verschiedene Menschen als Schattenbilder, die sich die Hand geben und unterhalten

„Bei uns sind alle Ämter in einem Haus“

Wer mit der Aufnahme und Integration von Geflüchteten zu tun hat, weiß, wie schwierig es oft ist, unsere Strukturen und Zuständigkeiten zu durchschauen. Das gilt nicht nur für die Geflüchteten, sondern auch für ihre Unterstützer:innen. Wie schön wäre es, eine zentrale Einrichtung zu haben, die sich um alles kümmert: eine „One Stop Agency“. In manchen Städten gibt es das bereits in Form von Welcome Centern. Unabdingbar ist, dass sich die Akteure aus Verwaltung, Zivilgesellschaft und Einrichtungen übergreifend miteinander vernetzen und eng zusammenarbeiten, damit Integration gelingt: ob in der Stadt oder im ländlichen Raum. In unserem Willkommen: Online Austausch -  Akteursübergreifende Zusammenarbeit und Welcome-Strukturen zur Integration vor Ort haben wir zwei Good-Practice-Beispiele vorgestellt: die Migrationsagentur Burgenlandkreis und die Zusammenarbeit des sächsischen Flüchtlingsrats mit der Ausländerbehörde Dresden.

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„Bei uns sind alle Ämter in einem Haus“, berichtet Susanne Neupert, Integrationskoordination Burgenlandkreis. Dies umfasst das Ausländerrecht, Asylbewerberleistung und Unterkunftsverwaltung, das Sachgebiet Integration, ein Mini-Job Center, die Arbeitsagentur sowie externe Netzwerkpartner:innen. Im Burgendlandkreis zeigt sich dank der Migrationsagentur, dass eine Welcome-Struktur und eine akteursübergreifende Zusammenarbeit auch im ländlichen Raum möglich sind. Diese Welcome-Struktur arbeitet nach 4 „MiA-Prinzipien“: 1 zentraler Ansprechpartner, 2 Niedrigschwelligkeit, 3 Kundenorientiertes Denken, 4 Übergreifende Zusammenarbeit. Nach Ausbruch des Angriffskriegs gegen die Ukraine ist es sogar gelungen, dass alle Schutzsuchenden aus der Ukraine in nur einem Tag registriert wurden und direkt Leistungen erhielten. Diese Struktur ist nicht nur serviceorientiert gegenüber den Zugewanderten, sondern sie erleichtert auch den Mitarbeitenden der jeweiligen Behörden und Einrichtungen die Arbeit und den Austausch. Zum größeren Netzwerk gehören 120 Teilnehmende aus Kommunalverwaltung, Zivilgesellschaft und Unternehmen. Eine digitale Plattform dient der Strukturierung. Im Integrationsnetzwerk gibt es zudem das Format „Open Mic“, über das alle Menschen ihre Anliegen formulieren können. „Es melden sich Leute mit Lösungen und Ideen, auf die man vorher nicht gekommen ist“, so Susanne Neupert (zur Präsentation).

Der sächsische Flüchtlingsrat und die Ausländerbehörde in Dresden sind ein Beispiel dafür, dass eine enge Vernetzung dazu beitragen kann, Geflüchtete erfolgreich zu begleiten, damit ihre Integration gelingt. In diesem Fall kam die Initiative zur akteursübergreifenden Zusammenarbeit aus der Zivilgesellschaft heraus. Anlass war die Überlastung der Ausländerbehörde, die mehrere Ursachen hat – unter anderem die Herausforderung, mit wenig Personal ein komplexes Instrumentarium handhaben zu müssen. Ziele sind vor allem, die Ausländerbehörde zu entlasten und zum anderen, die Zahl der Langzeitduldungen zu reduzieren, vor allem durch die Entwicklung von Bleiberechtsperspektiven. Themenschwerpunkte sind Arbeitsintegration, Chancenaufenthaltsrecht und Bleiberecht. Bei letzterem gehe es auch darum, Spielräume zu nutzen, denn bei der Zielgruppe der Personen mit Duldung gibt es oft Integrationsfortschritte und ein erhebliches Arbeitskräftepotenzial, so Kristian Garthus-Niegel. Mit dem neuen Chancenaufenthaltsrecht und der neuen Ausbildungsaufenthaltserlaubnis gibt es inzwischen auch den rechtlichen Rahmen, dieses Arbeitskräftepotenzial auszuschöpfen. Ein Modellprojekt „Perspektive Bleiberecht Dresden“ ist im Aktionsplan Integration2022-2026 der Landeshauptstadt Dresden verankert. Es handelt sich hierbei um ein verbindliches Kooperationsprojekt zwischen Ausländerbehörde Dresden und dem Sächsischen Flüchtlingsrat (zur Präsentation).

Im anschließenden Austausch wurde festgestellt, dass sich akteursübergreifende Zusammenarbeit lohnt und Wirkung entfaltet.  Eine entscheidende Gelingensbedingung ist der Politische Rückhalt vom Landrat/Landrätin oder (Ober-)Bürgermeister:in bzw. den politischen Gremien. Die Initiative zur akteursübergreifenden Zusammenarbeit kann sowohl seitens der Kommunalverwaltung als auch der Zivilgesellschaft ausgehen.

Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung und Welcome Alliance (welcome-alliance.org) findet am Mittwoch, 26. März 2025 statt. Das Format wird auch künftig einmal pro Monat, mittwochs in der Mittagszeit, in der Regel von 12:30 Uhr bis 13:30 Uhr angeboten.