Kinderhände malen mit Wasserfarbe

Ukraine: Online Austausch - Stärkung bedürfnisgerechter Angebote in der Betreuung geflüchteter Kinder

Viele Einrichtungen, Kommunen und andere Träger stehen derzeit vor der schwierigen Aufgabe, aus der Ukraine geflüchtete Kinder in Kindertagesstätten zu betreuen. Dabei müssen sie auf ihre speziellen Bedürfnisse eingehen, denn nur so können sie die schnelle Integration der Kinder unterstützen. Sprachbarrieren und Traumatisierung sind dabei besonders große Herausforderungen. Drei Referentinnen präsentierten konkrete Lösungen, Ressourcen und Materialien, die zahlreiche Einrichtungen bereits anwenden. Der anschließende Online Fachaustausch fand im „World-Café“ Format statt.

Inhalt

„Zeig es, sag es“, so nennt sich das Buch, das Katja Wieschhoff, Sprachkraft Kita Wilhelmstraße in Hamm, vorstellte. Denn, solange die Kinder aus der Ukraine die deutsche Sprache noch nicht können, hilft Visualisierung im Gruppenalltag. Daneben gibt es Audio- sowie interaktive Materialien, beispielsweise den „Anybook-Reader“ und ein PC-Programm, das auf die Berührung von Bildern oder Pictos hin „spricht“. Auch Sprach-Spiele sind im Sortiment der Pädagogin, denn Kinder können im wahrsten Sinne des Wortes „spielend lernen“ und sind damit den Erwachsenen oft in der Lerngeschwindigkeit voraus. Ein „Kommunikationsbuch“ kann wiederum im Kita-Alltag eingesetzt werden, wenn es um essen, trinken und die Abläufe in der Gruppe geht. „Dieses kleine Buch trage ich in der Einrichtung immer bei mir, um schnell in allen Situationen mit den Kindern kommunizieren zu können“; so Frau Wieschhoff.

Eines der schwierigsten Themen ist der Umgang mit Traumata. Franziska Binczik, Leitung des Amts für Bildung, Betreuung, Bürgerengagement der Gemeinde Althengstett, erläuterte eine Zusatzqualifizierung für pädagogische Fachkräfte bei der Fernakademie für Pädagogik und Sozialberufe. Das Familienzentrum Althengstett hat einen Fachzirkel mit fünf verschiedenen Kitas eingerichtet und bietet für diese eine gemeinsame Fortbildung mit Zertifizierung zu Traumabegleiter:innen an.

„Was brauchen die geflüchteten Kinder?“, so lautet die entscheidende Frage aus Sicht von Sophie Westphal, Projektkoordination Qualifizierung im Bundesprogramm Sprach-Kitas. Sie stellte das Konzept von PEPP (Internationales Zentrum zur Professionalisierung der Elementarpädagogik) vor. Für die Kinder sind beispielsweise Sicherheit und sichere Beziehungen, Verständnis und positive Erfahrungen wichtig. Daher sollten Einrichtungen vor allem darauf setzen, Körperliches Wohlbefinden zu ermöglichen, z.B. durch Bewegungsangebote, gesunde Ernährung, Entspannungsmöglichkeiten, und Rückzugsmöglichkeiten. Neben den pädagogischen Materialien für Fachkräfte empfiehlt sie vor allem Unterstützungsnetzwerke und kollegialen Austausch. Sie verwies auf die Sammlung von Materialien aus dem Bundesprogramm Sprach-Kitas, das nach und nach auf der OER-Plattform der Universität Graz zur Verfügung gestellt wird – siehe hier.

Benedikt Fritz von der Alliance4Ukraine stellte die bisherige Arbeit der Alliance4Ukraine vor und wies auf den in Kürze erscheinenden Praxisleitfaden zum Thema Betreuung von Kindern aus der Ukraine hin . Der an-schließende Austausch erfolgte in drei Runden à 15 Minuten. Vor allem die Themen Traumata, Sprache und Fortbildungen waren Gegenstand des Erfahrungsaustausches.  Eine Teilnehmerin hielt fest: „Pädagogische Fachkräfte sind weder Traumapädagog:innen noch Therapeut:innen“. Aber, sie können darauf achten, wie es den Kindern geht und ihnen Hilfe durch andere Fachkräfte anbieten, beispielsweise Therapeut:innen.

Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung, Alliance4Ukraine und Familiengerechte Kommune e.V.  findet am 7. Juni zum Thema Familie statt. Das Format wird jeweils dienstags in der frühen Mittagszeit, in der Regel von 11:30-12:30 angeboten.​​​