Eurozeichen-Skulptur vor der Frankfurter EZB

Stabilität Europäischer Banken: das Schicksal des Europäischen Bankensystems hängt von der wirtschaftlichen Erholung ab

Covid-19 hat die Volkswirtschaft stark belastet. Bis jetzt haben die Banken der Belastung standgehalten. Aber können sie auch einem verlängerten Abschwung trotzen, oder werden die Auswirkungen der Corona Krise am Ende schlimmer sein als die der Finanzkrise? Eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung in Kooperation mit dem Jacques Delors Centre untersucht die Stabilität der Bankensysteme in der Eurozone.

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Die Corona Krise hat die Weltwirtschaft enorm belastet und könnte die Wirtschaft letztendlich schwerer treffen als die große Finanzkrise. Die politischen Entscheidungsträger in Europa reagierten auf die aktuelle Krise und griffen schnell in die Realwirtschaft sowie auf die Finanzmärkte ein, hauptsächlich indem sie der Wirtschaft Liquidität zur Verfügung stellten. Bisher haben europäische Banken der Belastung standgehalten, doch wie sieht es im Falle eines anhaltenden wirtschaftlichen Abschwungs aus? Unsere neue Studie "The Corona crisis and the stability of the European banking sector" untersucht die Stabilität europäischer Bankensysteme. Für die Analyse kombiniert die Studie die neuesten Wirtschaftsprognosen mit den Ergebnissen des Stresstests 2018 der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde.

Jüngste BIP-Prognosen zeigen, dass der Abschwung und die Erholung in verschiedenen EU Ländern sehr unterschiedlich ausfallen könnte. Die Prognosen zeigen auch, dass die aktuelle Krise schlimmer sein könnte als die große Finanzkrise. Im Gegensatz zur Finanzkrise ist die Corona Krise allerdings das Ergebnis eines exogenen Schocks. Während in der Finanzkrise das Finanzsystem die Realwirtschaft negativ beeinflusste, führte die aktuelle Krise zunächst zu einem Einbruch der Realwirtschaft. Inwiefern könnte dieser Zusammenbruch der realen Wirtschaftsaktivität die Stabilität des Bankensystems als Teil des Finanzsystems untergraben?

Können europäische Banken dem Corona Schock standhalten?

Um diese Frage zu bewerten, vergleicht das Papier die BIP-Entwicklungen unter dem Basisszenario und dem negativen Szenario der europaweiten Bankstresstests der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) aus dem Jahr 2018 mit den volkswirtschaftlichen Voraussagen des IWF im April 2020. Der Vergleich zeigt, dass das reale BIP des Euroraums im ersten Jahr der Krise voraussichtlich stärker schrumpfen wird als im EBA-Szenario. Im zweiten Jahr der Krise sehen die Szenarien recht ähnlich aus. Im Fall von Deutschland liegen die Prognosen für das zweite Jahr über dem Euro-Durchschnitt und dem EBA-Szenario. Im Gegensatz dazu liegen die Prognosen für Italien und insbesondere für Spanien deutlich unter den von der EBA für ihren Test angenommenen Prognosen.

Die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Bankensektor hängen hauptsächlich von der bevorstehenden wirtschaftlichen Erholung ab.

Um die Auswirkungen der Krise auf die Stabilität des Bankensystems zu bewerten, werden die Auswirkungen auf die Kapitalquoten - einer der wichtigsten Größen zur Bewertung der Stabilität von Bankensystemen - in einer ausgewählten Anzahl von EU Mitgliedstaaten dargestellt. Unter der Annahme, dass die Volkswirtschaften 2021 die Hälfte ihrer Verluste aus dem Jahr 2020 wieder ausgleichen, wird das Kapital der Banken in Teilen des Euroraums stark sinken.

Die Analyse deutet darauf hin, dass die Corona-Krise ohne staatliche Hilfsmaßnahmen verheerende Auswirkungen auf die Bankensysteme in einer Reihe europäischer Länder - wie Frankreich und Spanien - haben könnte, in anderen Ländern die Stabilität jedoch nicht stark beeinträchtigt.

Die Art des Schocks deutet darauf hin, dass die Unterstützung der wirtschaftlichen Erholung die beste derzeit verfügbare Politik ist, um die Bankensysteme in Zukunft vor schnell steigenden Ausfällen zu schützen. Angesichts des mangenden Spielraums für fiskalische Maßnahmen in einer Reihe von Mitgliedstaaten könnte der kürzlich von der Europäischen Kommission vorgeschlagene EU-Rettungsplan „Next Generation EU“ einen wertvollen Beitrag dazu leisten. Auch im Hinblick auf eine mögliche zweite Covid-19 Welle, die das Risiko langanhaltender negativer Auswirkungen birgt, ist eine ausreichende wirtschaftliche Unterstützung unabdingbar. Die aktuelle Krise zeigt, dass die EU weiter an ihrer Resilienz arbeiten muss. Auf die lange diskutierte Vollendung der Bankenunion und den Aufbau eines Europaweiten Kapitalmarkts wirft die Krise daher ein neues Licht.