Zentrum der Betrachtung, und zwar sowohl bezogen auf erfolgreiche Praxis als auch mit einem ersten Blick auf Entwicklungsbedarfe und -ziele. Damit wird eine Grundlage für Teamarbeit und Unterrichtsentwicklung geschaffen, die in den weiteren Bausteinen vertieft wird.

Der zweite Baustein thematisiert die Frage, welche Rolle das Team für eine wirkungsvolle und nachhaltige Unterrichtsentwicklung spielt. Die Sichtweisen auf und Erfahrungen mit der Arbeit in Teams, speziell in Klassenteams, sind sehr unterschiedlich. Um eine Grundlage für gute Zusammenarbeit zu schaffen oder eine solche weiter zu befördern, werden Vorerfahrungen der Lehrerinnen und Lehrer mit Teamarbeit und ihre Einstellungen dazu aufgegriffen. Ziel dieses Bausteins ist, professionelle Lerngemeinschaften zu bilden, in denen unterrichtliches Handeln reflektiert und daraus verbindliche Arbeitsweisen im Klassenteam abgeleitet und festgelegt werden können. Damit dies gelingen kann, definieren die Kolleginnen und Kollegen auch ein Qualitätsverständnis in Bezug auf ihre eigeneZusammenarbeit.

Nachdem die Lehrerinnen und Lehrer sich in den ersten beiden Bausteinen über den Umgang mit der Heterogenität ihrer Schülerinnen und Schüler sowie über eine gute Zusammenarbeit im Team verständigt haben, wird im dritten Baustein in die Kollegiale Unterrichtshospitation (KUH) bezogen auf den gewählten Entwicklungsschwerpunkt eingeführt.

Dabei werden Hospitationen Schritt für Schritt den Kolleginnen und Kollegen nähergebracht: zunächst durch Beispiele aus der Praxis, dann über eine Reflexion der Bedingungen, die aus Sicht der Teilnehmer erfüllt sein müssen, und schließlich über die Verabredung von Zielen, Regeln und Ablauf einer Hospitation. Da Feedback ein wichtiges Element der Hospitationen ist, wird genau miteinander besprochen und vereinbart, wie es in förderlicher Weise geäußert werden kann.

Als inhaltlichen Schwerpunkt für die Hospitation wählen die Kolleginnen und Kollegen zunächst einen der Entwicklungsschwerpunkte aus, zu dem es dann einen halbtägigen Input gibt. Für die Hospitation fokussieren sie innerhalb des gewählten Schwerpunkts auf einen Aspekt, für den Bereich des Classroom Managements z. B. auf das Trainieren und Einfordern gemeinsam gültiger und nachvollziehbarer Regeln. Die Unterrichtsstunde planen

die Kolleginnen und Kollegen zusammen: Unterricht wird auf diese Weise im Rahmen der KUH also nicht nur deprivatisiert, sondern bereits im Vorhinein zu einem gemeinsamen Vorhaben. Deshalb nimmt die Planung im Team einen besonderen Stellenwert innerhalb dieses Herzstücks des Moduls ein.

Für die Hospitation der gemeinsam geplanten Unterrichtsstunde oder auch nur einer bestimmten Sequenz in einer Stunde vereinbaren die Kollegen vorab, worauf der Beobachtungsfokus gelegt werden soll: Dies können zum Beispiel verschiedene Schülerinnen und Schüler sein, um zu eruieren, ob und inwiefern bestimmte Impulse das bewirken, was in der Planung angedacht war.

Nach dem dritten Baustein benötigen die Kolleginnen und Kollegen genügend Zeit, um die vereinbarten Hospitationen durchzuführen. Koordiniert werden diese von den schulischen Projekt-Steuergruppen. 

Im vierten Baustein werden die Hospitationen ausgewertet. Das findet auf zwei Ebenen statt: 1. Bezogen auf die Hospitationen selbst: Was ist gut gelaufen? Was sollte bei der nächsten Hospitationsrunde geändert, was könnte noch verbessert werden? 2. Bezogen auf den jeweils gewählten inhaltlichen Schwerpunkt (Classroom Management, Kooperatives Lernen,  perspektivisch auch "Sprachbildung"): Sind die festgelegten Ziele erreicht worden oder nicht? Welche Elemente fehlen zur Zielerreichung? Welche Schritte müssen noch gegangen werden, um das Ziel zu erreichen? Davon ausgehend planen die Teams eine doppelte Entwicklungsmaßnahme. Diese bezieht sich einerseits auf einen Aspekt der Zusammenarbeit im Team, andererseits auf einen Aspekt des jeweils gewählten inhaltlichen Schwerpunktes. Dafür erarbeiten sie einen Maßnahmenplan und bestimmen, wann und wie sie diese Maßnahme evaluieren wollen. Diese Details halten sie in einer schriftlichen Vereinbarung fest, bevor sie die Entwicklungsmaßnahme umsetzen.

Die Bausteine 3 und 4 bilden eine zentrale Gelenkstelle für die gesamte Fortbildung: Hier wird eine Unterrichtsentwicklungsmaßnahme formuliert, geplant, umgesetzt und schließlich in ihrer Wirkung überprüft. Zunächst wird dazu der Ist-Stand analysiert, und auf dieser Basis werden die Ziele und der Auftrag für die Unterrichtsentwicklung geklärt. Dieser Vorgehensweise – entlang der Schritte des Qualitätszirkels (s. Abbildung 2) – folgen auch die Unterrichtsentwicklungsmaßnahmen, die in den weiteren Modulen durchgeführt werden.

Abbildung 2: Der Qualitätszirkel der Unterrichtsentwicklung