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Linked Open Data: Von der Vision miteinander verknüpfter Daten

Das Projekt "Daten für die Gesellschaft" hat am 17. August das bereits elfte Open-Data-Netzwerktreffen veranstaltet. Mit rund 90 Teilnehmer:innen aus Kommunen fand per Zoom ein Austausch über Linked Open Data statt.

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Mario Wiedemann
Senior Project Manager
Foto Petra Beckhoff
Petra Beckhoff
Project Assistant

Vom PDF zu Linked Open Data: So lautet die Vision vieler Open Data Enthusiast:innen, wenn es um die Aufbereitung und das Teilen offener Daten geht. Den Weg dorthin mit Anwendungsbeispielen aus der Praxis stellten die Referent:innen beim 11. Open-Data-Netzwerktreffen am 17. August 2023 vor.

Gleich zu Beginn machte Mario Wiedemann, Senior Projektmanager im Projekt Daten für die Gesellschaft der Bertelsmann Stiftung, deutlich: Ganz neu ist das Thema nicht. In der Vorbereitung auf das Online-Treffen stieß er auf Vorträge zu Linked Open Data, die bereits im Jahr 2012 gehalten worden sind, an der Aktualität und Bedeutung aber nicht verloren haben. „Bei der Suche nach Referent:innen hat sich aber gezeigt, dass auf kommunaler Ebene in der Praxis noch nicht ganz so viel passiert“, sagte er.

Den Auftakt der Referent:innen machte Mila Frerichs mit einer Einführung in Linked Open Data. Er arbeitet seit zehn Jahren mit Offenen Daten – zunächst ehrenamtlich und mittlerweile auch beratend. Für Mila Frerichs ist klar: „Wir wollen keine Dokumente teilen, sondern Daten.“ Immer mehr Kommunalverwaltungen veröffentlichten zwar Daten, aber vielfach sei dies noch ein manueller Prozess, der Ressourcen binde und für den einige Überzeugungsarbeit notwendig sei.

Schulentwicklungsplan leicht gemacht

Als Beispiel nannte er die Erstellung des Schulentwicklungsplans im Rhein-Kreis Neuss. Dieser nutze fünf verschiedene Quellen für die Prognose, die unterschiedlich aufbereitet seien. „Wenn man Glück hat, dann sind es zumindest CSV-Dateien und man muss sich nicht jedes Mal neu einarbeiten“, sagte er. Am einfachsten wäre es aber, wenn man für die verschiedenen Datenquellen einmal eine Abfrage erstellen könnte und diese dann jedes Mal funktioniere, selbst wenn neue Daten dazu kämen. Dies könne mit Linked Open Data möglich werden.

Aber wie könnte man Linked Open Data überhaupt definieren? „Linked Open Data ist ein Weg, Daten zu finden, Daten zu beschreiben, Daten zu verknüpfen und Daten zu benutzen“, sagte Frerichs. Folgende Schritte seien nötig, um Linked Open Data zu veröffentlichen:

  1. Daten modellieren
  2. Verwenden von vorhandenen Vokabularien
  3. Erstellen neuer Vokabularien, wenn nötig
  4. URIs vergeben
  5. URIs mit Beschreibungen veröffentlichen
  6. Daten in RDF konvertieren
  7. Daten veröffentlichen

Frerichs stellte dabei auch die Kategorisierung mit fünf Sternen, entwickelt von Tim Berners-Lee, vor. Einen Stern gibt es dabei für geteilte pdf-Dokumente, fünf Sterne für Linked Open Data. Bei letzterem werden auch URIs von anderen verwendet, so dass die Daten von unterschiedlichen Bereitstellern miteinander verknüpft werden. Datennutzende, die auf die Daten eines Bereitstellers zugreifen, finden somit auch neue Daten aus einer verknüpften anderen Quelle vor.

Kommunen sollten zusammenarbeiten

Damit dies gelingt, muss eine Standardisierung der Daten geschehen. „Wir müssen Daten detailliert beschreiben, indem wir sie modellieren und standardisieren“, machte Frerichs klar. „Am besten setzt man sich mit anderen Kommunen zusammen und überlegt gemeinsam, wie neue Daten erstellt werden und gemeinsam standardisiert werden.“ Dabei sollten so viele vorhandene Ontologien wie möglich genutzt werden. Als Beispiel nannte er schema.org.

Frerichs räumte ein, dass die größte Herausforderung die Standardisierung und die Erstellung von beziehungsweise der Rückgriff auf Ontologien sei. Dennoch liegen für ihn die Vorteile auf der Hand: Eine gemeinsame Basis erhöhe die Datenqualität und die Möglichkeit, Daten miteinander zu verknüpfen.

