Die Eisenbahnstraße in Leipzig.

Street Credibility

Leipzigs Eisenbahnstraße ist in vielerlei Hinsicht ein Phänomen. Zunächst einmal demographisch: 73 verschiedene Nationalitäten leben dort, im Osten der Stadt, wo der Migrantenanteil 30 Prozent beträgt. Ebenfalls überdurchschnittlich hoch ist die Quote von Hartz IV-Empfängern – allerdings auch der Studentenanteil. Eine exotische Mischung, die der Eisenbahnstraße ein ganz eigenes Gesicht verleiht und sie von den übrigen Teilen Leipzigs abhebt. Anwohner wie der türkische Cafébesitzer Yakut fühlen sich hier ganz zu Hause.

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Auch in der Polizeistatistik ist die Eisenbahnstraße eine bekannte Größe. Hier treten Gewalt, Drogen und Kriminalität offener zutage als anderswo. Die Leipziger Polizei spricht von einem "kriminalgeographischen Schwerpunkt", Boulevard-Medien reden von der "gefährlichsten Straße Deutschlands". Sozialpolitische Schlüsselbegriffe wie Chancengleichheit und soziale Durchlässigkeit stoßen manchmal auf eine harsche Realität, wovon auch die Lehrerin Damaris Seidler ein Lied singen kann.

Doch es lässt sich auch Positives über die berühmt-berüchtigte Meile berichten. Es gibt wohl kaum einen anderen Ort, an dem so ein intensiver kultureller Austausch stattfindet. Wo der türkische Metzger nebenan beim alteingesessenen "Messer Müller" sein Werkzeug einkauft. Man kennt sich: Nicht umsonst nennen sich die Bewohner selbst "Eisenbahner" – und zwar mit einigem Stolz.

Über die Autorin

Judith Koch (*1989) studiert Journalistik und Politikwissenschaften an der Technischen Universität Dortmund und ist freie Autorin beim Westdeutschen Rundfunk, wo sie von 2015 bis 2016 ihr Volontariat absolvierte. Von Februar bis Juni 2017 studierte sie an der Università degli Studi di Perugia in Italien und arbeitete nebenbei für den WDR Hörfunk.