Eine Frau mit ukrainischem Ansteckbutton und ein Mann sitzten an einem Tisch gegenüber einer schemenhaft sichtbaren Person

Ukraine: Online Austausch - Traumata

Viele Schutzsuchende aus der Ukraine sind von Krieg, Vergewaltigung und Flucht traumatisiert. Diese oft große mentale Belastung kann für jegliche Integrationsbemühungen zur Bremse werden. Psychische Hilfe ist nötig, doch lange Wartezeiten und bürokratische Hürden erschweren die wichtige psychische Beratung und gesundheitliche Unterstützung. Wie können Kommunen dieser Problematik entgegenwirken?

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​​​​​​Es ist uns ein wichtiges Anliegen, den Menschen, die aus der Ukraine zu uns kommen, eine schnelle Unterstützung vor allem im Bereich der psychischen Gesundheit anzubieten. Dies erfordert eine enge Kooperation, was durch den Runden Tisch Traumata sichergestellt wird“ , fasst Elif Polat, Stadt Stuttgart, Sozialamt – Sozialplanerin für Geflüchtete, zusammen. Bereits 2019 wurde der Stuttgarter Runde Tisch „Traumata bei Geflüchteten“ gegründet, der nun aufgrund der Fluchtmigration aus der Ukraine umso stärker nachgefragt ist. Ziel ist die bessere Versorgung der Geflüchteten mit Traumata, denn teilweise sind die Wartelisten der Unterstützungsangebote lang. Der Runde Tisch setzt sich unter anderem zusammen aus verschiedenen Ämtern der Landeshauptstadt Stuttgart, dem Klinikum Stuttgart mit den Bereichen Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Speziellen Psychiatrie, den Psychosozialen Zentren, den Frauenberatungsstellen,dem Kinderschutzzentrum sowie den Trägern der Flüchtlingshilfe  . Ein Angebot dieser Kooperation ist die psychosoziale Beratung des Ausbildungscampus . Hierfür stehen drei hauptamtliche Stellen zur Verfügung, die mit Engagierten und Honorarkräften seit April 2022 die neu ankommenden Menschen stabilisierend unterstützen. So ist hier eine Psychologin mit ukrainischen Wurzeln tätig, damit auch die Perspektive der Ukrainer:innen selbst eingebracht wird.

Diesen Ansatz verfolgt auch die Organisation Ipso - International Psychosoziale Organisation (ipsocontext.org) in einer Projektkooperation mit den Malteser Werken. 28 Therapeut:innen aus der Ukraine konnten sich in einem Access-Center bewerben, um für die psychosoziale Beratung in Deutschland weitergebildet zu werden. 26 dieser ukrainischen Therapeut:innen konnten dann tatsächlich ausgebildet werden. Teilweise wurden diese dann für die psychosoziale Beratung eingestellt.

Auch in der Ukraine selbst ist IPSO tätig, um ein niedrigschwelliges Beratungsangebot zur Verfügung zu stellen. IPSO nennt sich in der Ukraine UPSO.

Ipsos Psycholog:innen/ Counselor:innen Team bietet Value-Based-Counseling für Geflüchtete in der Ukraine - schon seit 2014. Inwischen wird das Angebot auch in Polen aufgebaut. In Deutschland unterstützen die Counselor:innen von Ipso Geflüchtete durch bundesweit verfügbare Online Beratung sowie Face-to-Face Beratung in Berlin, Hamburg und Erfurt. Mit Hilfe einer App werden auch muttersprachlich mobile Beratungs-Sessions bundesweit in 20 Sprachen angeboten.

Der anschließende kommunale Austausch der Teilnehmenden untereinander bestätigte, dass es gerade bei Traumata wichtig ist, frühzeitig und rechtzeitig zu handeln, bevor langjährige Schäden entstehen. Hier wurde zudem deutlich, dass niedrigschwellige Angebote zunächst sinnvoll sind, um die Hilfesuchenden dann bedarfsgerecht weiter zu vermitteln in einem größeren Netzwerk der Einrichtungen. Ein gutes Angebot, darin bestand Einigkeit, bedeutet ein Stärkung der Menschen aus der Ukraine.​

Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung und Alliance4Ukraine findet am 22. November 2022 zum Thema Unterbringung statt. Das Format wird alle 14 Tage dienstags in der frühen Mittagszeit, in der Regel von 11:30 bis 12:30 Uhr angeboten.​​

Weitere Infos: www.willkommen-in-kommunen.de