In der deutschen Sprache bedeutet zum Beispiel der Begriff „Stabilität“, die Gesellschaft durch friedlichen Wandel zu stärken. In der arabischen Welt versteht man unter dem Begriff das Festhalten autoritärer Systeme am Status quo. Dieser Unterschied verdeutlicht die Differenzen in der europäisch-arabischen Dialogkultur. Sprache drückt Kultur aus, dies ist besonders bei wichtigen Worten internationaler Diplomatie von hoher Bedeutung. Vor diesem Hintergrund wurde die Konferenz „Grundlagen des Dialogs in Europa und der arabischen Welt“ von der in Berlin ansässigen Candid Foundation, der Hedayah Foundation aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Programm „Europas Zukunft“ der Bertelsmann Stiftung organisiert.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Dr. Markus Kerber, den Staatssekretär des Bundesministeriums des Inneren, der unter anderem die Deutsche Islamkonferenz leitet. In seiner Rede ging er besonders auf die Innen- und Außendimension der Rolle des Islams in Deutschland sowie auf die Dialogkultur ein. Zudem thematisierte er die Finanzierung deutscher Moscheen aus dem Ausland, wie aus der Türkei, Katar oder Saudi-Arabien. Dr. Kerber betonte die Wichtigkeit des deutsch-islamischen Austausches. Zwar sei durch Veranstaltungen wie die Deutsche Islamkonferenz ein erster Impuls für den interkulturellen Austausch gesetzt, dennoch müsse weiterhin an dem deutsch-islamischen Dialog gearbeitet werden, um eine breitere Grundlage für ein friedliches Miteinander zu schaffen.
Im Verlauf der Konferenz diskutierten die rund 40 angesehenen Expert*innen aus Europa und der arabischen Welt auch über die Themen „Trennung von Staat, Justiz und Religion“ sowie „Religion und Vielfalt des Denkens“.
Die erste Diskussionsrunde widmete sich der Fragestellung, ob für die öffentliche Debatte in Europa und der arabischen Welt ein neuer Verhaltenskodex benötigt werde. Dabei hoben die Expert*innen hervor, dass sich die europäisch-arabische Debatte verändert habe, es vermehrt zu einem Zerfall der Diskussionskultur und dem Prozess der Tribalisierung komme. Ein weiterer Impuls thematisierte die eingeschränkte Arbeits- und Redefreiheit für Wissenschaftler und Journalisten im arabischen Raum. Freie Sprache sei nur noch in wenigen Ländern möglich. Zwar dienen das Internet und die Sozialen Medien als Plattform für erleichterte Meinungsäußerungen, allerdings werden auch die Kontroll- und Unterdrückungsmöglichkeiten durch autoritäre Regime zunehmend größer.