Seit 1991 ist der kleine nordische Staat in direkter Nachbarschaft zu Russland unabhängig. Das Land ist dünn besiedelt und hat mit etwa 1,3 Millionen Einwohnern etwa so viele wie die Stadt München. In den 90er Jahren stellte sich nach der Unabhängigkeit die Frage, wie sich das kleine Land im europäischen Konzert der großen Länder positionieren kann. Früh wurde konsequent auf Technik gesetzt und Innovationsförderung und Wegbereitung in die Informationsgesellschaft als zentrale Ziele definiert: im Handeln von Staat und Verwaltung, in der Kommunikation zwischen Staat und Bürgern, in der Förderung des privaten Sektors oder in der schulischen Ausbildung.
1997 wurde das nationale Tiger-Leap-Programm gestartet. Es bahnte Computern und IT über viele Jahre den Weg in die Bildungsinstitutionen. Dazu wurden alle Schulen Estlands mit adäquater Hard- und Software ausgestattet, über 10.000 Lehrer qualifiziert und weitere 2.600 Lehrer zu IT-Experten weitergebildet. Ein Internetportal für Lehrer stellte zu diesen Themen vielfältige Unterrichtsmaterialien und einen Chatroom zur Verfügung und informierte über aktuelle Fortbildungsangebote.
Dieses Programm wurde Ende der 90er Jahre durch weitere, sehr vorausschauende Aktivitäten begleitet:
- Das estnische Parlament beschloss ein umfassendes Konzept, wie die estnischen Bürgerinnen und Bürger in das Informationszeitalter geführt werden sollten.
- Landesweit wurden in den Städten und ländlichen Regionen “Public Internet Points” etabliert. Sie gewährten freien Zugang zu Computern mit Zugang zum Internet.
- Der “E-State” wurde beschlossen und so verbindlich für alle öffentlichen Institutionen Estlands. Als Folge wurden Kommunikationswege und Leistungsangebote digitalisiert.
Als Initialzündungen wurden und werden diese Programme konsequent weiterentwickelt und tragen das Land bis heute. Und vor allem sind sie die Grundlage dafür, dass Estland zu den technologisch fortschrittlichsten Ländern in der EU zählt.