Eine Koalition mit der rechtsextremen SPD und der Kommunistischen Partei scheint dagegen schwer vorstellbar, auch wenn Babiš für Ad-hoc-Kooperation offen war. Als Geschäftsmann mit unternehmerischer Denkweise wird er immer bereit sein, einen Handel abzuschließen, von dem er profitiert. Doch eine Regierungskoalition mit diesen Partnern wäre sehr wackelig und würde wenig dazu beitragen, Babiš’ schlechtes Image auf der internationalen Bühne zu verbessern. Durch eine Allianz mit den Xenophoben würde er sein Ansehen wohl kaum steigern können. Er möchte nicht länger mit Viktor Orbán und Jarosław Kaczyński verglichen und als neuer mitteleuropäischer Semi-Autokrat gesehen werden. Aus der Verbindung mit den beiden europäischen „kulturellen Konterrevolutionären“ – dieses Label verpassten sich Orbán und Kaczyński selbst bei einem öffentlichen Auftritt 2016 – entsteht ihm keinerlei Nutzen.
Anders als in Ungarn oder Polen fußt Babiš’ Populismus nicht auf einer umfassenden Ideologie, die kulturell und historisch begründet wird. Sein Aufbegehren gegen die „traditionelle politische Klasse“ macht auch vor Brüssel nicht Halt, doch ist Babiš nicht, wie er oft betont, per se gegen die Europäische Union. Über die EU äußert er sich nur sehr vage, doch es ist davon auszugehen, dass Tschechien seinen insgesamt pragmatischen Weg beibehalten wird. An den beiden Kernpunkten wird sich nichts ändern. Zum einen wird die Tschechische Republik weiterhin gegen die Umverteilung von Asylsuchenden vorgehen und freiwillig keine Flüchtlinge aufnehmen und zum anderen wird es mit Babiš keinen Beitritt zur Eurozone geben, denn er folgt hier der Mehrheit der Tschechen: 80 Prozent lehnen die Einheitswährung ab.
Auch das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen Ende Januar könnte die innenpolitische Entwicklung beeinflussen. Noch innerhalb seiner auslaufenden Amtszeit wird Zeman im Februar Babiš erneut zum Premierminister berufen und ihn zum zweiten Mal mit der Regierungsbildung beauftragen. Falls Zeman die Wahlen verliert, bleibt Babiš nur wenig Zeit, sich vor der Amtsübernahme durch Drahoš mit den Sozialdemokraten zu einigen und die Duldung der Kommunistischen Partei zu erreichen. Drahoš würde Babiš sicher weniger entgegen kommen als Zeman. Falls es doch zu vorgezogenen Neuwahlen kommen sollte, könnte dem neu- (oder wiedergewählten) Präsidenten die Rolle zufallen, das Datum dafür festzulegen. Eine Koppelung an die Kommunal- und Senatswahlen, die im September oder Anfang Oktober stattfinden müssten, wäre für Babiš die beste Option. Eine Superwahl im Herbst würde ihm einen echten Erdrutschsieg bescheren.
Vít Dostál ist Forschungsdirektor der Association for International Affairs (AMO) in Prag, Tschechien. Er ist Autor und Herausgeber von Publikationen zur tschechischen Außenpolitik und über Mitteleuropa.
Aus dem Englischen übersetzt von Karola Klatt.