Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Mobilitäts- und Reisebeschränkungen haben für einen spürbaren Rückgang der Fachkräftezuwanderung nach Deutschland gesorgt. So ging die Gesamtzuwanderung in die Bundesrepublik mit 867.211 Personen um 23,1 Prozent deutlich gegenüber dem Vorjahr zurück, auch wenn sie bereits in den Jahren zuvor leicht rückläufig war. Den größten Anteil davon machen EU-Staatsbürger:innen aus, die mit 58 Prozent die Zuwanderung von Personen aus Nicht-EU-Ländern deutlicher als zuvor übersteigen. Die Erwerbs- und Fachkräftezuwanderung von Nicht-EU-Bürger:innen sank mit 3,4 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 2015.
Das sind zentrale Ergebnisse des neuen Fachkräftemigrationsmonitors der Bertelsmann Stiftung. Die für den Monitor verwendeten Zahlen zur Zu- und Abwanderung stammen aus dem Jahr 2020 und sind die aktuellsten umfassend verfügbaren und aufgeschlüsselten Daten zu dieser Thematik.
„Die Politik hat die rechtlichen Rahmenbedingungen für mehr Zuwanderung von Fachkräften verbessert. Allerdings hat es die Corona-Krise sehr erschwert, die zusätzlichen Möglichkeiten auch zu nutzen“, beschreibt unsere Migrationsexpertin Susanne Schultz. „Mit dem Wegfallen der meisten Reisebeschränkungen ist davon auszugehen, dass die Zuwanderung von Fachkräften wieder steigen wird. Tatsächlich ist die Wirkung aber erst mit dem weiteren Abflauen der Pandemie realistisch einzuschätzen.“
Die absolute Zahl der zugewanderten Fachkräfte aus dem außereuropäischen Ausland hat sich mit 16.597 pandemiebedingt mehr als halbiert (2019: 39.394) und bildet damit weiterhin nur einen sehr geringen Anteil des Erwerbspersonenpotenzials in Deutschland (etwa 0,1 Prozent). Die weitere Erwerbszuwanderung ging im Verhältnis etwas weniger, aber immer noch deutlich auf 13.150 Personen zurück (2019: 24.825). Die Blaue Karte EU für Migrant:innen mit einem Hochschulabschluss wurde von 44 Prozent aller zugewanderten Fachkräfte genutzt (2019: 34 Prozent). Danach folgte mit insgesamt 37 Prozent die Zuwanderung durch Fachkräfte mit Berufsausbildung, akademischem Abschluss oder mit Aufenthaltserlaubnis zur qualifizierten Beschäftigung. Diese Zahlen sprechen für einen Erfolgsverlauf der Blauen Karte EU seit deren Einführung 2013.