Teilnehmer des Workshops
Kai Uwe Oesterhelweg

, Workshop: Koordination der Flüchtlingshilfe in Kommunen: Welche Herausforderungen sieht die Verwaltung?

Auf dem Workshop am 13. Juni 2016 in Bielefeld diskutierten Vertreter aus Verwaltung und Initiativen die Ergebnisse einer Studie zur Koordination ehrenamtlicher Flüchtlingshilfe in Kommunen.

In den Kommunen wird freiwilliges Engagement für Geflüchtete unterschiedlich koordiniert - sei es durch Initiativen, Runde Tische oder zentrale Koordinationsstellen. Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung gestaltet sich hierbei sehr unterschiedlich. Dies sind die Ergebnisse einer Studie, die das Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat.

Aber wie sieht die Verwaltung in Kommunen ihre Rolle in der Koordination des freiwilligen Engagements in der Flüchtlingshilfe? Und vor welchen Herausforderungen stehen Verwaltungsmitarbeiter in der Arbeit mit Geflüchteten und Engagierten? Diese Themen wurden von dem größtenteils aus der Verwaltung stammenden Teilnehmerschaft des Workshops diskutiert. Zu Gast waren Vertreter aus den befragten Kommunen: Hansjörg Behrendt von der Initiative „Willkommen in Reinickendorf“ aus Berlin und Burcu Öcaldi von der Flüchtlingskoordination der Stadt Rheda-Wiedenbrück.

Das ermüdende an der Zusammenarbeit mit Verwaltung ist das starre Festhalten an Verordnungen und der eigenen Verwaltungslogik.
Hansjörg Behrendt, Koordinator des Netzwerks „Willkommen in Reinickendorf“

Verwaltungsmitarbeiter sollten ihre Ermessensspielräume ausnutzen und ganzheitlich über mögliche Leistungen für Geflüchtete informieren. Dies würde Initiativen entlasten und die Zusammenarbeit einfacher machen. Dahingegen bräuchten Ehrenamtliche ein besseres Verständnis von Prozessen in der Verwaltung und den geltenden Gesetzen. „Von Geflüchteten eingesammelte Ausweise direkt zu Frau Merkel nach Berlin schicken wollen, das geht einfach nicht“, so der Kommentar einer Verwaltungsmitarbeiterin.

Einig waren sich die Teilnehmenden, dass die aktuellen Entwicklungen eine Chance bieten, alte Verwaltungsstrukturen aufzubrechen und einen nachhaltigen Einfluss der Zivilgesellschaft auf Politik und Kommune zu sichern. Hierfür müsse man die teils von den Initiativen selbst geschaffenen Arbeits- und Koordinationsstrukturen verstetigen und die Aufgaben zwischen Verwaltung und Zivilgesellschaft wieder klarer trennen. Verwaltung könne Initiativen in ihrer Arbeit unterstützen, aber über den Einsatz von Ehrenamtlichen direkt zu entscheiden - dies sei vermessen. „Hier geht es ja oftmals um eine Herzensentscheidung, wer wem helfen möchte“ - so eine Verwaltungsmitarbeiterin.

Als Koordinationsstelle erfüllen wir eine Lotsenfunktion für Ehrenamtliche. Wir begleiten Sie in ihr Ehrenamt und stehen bei Fragen immer zur Verfügung.
Burcu Öcaldi, Flüchtlingskoordinatorin der Stadt Rheda-Wiedenbrück

Der Workshop fand statt im Rahmen der Fachkonferenz „Integration in Städten und Gemeinden - Handlungsoptionen und Praxisbeispiele“. Die Ergebnisse der Studie wurden bereits im April mit einem Kreis von Koordinatoren in der Flüchtlingshilfe diskutiert. Die Studie wird voraussichtlich Ende Juni veröffentlicht.