Überfachliche Kompetenzen vermitteln und fördern: Eine Aufgabe von Schule. Perspektiven von Eltern und Jugendlichen.

Von Teamfähigkeit über Kreativität bis hin zur Impulskontrolle: Eltern und Jugendliche wünschen sich Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen in der Schule

In einer sich wandelnden Welt brauchen junge Menschen mehr als Fachwissen. Soziale, emotionale und selbstregulatorische Kompetenzen sind entscheidend für schulischen Erfolg, persönliche Entwicklung und berufliche Zukunft. Doch wie wichtig sind diese überfachlichen Kompetenzen aus Sicht von Eltern und Jugendlichen und welche Rolle sollten sie in Schule spielen? Wie kompetent fühlen sich Jugendliche, z. B. in Bezug auf Teamfähigkeit, Kreativität, Selbstständigkeit oder Impulskontrolle?

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Dr. Chantal Lepper
Project Manager

Inhalt

Um junge Menschen auf eine komplexe, sich wandelnde Welt vorzubereiten, braucht es neben Fachwissen und fachlichen Kompetenzen auch soziale, emotionale und selbstregulatorische Kompetenzen (kurz SESK). Sie ermöglichen es jungen Menschen, sich Ziele zu setzen und diese zu verfolgen, Beziehungen aufzubauen und zu vertiefen sowie Emotionen situationsangemessen zu regulieren. Damit sind SESK nicht nur für individuelle Bildungsergebnisse, das Wohlbefinden und die soziale Integration junger Menschen bedeutsam, sondern auch gesellschaftlich hoch relevant. Doch wie wichtig sind diese Kompetenzen aus Sicht von Eltern und Jugendlichen? Sollte Schule ein Ort sein, an dem überfachliche Kompetenzen vermittelt und gefördert werden? Und fühlen sich Jugendliche selbst kompetent, wenn es um Kompetenzbereiche wie Initiative, Selbstmanagement, Emotionale Belastbarkeit, Innovativität und Umgänglichkeit geht? Erste Antworten liefert die neue Studie „Überfachliche Kompetenzen in der Schule vermitteln und fördern – Perspektiven von Eltern und Jugendlichen“, die im Auftrag der Bertelsmann Stiftung vom GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften durchgeführt wurde.

Überfachliche Kompetenzen in der Schule – Perspektiven von Eltern und Jugendlichen

Befragt wurden rund 3.000 Eltern und 1.700 Jugendliche. Um überfachliche Kompetenzen zu erfassen, wurde das BESSI-Rahmenmodell genutzt (Soto et al., 2022; deutsche Version: BESSI-G, Lechner et al., 2022), mit dem sich 32 überfachliche Kompetenzen erfassen lassen (siehe Abbildung 1). Im Zentrum der Studie standen folgende Leitfragen:

  1. Für wie wichtig erachten Eltern und Jugendliche die schulische Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen?
  2. Wie schätzen Jugendliche die eigenen überfachlichen Kompetenzen ein?
  3. Inwieweit stimmen Wichtigkeitseinschätzungen von Eltern und Jugendlichen mit den Fähigkeitseinschätzungen der Jugendlichen überein?

Ergebnisse

1. Jugendliche und Eltern finden überfachliche Kompetenzen hochrelevant

Eltern und Jugendliche sind sich einig: Sie halten die Vermittlung von überfachlichen Kompetenzen in der Schule für sehr wichtig und verstehen sozio-emotionale Bildung als Teil des schulischen Bildungsauftrags. Besonders relevant ist Eltern und Jugendlichen die Vermittlung von Kompetenzen aus den Bereichen Emotionale Belastbarkeit und Selbstmanagement. Beide Gruppen wünschen sich, dass in der Schule Raum für das Erlernen von Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit, Selbstvertrauen und den Umgang mit Fehlern ermöglicht wird. Jugendliche betonen außerdem stärker als Eltern, dass sie den Kompetenzbereich „Initiative“ (z. B. Tatendrang, Kontaktfreudigkeit) wichtig finden.

2. Selbsteinschätzung der Jugendlichen zu überfachlichen Kompetenzen

Jugendliche bewerten ihre Kompetenzen insgesamt als „recht gut“, mit Stärken in Pflichtbewusstsein, Zuverlässigkeit, Zeitmanagement und Interkultureller Kompetenz. Schwächer schätzen sie sich bei Stressresistenz, Emotionale Belastbarkeit und Durchsetzungsvermögen, Beharrlichkeit und Grundvertrauen ein. Außerdem gibt es stellenweise soziale Unterschiede in den Selbsteinschätzungen:

  • Jugendliche aus akademischen Elternhäusern schreiben sich im Vergleich zu Gleichaltrigen mit nicht-akademischen Eltern tendenziell höhere SESK zu, insbesondere im Bereich Innovativität (z. B. Auffassungsgabe, Kreativität und künstlerische Fähigkeit).
  • Männliche und weibliche Jugendliche schätzen sich in den breiten Kompetenzbereichen als weitgehend gleich gut ein. Es gibt nur vereinzelt Geschlechterunterschiede: Mädchen erleben sich kompetenter bei Einfühlungsvermögen und Interkulturelle Kompetenz; Jungen hingegen in Grundvertrauen, Stressresistenz und Optimismus.
  • Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche ohne Migrationshintergrund ihre Kompetenzen in den Bereichen Umgänglichkeit und Initiative höher einschätzen als Jugendliche mit Migrationshintergrund. Dieses Muster setzt sich bei fast allen Einzelkompetenzen in unterschiedlicher Stärke fort.

3. Diskrepanz zwischen hoher Wichtigkeits- und niedrigen Kompetenzeinschätzungen in Stressresistenz, Beharrlichkeit und Selbstvertrauen erkennbar

Ein weiteres Ergebnis der Studie zeigt eine Diskrepanz zwischen den Wichtigkeits- und Kompetenzeinschätzungen der Jugendlichen: Besonders bei Stressresistenz, Beharrlichkeit und Selbstvertrauen zeigt sich eine Lücke zwischen der hohen Wichtigkeit und der vergleichsweisen niedrigen Selbsteinschätzung der Jugendlichen. Dieses Ergebnis kann als Wunsch nach möglicher Unterstützung gedeutet werden.

Fazit

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie machen deutlich: Jugendliche und Eltern wünschen sich, dass die Schule neben der Vermittlung von Wissen auch gezielt überfachliche Kompetenzen stärkt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Vermittlung dieser Kompetenzen explizit in schulische Lernprozesse eingebunden werden sollte. Insbesondere in Bereichen, in denen sich Jugendliche selbst als weniger kompetent und handlungsfähig einschätzen, beispielsweise bei Stressresistenz oder Selbstvertrauen, könnte eine Förderung sinnvoll sein. So könnte man die Schieflage gezielt angehen und die Jugendlichen dabei unterstützen, besser mit den wahrgenommenen Anforderungen umzugehen. Doch wie kann die Schule als Lern- und Lebensort von jungen Menschen auch überfachliche Kompetenzen bewusst stärken? Wie sehen geeignete Lehr- und Lernformate aus? Dies sollte gemeinsam mit Jugendlichen und in der Schule tätigen Personen beraten werden.

Text wurde teilweise mit KI erstellt: "KI-assistiert (ChatGPT5)"

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