Europa bei Nacht von oben

Europa geht ein Licht auf – Wie die EU-Milliarden wirken

Die EU gibt ein Drittel ihres Geldes für strukturschwache Regionen aus. Kommt dies bei den Bürger:innen an? Unsere Studie zeigt: Geförderte Gemeinden wachsen tatsächlich stärker. Dies können wir für eine Pilotregion aus deutschen, polnischen und tschechischen Gemeinden durch Satellitenbilder nachzeichnen. So ungreifbar für viele die Beschlüsse in Brüssel oftmals sein mögen – die EU wirkt vor Ort.

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Natascha Hainbach
Project Manager
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Dr. Katharina Gnath
Senior Project Manager
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Jasmin Ruhnke
Senior Project Assistant

Inhalt

Viele Europäer:innen haben schon einmal den Bau eines Gebäudes, einer Straße oder einer Brücke gesehen, der von der EU gefördert wurde. Oft machen darauf große Baustellenschilder mit einer Europaflagge aufmerksam. Doch Effekte, die teils mit dem bloßen Auge leicht zu erkennen und auch lokalen Bewohner:innen bekannt sind, sind im größeren Kontext ökonomisch schwierig zu messen und auszuwerten. Ein einheitliches und EU-weites Monitoring der Regionalförderung auf kommunaler Ebene gibt es nämlich nicht.

Unser neues Projektmodul hat den Zusammenhang zwischen EU-Förderpolitik und kleinräumiger wirtschaftlicher Entwicklung untersucht. Unsere quantitative Studie verfolgte dabei einen innovativen Ansatz: Für eine Pilotregion im Grenzgebiet Deutschland-Polen-Tschechien wurde für die Förderzeiträume 2007-2013 und 2014-2020 zunächst ein umfangreicher Datensatz mit Informationen zu 119.116 Förderprojekten auf der Ebene von 6571 Gemeinden aufgebaut. Die Förderdaten wurden dann ergänzt durch Daten zu wirtschaftlicher Aktivität in den beobachteten Gemeinden, die auf Satellitenaufnahmen und vor allem Nachtlicht-Emissionen fußen.

Unsere betrachtete Pilotregion (rot) und Analyselevel (gelb)

Es zeigt sich: Gemeinden, die mehr EU-Förderung erhielten, sind auch wirtschaftlich stärker gewachsen. So haben beispielsweise geförderte Infrastrukturprojekte, wie der Ausbau einer Landstraße, zu einer besseren Anbindung der umliegenden Ortschaften geführt, was wiederum die Attraktivität für die Ansiedlung von Unternehmen gefördert sowie neue Jobs geschaffen hat. Im Betrachtungszeitraum ist zudem eine ökonomische Angleichung der Lebensverhältnisse innerhalb der Pilotregion zu verzeichnen. Ebenso gibt es positive „Spillover“-Effekte, was bedeutet, dass räumlich angrenzende Gemeinden von der direkt geförderten Gemeinde auch profitieren.

Die Stadt Borna (Deutschland) im Jahr 2000, aus dem Weltall betrachtet. Je mehr gelbe Fläche, desto mehr Nachtlicht.

Die Stadt Borna (Deutschland) im Jahr 2013, aus dem Weltall betrachtet. Je mehr gelbe Fläche, desto mehr Nachtlicht.

Datengestützte Analysen stellen ein hilfreiches Mittel dar, um Debatten um die EU-Ausgabenpolitik mit größerer empirischer Evidenz zu unterfüttern und eine passgenauere Kohäsions- und Strukturpolitik zu entwickeln. Mit dem neuen mehrjährigen Finanzrahmen der EU für 2021-2027 in Höhe von rund einer Billion Euro – etwa ein Drittel davon ist für die regionale Politik vorgesehen – wird die Analyse der kohäsionspolitischen Ausgaben wichtiger denn je sein. Unsere Arbeit und dabei insbesondere die innovative Technik der Zuhilfenahme von Satellitendaten ist daher ein guter Ausgangspunkt für die weitere Forschung zu kleinräumigen Effekten öffentlicher Ausgaben der EU.