In Deutschland werden weniger Fachkräfte ausgebildet. Gleichzeitig sind die Ausbildungschancen von Jugendlichen stark abhängig vom Wohnort und vom erreichten Schulabschluss. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Ländermonitor berufliche Bildung 2017“ werden Chancengerechtigkeit und Leistungsfähigkeit der beruflichen Bildung in den Bundesländern vergleichend und im Zeitverlauf untersucht.
In Deutschland werden weniger Fachkräfte ausgebildet. Gleichzeitig sind die Ausbildungschancen von Jugendlichen stark abhängig vom Wohnort und vom erreichten Schulabschluss. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Ländermonitor berufliche Bildung 2017“ werden Chancengerechtigkeit und Leistungsfähigkeit der beruflichen Bildung in den Bundesländern vergleichend und im Zeitverlauf untersucht.
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Wie verschieden sind die Ausbildungschancen z.B. in Bayern und Niedersachsen? Anhand von quantitativen Indikatoren untersucht der Ländermonitor berufliche Bildung, wie sich die Situation der Berufsausbildung sowohl für Ausbildungssuchende als auch für Betriebe zwischen den Bundesländern unterscheidet.
Immer weniger Betriebe bilden aus. Die Ausbildungsbetriebsquote ist in allen Bundesländern seit 2010 rückläufig, am stärksten bei kleinen Betrieben mit bis zu 50 Beschäftigten und am stärksten bei großen Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten. Besonders stark ist die Ausbildungsbetriebsquote der kleinen Betriebe in den östlichen Bundesländern zurückgegangen. Die Ausbildungsbetriebsquote sagt aber nichts über die Ausbildungsleistung aus. Kleine Betriebe, die ihren einzigen Ausbildungsplatz nicht mehr anbieten, werden als nicht-ausbildend gezählt. Große Betriebe können ihre Ausbildungsaktivität um die Hälfte reduzieren, werden aber trotzdem zu den ausbildenden Betrieben gezählt.
Weniger Auszubildende und mehr Beschäftigte
Im Vergleich zur Zahl der Beschäftigten in Deutschland gibt es immer weniger Auszubildende. Kamen 2007 bundesweit noch 6,4 Auszubildende auf 100 Beschäftigte, waren es 2015 nur noch 5,1.
Ein Viertel aller Ausbildungsverträge wird vorzeitig gelöst
Verträge in der dualen Ausbildung sind seit 2007 instabiler geworden. Bundesweit jeder vierte von Ihnen wird vorzeitig gelöst. Vertragslösungen sind nicht gleich Ausbildungsabbrüche. In vielen Fällen setzen die Jugendlichen ihre Ausbildung einfach in einem anderen Betrieb fort. Vertragslösungen verursachen aber Kosten sowohl bei Jugendlichen als auch bei Betrieben. Besonders viele Ausbildungsverträge werden im Handwerk gelöst, besonders wenige im öffentlichen Dienst.
Die Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt nehmen zu
2016 blieben mehr als 40.000 Ausbildungsstellen unbesetzt. Das entspricht 7,7 Prozent aller angebotenen Stellen. Gleichzeitig waren etwa doppelt so viele Bewerber für eine Ausbildung erfolglos. Diese Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt entstehen, wenn Betriebe Ausbildungsberufe anbieten, die die Jugendlichen nicht nachfragen und umgekehrt. Auch geografisch kommen Bewerber und Betriebe oft nicht zusammen.
Die Perspektiven für Ausbildungsbewerber haben sich verbessert
Da die Nachfrage nach dualer Ausbildung in den vergangenen Jahren stärker gefallen ist als das Angebot an Stellen, haben sich die Perspektiven für den einzelnen Bewerber verbessert. 2007 standen 100 Bewerben rechnerisch nur 85 Ausbildungsplätze zur Verfügung. 2016 waren es bereits 94. Allerdings bestehen hier erhebliche regionale Unterschiede.
Studie: Entwicklung der Berufsausbildung in Klein- und Mittelbetrieben
Die Entwicklung von Ausbildung und Beschäftigung hat sich in den letzten Jahren entkoppelt. 6,7 % weniger Auszubildende als noch 1999 lernen in deutschen Betrieben, während sich parallel die Zahl der Beschäftigten um 12,1 Prozent erhöht hat. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Untersuchung der Ausbildungsbeteiligung nach Betriebsgrößen und Branchen.
Wenn gleichzeitig unvermittelte Bewerber und unbesetzte Ausbildungsstellen vorhanden sind, spricht man von Passungsproblemen bzw. Mismatch. Dieser hat sich seit 2009 mehr als verdreifacht. Es lassen sich drei Mismatch-Typen unterscheiden: (a) Jugendliche finden keinen Ausbildungsplatz in einem Beruf, obwohl Betriebe in der Region unbesetzte Stellen haben (eigenschaftsbezogen). (b) Jugendliche und Betriebe befinden sich in unterschiedlichen Regionen (regional). (c) Unbesetzte Stellen passen nicht zu den beruflichen Interessen der Jugendlichen (berufsfachlich).
Passungsprobleme (nach Ländern)
Passungsprobleme regional unterschiedlich
Die Ursachen für Passungsprobleme bzw. Mismatch unterscheiden sich in den Ländern. In den Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin macht beispielsweise der eigenschaftsbezogene Mismatch mehr als zwei Drittel der Passungsprobleme aus. Dagegen liegt dieser Wert in den ostdeutschen Flächenländern deutlich unter 50 Prozent.
Angebots-Nachfrage-Relation
Verbesserte Perspektiven für Ausbildungssuchende
Das Angebot an Ausbildungsplätzen pro 100 Bewerbern ist bundesweit seit 2009 deutlich gestiegen und liegt 2018 bei 96,6. In Bayern, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern sowie im Saarland gibt es mehr Ausbildungsplätze als Bewerber. Besonders niedrig ist die Angebots-Nachfrage-Relation dagegen in Berlin und Hamburg.
Schulberufssystem
Ausbau des Schulberufssystems verlangsamt
Ein Viertel der 16- bis 21-jährigen absolviert eine Ausbildung im Schulberufssystem, besonders im Bereich Gesundheit, Erziehung & Soziales. Im Ländervergleich zeigen sich sehr große Unterschiede.
Neuzugänge
Neuzugänge in Ausbildung regional unterschiedlich
Eine vollqualifizierende Ausbildung ist im dualen oder im Schulberufssystem möglich. Die Chance, in Ausbildung einzumünden, unterscheidet sich deutlich zwischen den Ländern. Am besten ist die Situation für ausbildungsinteressierte Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Brandenburg sowie Bayern, wo über 80 Prozent von ihnen in eine Ausbildung einmünden.
Neuzugänge
Hauptschüler mit geringen Chancen
Die Chance auf Ausbildung hängt stark vom Schulabschluss ab. Während im Durchschnitt mehr als 70 Prozent aller ausbildungsinteressierten Jugendliche eine berufsqualifizierende Ausbildung beginnen, ist es von den Bewerbern mit maximal Hauptschulabschluss nicht einmal jeder zweite.