Die Bundesregierung versucht mit milliardenschweren Hilfsprogrammen und Konjunkturpaketen die Folgen der Corona-Pandemie abzumildern. Viele Branchen wie der Tourismus, das Hotel- und Gastgewerbe sind massiv vom Lockdown betroffen. Ebenso Branchen, die stark in internationale Lieferketten eingebunden sind, wie die Metall- und Elektroindustrie und der Fahrzeugbau, kämpfen mit Verlusten. Gerade in den krisengebeutelten Branchen dürften manche Unternehmen die Krise nicht überstehen. Angeschlagene Unternehmen wiederum sind gute Übernahmekandidaten. Es droht eine Zunahme der Marktkonzentration zugunsten weniger Konzerne.
Marktkonzentration gefährdet Innovationsstandort Deutschland
Die Corona-Pandemie trifft die deutsche Wirtschaft hart. In vielen krisengebeutelten Branchen drohen Insolvenzen und eine Konzentration der Marktmacht auf wenige Konzerne. Das wird Folgen für den Innovationsstandort Deutschland haben.
Je schwächer der Wettbewerb, desto weniger investieren die Unternehmen in Innovationen
Diese Konzentrationstendenzen können schwere Folgen für den Innovationsstandort Deutschland haben, so unsere neue Studie. Das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung hat dabei die Bedeutung des Wettbewerbs für Produktivität und Innovationsaktivitäten in Deutschland untersucht. Und hier zeigt sich: Je schwächer der Wettbewerbsdruck, desto weniger investieren die Unternehmen in ihre Innovationsaktivitäten. Für die Gesamtwirtschaft führt ein Anstieg der Marktmacht um ein Prozent zu einem Rückgang der Innovationsausgaben um 1,7 Prozent. Am stärksten ist der Effekt in der Industrie. Hier gehen die Innovationsausgaben gar um 3,7 Prozent zurück. Gerade in dieser Schlüsselbranche ist Wettbewerb somit ein wichtiger Treiber für Innovationen und somit für die gesamtwirtschaftliche Produktivität.
Kleine Unternehmen weniger krisenfest
Es gilt also den Wettbewerb in den Märkten so gut es geht zu schützen. In der Vergangenheit ist das in Deutschland recht gut gelungen. Nach einen leichten Einbruch in der Finanzkrise ist die Marktmacht der deutschen Unternehmen nur moderat angestiegen. Die durchschnittlichen Preisaufschläge liegen bei 30-45 Prozent und damit im europäischen Durchschnitt. Ebenso waren bislang keine wesentlichen Konzentrationstendenzen zu verzeichnen.
Doch die Erfahrungen aus der Finanzkrise zeigen auch, dass gerade kleine Unternehmen deutlich weniger krisenfest waren als große Unternehmen. Sie brauchten deutlich länger, um sich von den Folgen der vergangenen Finanzkrise zu erholen, wie unsere Studie zeigt. Ein Muster, das vermutlich auch in der derzeitigen Krise anhalten und sich gar noch verschärfen wird. Doch bilden gerade die kleinen und mittleren Unternehmen ein wichtiges Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft. Die Politik ist somit gefragt, die Unternehmen zu stützen, die noch vor der Krise ein gut funktionierendes Geschäftsmodell hatten. Ansonsten droht eine Verschiebung der Marktmacht zugunsten der Großkonzerne. Eine solche Konzentration, das weisen wir in unserer Studie nach, wird den Innovationsstandort Deutschland gefährden.
Die vorliegende Studie ist Teil der weltweiten Recherchen zum Reinhard Mohn Preis 2020 der Bertelsmann Stiftung zum Thema "Innovationskraft stärken. Potenziale erschließen." Der Preis befasst sich mit der Herausforderung, wie Deutschland und Europa den technologischen Wandel zum Wohle der Gesellschaft vorantreiben können.
Der Reinhard Mohn Preis 2020 geht an den Vorsitzenden des "Peres Center for Peace and Innovation", Nechemia ("Chemi") Peres. Damit würdigt die Bertelsmann Stiftung den Unternehmer für sein herausragendes Engagement für Innovationsförderung, das gleichermaßen im Dienst von Wirtschaft und Gesellschaft steht. Die feierliche Preisverleihung findet wegen der Corona-Pandemie im Jahr 2021 statt.
Der Reinhard Mohn Preis ist mit 200.000 Euro dotiert und wird seit 2009 von der Bertelsmann Stiftung an international renommierte Persönlichkeiten verliehen, die sich um wegweisende Lösungen für gesellschaftliche und politischen Herausforderungen verdient gemacht haben.