von Maurizio Cotta
Nach den Sustainable Governance Indicators (SGI) 2017 der Bertelsmann Stiftung hat Italien einige zentrale politische Aufgaben zu bewältigen: die wirtschaftliche Erholung zu festigen, die enorme Schuldenlast des Landes mithilfe einer soliden Finanzpolitik abzubauen und die Arbeitsmarktsituation zu verbessern. Bei Letzterem geht es vor allem darum, die hohe Jugendarbeitslosigkeitsrate zu senken, gegen die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen anzugehen und die großen Diskrepanzen zwischen fester, durch Verträge geschützter und prekärer Beschäftigung zu reduzieren. Und noch einem weiteren Problem gilt die Aufmerksamkeit der Politik: dem unkontrollierten Zustrom von Flüchtlingen über das Mittelmeer.
Alle diese Herausforderungen haben direkt oder indirekt eine europäische Dimension, denn Lösungen müssen im Einklang mit der Politik und den Richtlinien der Europäischen Union gefunden werden.
Den von der Demokratischen Partei geführten Regierungen unter Matteo Renzi und Paolo Gentiloni ist es in den vergangenen Jahren in einem Drahtseilakt gelungen, in großem Umfang Ressourcen für die wirtschaftliche Erholung und eine Ankurbelung des Arbeitsmarktes bereitzustellen, ohne die haushaltspolitischen Vorschriften der EU außer Acht zu lassen. Damit haben sie in den meisten der genannten Bereiche Fortschritte erzielt. 2016 und 2017 zeigten sich signifikante Verbesserungen beim Wirtschaftswachstum und bei der Beschäftigungssituation.
Doch die Bemühungen kommen bislang nur langsam voran, zu wenig Fortschritt gibt es auf dem Arbeitsmarkt für Frauen und junge Erwerbstätige. Beides wäre jedoch notwendig, um Italien näher an den EU-Durchschnitt zu bringen. Hinsichtlich der Einwanderungsproblematik hat das Versagen der Umverteilungspolitik der EU die italienische Regierung in eine aktivere Rolle gedrängt. Im nationalen Alleingang setzt sie auf eine Kooperation mit Libyen und anderen afrikanische Staaten, um das Phänomen am Ursprung zu steuern, doch auch das ist bei weitem noch nicht zufriedenstellend.