KiTa-Leitung unter Druck

KiTa-Leitung unter Druck

„Gute“ KiTa braucht Führung und Leitung – Führung und Leitung braucht professionelle Rahmenbedingungen! Wie diese ausgestaltet werden können, präsentierte die Bertelsmann Stiftung auf dem Kongress „KiTa-Leitung unter Druck. Strukturen und Strategien für das professionelle Führen und Leiten von Kindertageseinrichtungen“ am 7. März 2017 in Berlin.

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Foto Kathrin Bock-Famulla
Kathrin Bock-Famulla
Senior Expert Frühkindliche Bildung, Educational Governance und Bildungsfinanzierung

Inhalt

Über 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer darunter zahlreiche KiTa-Leitungskräfte aber auch Vertreterinnen und Vertreter der Trägerverbände, Gewerkschaften, Wissenschaft und auch Ministerien diskutierten gemeinsam im Aquino Berlin, wie die Rahmenbedingungen für KiTa-Leitungskräfte verbessert werden können.

Einführend präsentierten Kathrin Bock-Famulla (Senior Expert, Bertelsmann Stiftung), Anne Münchow (Project Manger, Bertelsmann Stiftung) und Eva Strunz (Project Manger, Bertelsmann Stiftung) die fachpolitischen Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung für das Arbeitsfeld KiTa-Leitung, die auf Basis der Forschungsprojekte in der Schwerpunktreihe „KiTa-Leitung“ entwickelt wurden. Insbesondere stellte das Projektteam ein Modell zur Bemessung der zeitlichen Leitungsausstattung vor und den mit Umsetzung dieses Modells einhergehenden zusätzlichen Personal- und Finanzbedarf (Vortragsfolien).

Ziel des Kongresses war es, den Dialog zwischen den unterschiedlichen Akteuren des FBBE-Systems zu fördern. Dies mit der Absicht, gemeinsam zu reflektieren, wie notwendige Veränderungen zusammen auf den Weg gebracht werden können.

Mit dieser Absicht wurden auf einer Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern des FBBE-Systems die fachpolitischen Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung zur Diskussion gestellt. Es wurden die Fragen verfolgt, welche Handlungsbedarfe sich für die jeweiligen Ebenen im System mit Umsetzung der Empfehlungen ergeben würden und worin der Beitrag jedes einzelnen liegen kann, um die Arbeitssituation von KiTa-Leitungskräften bzw. die eigene zu verbessern.

Wir brauchen Bambule. Konflikte sind der Anfang von Veränderung.

Klaus Doppler, Experte im Bereich Change Management und Führung

Klaus Doppler, der Moderator des gesamten Kongresses und Experte im Bereich Change Management, appellierte an die Praxis, sich selbst den Raum zum Handeln zu nehmen.

Allerdings bedarf es weiterhin des Engagements aller Ebenen im System, um den Qualitätsausbau in der Kindertagesbetreuung voranzutreiben.

So betonte auch Marion Binder, Referatsleiterin im Bundesfamilienministerium, dass der weitere Qualitätsausbau kein Selbstläufer sei. Zwar hätten sich bereits viele Verbündete gefunden und seien gemeinsam auf einem sehr guten Weg. Der Druck auf Politik müsse aber weiter erhöht werden, damit vorliegende Konzepte und Reformvorschläge auch umgesetzt werden.

Und Veränderungen sind dringend notwendig – So zeigten nicht nur die Ergebnisse aus den Forschungsprojekten der Bertelsmann Stiftung, sondern auch die Beiträge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses, dass KiTa-Leitungskräfte tagtäglich unter Druck stehen. Selbst die Jüngeren überlegen bereits, wie lange sie noch bereit sind, unter den bestehenden Arbeitsbedingungen weiter zu arbeiten oder doch die Branche zu wechseln.

Aus dem Plenum wurde zudem angemerkt, dass insbesondere vor dem Hintergrund des wachsenden Fachkräfte-Mangels es immer drängender wird, Anreize für KiTa-Fachkräfte zu schaffen, damit diese eine Leitungsposition übernehmen. So sei neben der Abschaffung der üblichen Befristung im KiTa-Bereich auch eine höhere Bezahlung notwendig.

Am Nachmittag des Kongresstages wurden in vier parallel verlaufenden Workshops Ergebnisse aus den Projekten in der Schwerpunktreihe „KiTa-Leitung“ vorgestellt und mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gemeinsam diskutiert. Insbesondere vor dem Hintergrund, welche Konsequenzen die Projektergebnisse für die eigene Arbeit im FBBE-System haben.

Workshop 1: KiTa-Leitung als Schlüsselposition. Erfahrungen und Orientierungen von Leitungskräften in Kindertageseinrichtungen

Referentin: Prof. Dr. Iris Nentwig-Gesemann; Professorin für Bildung im Kindesalter und Leiterin des Studienganges Erziehung und Bildung im Kindesalter, Alice Salomon Hochschule Berlin (Vortragsfolien, Studie)

Workshop 2: Leitung von Kindertageseinrichtungen in Deutschland. Eine Bestandsaufnahme zu Leitungskräften und Leitungsstrukturen

Referent: Jens Lange; Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut und Technische Universität Dortmund (Vortragsfolien, Studie)

Workshop 3: Leitungsaufgaben und Leitungsrolle in Elterninitiativ-Kindertagesstätten

Referentinnen und Referenten: Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen e.V. (BAGE), Berlin (Vortragsfolien, Studie)

Workshop 4: Führungs- und Leitungstätigkeiten in Kindertageseinrichtungen systematisch identifizieren und reflektieren – Eine Praxishilfe

Referent: Martin Cramer; Fachberater für Einrichtungen der frühkindlichen Bildung, PART Pädagogik & Management, Berlin (Vortragsfolien, Praxishilfe)

Die sehr engagierte, aktive und lebendige Atmosphäre auf dem Kongress machte deutlich, dass die bestehenden Arbeitsbedingungen auch von den Leitungskräften nicht länger toleriert werden.

Schließlich dürfen die in den letzten 15 Jahren erreichten Fortschritte im FBBE-System durch mangelnde Rahmenbedingungen und daraus resultierender Frustration, fehlender Motivation und Überforderung nicht zum Stillstand kommen.

Den Abschluss des Kongresses bildete die humoristisch-kabarettistische Einlage von Dr. Oliver Tissot (Kabarettist und promovierter Soziologe). Mit seinem Resümee des Kongresses deckte der selbsternannte Lachverständiger und Wortakrobat auf, wie der Tag aus Sicht eines Unbeteiligten wahrgenommen wurde.