„Unser Ziel war es, geflüchteten Journalisten zu ermöglichen, in ihrem eigenen Beruf zu arbeiten“, so Klaas Glenewinkel (Managing Director MiCT) zum Projekt Exile Media Hub Brandenburg. Mit dieser Zielsetzung wurde ein Gebäude gesucht und gefunden. In mehreren „Town Hall Meetings“ wurde erfolgreich versucht, die Einwohner:innen des Ortes Schmerwitz für die Idee zu gewinnen. Aus anfänglichem Widerstand wurde Neugier bis Interesse. Als Mehrwert erkannten die Einwohner:innen nicht zuletzt die Aussicht auf gutes Internet. Inzwischen wohnen und arbeiten 30 Personen in der Einrichtung. Bürgermeister Marco Beckendorf lobt die Initiative: „Danke, dass Ihr drangeblieben seid!“. Zwar sei Tätigkeit ein Schlüssel zur Integration, doch einen Arbeitszwang lehnt er ab: „Da sitzen Leute, die machen ihren Doctor, und die sollen etwa Müll aufsammeln für 80 Cent?“ so Bürgermeister Beckendorf. Ein Engpass war die Betreuung und Vermittlung in Jobs, es gebe keine Erfassung bzw. Erhebung von Qualifikationen. Diese Erhebung wurde nun mit Hilfe des Projektes durchgesetzt. Inzwischen werden Arbeitserlaubnisse für Geflüchtete wesentlich schneller bearbeitet und ausgestellt. „Jeder, der da ist, sollte was tun,“ so zitiert Bürgermeister Beckendorf die Einwohner:innen von Schmerwitz.

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„Jeder, der da ist, sollte was tun“
Von der Unterbringung über den Sprach- und Integrationskurs bis hin zur Arbeitsintegration - dieser Prozess verläuft üblicherweise in nacheinander folgenden Schritten, die insgesamt mehrere Jahre dauern. Wäre es nicht eine gute Idee, wenn diese Schritte parallel zueinander verlaufen und dadurch beschleunigt würden? Und wenn dieser Ansatz die Akzeptanz der Bevölkerung finden würde, weil sie die Geflüchteten vor Ort nicht als „Last“, sondern als „Bereicherung“ wahrnehmen? Wenn durch innovative und kreative Ansätze neue Lösungen, z.B. für die Unterbringung, entwickelt werden und Kommunen entlastet werden könnten? Als Good Practice Beispiele haben wir in unserem Willkommen: Online Austausch – Innovation, Arbeit, Akzeptanz von Anfang an den „Exile Media Hub Brandenburg“ im Landkreis Potsdam Mittelmark sowie das Projekt „Mehr als vier Wände – Innovative Ideen für eine zukunftsfähige Unterbringung in und mit Kommunen“ der Universität Hildesheim und der FAU Erlangen-Nürnberg vorgestellt.
Inhalt
Yasemin Demirhan präsentierte das Forschungsprojekt „Mehr als vier Wände – Innovative Ideen für eine zukunftsfähige Unterbringung in und mit Kommunen“ der Universität Hildesheim und der FAU Erlangen-Nürnberg. Es fehle bei der Unterbringung und Integration von Geflüchteten generell an Strukturen, an nachhaltigen Projekten und Vernetzung, so Yasemin Demirhan. Allenfalls sei eine reaktive Politikgestaltung zu beobachten, keine vorausschauende. So werden Kapazitäten in Zeiten sinkender Zuzüge regelmäßig abgebaut. Bei einem erneuten Anstieg der Zahlen müssen dann wieder behelfsmäßige Lösungen eingerichtet werden. Dies ist für die Kommunen äußerst aufwändig. Um dies zu ändern, möchte das Projektteam der Universität Hildesheim und der FAU Erlangen-Nürnberg vorhandene Potentiale erheben und innovative und nachhaltige Konzepte zum Wohnen für Geflüchtete gemeinsam mit den Praxis-Akteuren so (weiter-)entwickeln, dass sie in Kommunen umgesetzt werden können. Konkret wollen die Wissenschaftler:innen mit bis zu 10 Pilotkommunen die zu entwickelnden Konzepte nicht nur erarbeiten, sondern auch in Umsetzung bringen. Zusätzlich wollen sie in einem Wissensnetzwerk auch weitere Kommunen miteinander in den Austausch bringen, um gegenseitig von Erfahrungen und guten Praxisbeispielen zu lernen (zur Präsentation).
Im anschließenden Austausch wurde hervorgehoben, dass Integration so früh wie möglich beginnen sollte, beispielsweise mit Qualifizierungsangeboten. Wichtig sei auch die Erhebung der jeweiligen Kompetenzen und Qualifikationen. Die Einbeziehung der Einwohner:innen einerseits und der Geflüchteten andererseits wurde als eines der Gelingensfaktoren hervorgehoben. Ein anderes Gelingenskriterium sei der politische Rückhalt durch Bürgermeister oder Rat.
Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung und Welcome Alliance (welcome-alliance.org) findet am Mittwoch, 30. April 2025 statt. Das Format wird auch künftig einmal pro Monat, mittwochs in der Mittagszeit, in der Regel von 12:30 Uhr bis 13:30 Uhr angeboten.