Impression aus der schwedischen Hauptstadt Stockholm: Blick auf den Strandvägen vom Kai zum Nybroviken aus

Schwedens Digitalisierungsstrategie – ein Vorbild für Deutschland?

Das Thema Digitalisierung wird bei uns heiß diskutiert – oft unter negativen Vorzeichen. Ganz anders in Schweden: Bei Recherchen für den Reinhard Mohn Preis 2017 in Stockholm wurde in Gesprächen mit ganz unterschiedlichen Akteuren nicht nur deutlich, welche Chancen in der Digitalisierung liegen. Vielmehr lässt sich dort einiges über Umsetzungsstrategien und Erfolgsfaktoren lernen.

Projektteam

Foto Carsten Große Starmann
Carsten Große Starmann
Vice President
Foto Petra Klug
Petra Klug
Senior Project Manager
Foto Mario Wiedemann
Mario Wiedemann
Senior Project Manager
Foto Silke Hansberg
Silke Hansberg
Senior Project Assistant

In Schweden wird nicht nur über Digitalisierung diskutiert, sondern sie wird auch realisiert. Ein erstes Strategiepapier der IT-Kommission der Regierung wurde bereits in den 90er Jahren auf den Weg gebracht. Der Ausbau schneller (Glasfaser-)Netze als Grundlage für eine “Information Society for all” (veröffentlicht 2000) wurde mit großem Erfolg vorangetrieben – eine sehr zukunftsorientierte Entscheidung zu einem Zeitpunkt, als vielerorts die Notwendigkeit dafür noch bei Weitem nicht erkannt wurde. Eine Entscheidung, die viele technisch innovative Entwicklungen zur Folge hatte. Und eine Entscheidung, die Schweden – im Vergleich zu Deutschland – in Sachen Digitalisierung einen Vorsprung von mehr als 10 Jahren gebracht hat.

Warum Schweden?

Zur inhaltlichen Vorbereitung des Reinhard Mohn Preises 2017 zum Thema „Smart Country – Vernetzt. Intelligent. Digital.” recherchiert das Projektteam vorbildliche digitale Projekte und Anwendungen weltweit. Im Fokus stehen dabei verschiedene Handlungsfelder wie Wirtschaft & Arbeit, Gesundheit & Pflege, Politik & Verwaltung, Mobilität & Logistik, Lernen & Information. Ein weiterer Baustein sind Vor-Ort-Recherchen in ausgewählten Ländern, neben Schweden bereiste das Team auch Estland, Österreich und Israel.

Was Schweden besonders interessant macht, ist zum einen eine sehr breite digitale Gesamtstrategie. Diese umfasst vier strategische Handlungsfelder und nimmt eine nutzerorientierte Perspektive mit Blick auf die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) ein:

  • Einfache und sichere Nutzung von IKT
  • IKT erzeugt Mehrwert
  • Gute Infrastruktur als Basis für IKT
  • IKT trägt zur gesellschaftlichen Entwicklung bei

Zum anderen ist Schweden sehr umsetzungsstark, nicht zuletzt durch einen jahrzehntelangen Vorlauf. Eine sehr gute und annähernd flächendeckende Breitbandinfrastruktur sichert die notwendige Grundlage für vielfältige Anwendungen. Aber auch Themen wie Internetsicherheit oder digitale Kompetenzen werden bei gesetzlichen Regelungen und Förderprogrammen berücksichtigt.

Wie kann Innovation gefördert werden?

Innovation und Konsens – diese beiden Stichworte kennzeichnen verschiedene Initiativen, die die Digitalisierung in Schweden vorantreiben und weiterentwickeln. Denn neben gesetzlichen Grundlagen spielen hier Gremien und Agenturen eine wichtige Rolle, in denen unterschiedliche Stakeholder ihre Perspektiven diskutieren und an gemeinsamen Lösungen arbeiten – Multi-Stakeholder-Ansätze als entscheidender Erfolgsfaktor.

Beeindruckend sind hier vor allem auch die verschiedenen Ansätze, auf staatlicher Ebene Innovation im Kontext von Digitalisierung zu fördern – hier drei Beispiele:

VINNOVA

Als Behörde (Ministry of Enterprise and Innovation) fördert VINNOVA die Kooperation von Unternehmen, Zivilgesellschaft, Universitäten und Forschungseinrichtungen. Die geförderten Projekte decken ein breites Spektrum ab und adressieren Themen wie Digital Divide und eine alternde Bevölkerung als gesellschaftliche Herausforderungen und Treiber von Innovation. Der Fokus ist dabei auch ein internationaler, so ist VINNOVA vertreten im EU Framework Programme for Research & Technological Development und unterhält Büros in Brüssel und im Silicon Valley.

Swedish Agency for Economic and Regional Growth

Die landesweite Förderung von Entrepreneurship und regionalem Wachstum ist Aufgabe dieser staatlichen Agentur. Übergeordnetes Ziel ist die Wettbewerbsfähigkeit schwedischer, insbesondere kleiner und mittelständischer Unternehmen. Instrumente dabei sind die Vermittlung von Know-how, der Aufbau von Netzwerken und die Finanzierung von Projekten. Neben der Zentrale in Stockholm gibt es landesweit neun Dependancen.

EGovlab

Das EGovlab ist ein offenes Netzwerk, an dem sich vor allem Start-ups und Akteure des privaten Sektors beteiligen und das unter anderem von VINNOVA finanziert wird. Der Fokus liegt klar auf Teilhabe: Digitalisierung soll das Leben und Arbeiten der Menschen unterstützen. Die Projekte reichen von Geoinformationssystemen über Smart Communities bis zu Unterstützungssystemen zur Entscheidungsfindung – mit einem starken Fokus auf die Visualisierung von Ergebnissen.

Wie geht es weiter?

Die vielfältigen Informationen und Erfahrungen, die das Team bei der internationalen Recherche gesammelt hat, fließen in unterschiedlicher Form in die weitere Projektarbeit ein. In Kürze berichten wir hier von Erfahrungen aus Estland, Österreich und Israel.