Rund 90 Teilnehmer:innen nutzten Angebot

Die rund 90 Teilnehmer:innen, die auch dieses Mal trotz Sommerzeit beim Netzwerktreffen dabei waren, hatten nun einen guten Überblick über Linked Open Data. Im Chat wurde bereits rege diskutiert, als Richard Hunkel als Leiter für den Bereich Open Data & Digitale Projekte bei der Deutschen Zentrale für Tourismus den touristischen Knowledge Graphen für das Reiseland Deutschland vorstellte.

Hunkel zog in seinem 20-minütigen Vortrag eine Verbindung zwischen Künstlicher Intelligenz und Linked Open Data. Hunkel stellte dar, wie sich die Internetnutzung in den kommenden Jahren entscheidend verändern wird - von der stichwortbasierten Nutzung hin zu einer dialogorientierten Nutzung. Künstliche Intelligenz werde weiter an Bedeutung gewinnen. Und Anwendungen wie ChatGPT verstünden strukturierte Daten besser. Texte, Broschüren und Dokumente, mit denen viele Touristiker aktuell noch arbeiteten, seien für diese Zwecke dagegen nicht nutzbar.

Touristikinfos an einem Ort

Wenn ein Gast eine Städtereise oder einen Urlaub in einer Region plane, müsse er sich Infos aktuell von verschiedenen Quellen zusammensuchen: Die Anreise, das Hotel, das Konzertticket, die Öffnungszeiten des Museums und das Wetter. Dabei wolle er am liebsten alle Reiseinfos zentral an einem Ort erhalten. „Unser Ansatz ist, den ganzen Content zu einer Destination in einem Content Hub (Knowledge Graph) zu sammeln, damit daraus eine Anwendung entstehen kann“, sagte er.

Zentrale Bausteine des Projekts seien dabei: Open Data, Auszeichnung der Contents nach semantischen Standards und eine Graph-Datenbank, die vernetzte Informationen speichert und darstellt.

Ein Prototyp für Linked Open Data in Berlin

Als dritter Referent zu Linked Open Data berichtete Knud Möller, der für das Open-Data-Portal daten.berlin.de verantwortlich ist, von einem Prototypen für Linked Open Data in Berlin. Er testet, wie GitHub für Linked Open Data genutzt werden könnte. Die Software ist weit verbreitet, Open Source und kostenfrei. Zudem fielen keine Ressourcen für Setup und Hosting an. Der Prototyp wandelt Geodaten zu „Lebensweltlich Orientierten Räumen“ (LOR) in Linked Open Data um. Die LOR-Daten wurden als Grundlage für den Prototypen gewählt, weil sie die Basis für verschiedene kommunale Planungsprozesse sind.


Zum Abschluss stellte Raimond Spekking vom kdvz Rhein-Erft-Rur eine Umfrage vor, die zum Ziel hat, eine Musterdienstanweisung für Open Data in Kommunen zu entwickeln.

In einem weiteren kurzen Slot präsentierte Dénes Jäger von der Open Knowledge Foundation das Projekt „Open Data Knowledge Hub“, das Erfahrungswissen rund um offene Daten sammelt und aufbereitet.

Hintergrundinfo zum kommunalen Open-Data-Netzwerktreffen

Das kommunale Open-Data-Netzwerktreffen ist ein gemeinsames Angebot von der Bertelsmann Stiftung und dem Deutschen Institut für Urbanistik (Difu). Das digitale Format richtet sich vor allem an Akteur:innen in der Kommunalverwaltung. Zu Beginn der Veranstaltung gibt es die Möglichkeit, dass sich die Teilnehmer:innen untereinander in einem Speed-Networking vernetzen. Im Anschluss geben die Referent:innen jeweils ca. 15 Minuten aus ihren Erfahrungen heraus einen Impuls. Es gibt viel Raum für anschließende Fragen und Diskussionen.

Haben Sie Interesse? Melden Sie sich hier an!

Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme an unserem Austauschformat zu Open Data in Kommunen haben, melden Sie sich bitte hier an! Sie können sich auch anmelden, wenn Sie am kommenden Termin nicht teilnehmen können. In diesem Falle nehmen wir Sie in den Verteiler für künftige Veranstaltungen auf.

Nächstes Open-Data-Netzwerktreffen am 24.10.2023 von 10:00 - 11:30 (per Zoom)

Das Thema unseres 12. Open-Data-Netzwerktreffens geben wir Anfang Oktober bekannt.