Wir stehen in Deutschland und der Welt vor immer komplexer werdenden Problemen. Herausforderungen wie der Klimawandel, globale Pandemien, die Alterung der Gesellschaften, die Chancen der Digitalisierung oder die zukunftsweisende Ausbildung junger Menschen müssen jetzt angenommen und bewältigt werden, wenn wir als Gesellschaft eine Zukunft haben möchten. Unterlassen wir dies, riskieren wir kurzfristig Wohlstand und Stabilität – und setzen langfristig unser Dasein aufs Spiel.
Zumindest in einigen Weltregionen herrscht Einigkeit über die Notwendigkeit des Wandels. Wissenschaftliche Daten zeigen: Das reicht nicht. Es braucht ein umfassendes Bekenntnis der Politik zu Nachhaltigkeit als übergeordnetem Ziel, verbunden mit konkreten und zügig umgesetzten Maßnahmen. Genau hier scheiden sich jedoch die Geister: Setzt man auf Anreize oder Verbote, etwa bei der Reduzierung der CO2-Emissionen? Reicht es, die vorhandenen Strukturen anzupassen? Oder braucht es eine völlig neue Ausrichtung des Gesamtsystems, indem man zum Beispiel Unternehmen nach ihrer gesellschaftlichen Wertschöpfung bewertet? Anders gesagt: Wie umfassend und schmerzhaft muss der Wandel sein, damit wir die Basis für unser Leben ohne schwerwiegende Eingriffe erhalten können?
Auch wenn wir heute noch erfolgreich sein mögen, steht doch die Zukunftsfähigkeit unseres Landes und des Kontinents auf dem Spiel. Mit unserer bisherigen Art des Wirtschaftens überbeanspruchen wir die natürlichen Ressourcen und werden uns nicht zu einer klimaneutralen Gesellschaft entwickeln können.
Die Aufarbeitung von Versäumnissen und Fehlentscheidungen aus der Vergangenheit braucht Mut und klare politische und unternehmerische Ziele, die nicht auf den kurzfristigen maximalen Nutzen oder Gewinn ausgerichtet sind, sondern sich als Longterm Investments in eine nachhaltige Zukunft auszahlen. Mit althergebrachten Ansätzen lassen sich unsere Probleme nicht lösen. Das beinhaltet, dass wir deutlich mehr neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Staat, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft benötigen, um einen Konsens über die wesentlichen sektorübergreifenden Perspektiven erzielen und die Beiträge der jeweiligen Stakeholder verwerten zu können.
Unser Kernauftrag lautet daher – wie schon in vielen Reinhard-Mohn-Preis-Vergaben zuvor adressiert und auch bei der aktuellen Verleihung wieder sehr deutlich aufgezeigt: Wir müssen den Staat zukunfts- und handlungsfähig machen, gesamtgesellschaftliche Lösungsprozesse etablieren und Märkte für nachhaltiges Handeln schaffen. Der Finanzsektor muss sich mit neuen Incentivierungsmodellen als Beschleuniger der Transformation weiterentwickeln. Vereinfacht ausgedrückt heißt das: Wir brauchen eine systembasierte und ergebnisorientierte Finanzierungslösung für gesellschaftliche Interventionen, die an den nachhaltigen Entwicklungszielen ausgerichtet ist. Diese Lösung stellt dann einen effektiven Einsatz von Ressourcen sicher, indem sie wirtschaftliche und soziale Renditen einzelner Aktivitäten ausweist und die sektorübergreifende Zusammenarbeit zwischen den Stakeholdern durch datengestützte Koordinierung unterstützt. Wenn wir diese Ziele proaktiv angehen, kann sich Deutschland in Europa mit als Vorbild der Industriewende positionieren.