Gut zwei Dutzend Personen sitzen in einem Stuhlkreis und diskutieren. Im Hintergrund ist das Logo vom Open-Data-Barcamp 2023 zu sehen.

Ein eigenes Open-Data-Portal für unsere Kommune? Pro und Contra

10. Open-Data-Netzwerktreffen 

Ansprechpartner

Foto Mario Wiedemann
Mario Wiedemann
Senior Project Manager
Foto Petra Beckhoff
Petra Beckhoff
Project Assistant

Wenn Kommunen mit Open Data starten, lautet eine der ersten Fragen: Benötigen wir ein eigenes Open-Data-Portal, auf dem wir unsere Daten veröffentlichen? Auf dem 10. Open-Data-Netzwerktreffen diskutierten am 13. Juni 2023 etwa 80 Teilnehmer:innen über Vor- und Nachteile eines eigenen kommunalen Open-Data-Portals. 

Die Fragestellung hatte bereits auf dem letzten Open-Data-Barcamp in Köln großes Interesse auf sich gezogen und wurde in einer eigenen Session beleuchtet. „Das Thema trifft einen Nerv“, sagte Mario Wiedemann, Senior Projektmanager im Projekt Daten für die Gesellschaft der Bertelsmann Stiftung, zu Beginn des Online-Treffens. „Es gibt viele verschiedene Perspektiven dazu.“ Fest steht: In der zweiten Umfrage zu Open Data in Kommunen gaben 39 Prozent der befragten Kommunen an, Daten auf ihrer eigenen Website zur Verfügung zu stellen. 16 Prozent der befragten Kommunen nutzen ein überregionales Datenportal und 10 Prozent ein eigenes.

Regionales Angebot in Rhein-Erft-Rur

Der Zweckverband Kommunale Datenverarbeitungszentrale (kdvz) Rhein-Erft-Rur hat in seiner Region eine Lösung für Kommunen entwickelt, die kein eigenes Open-Data-Portal besitzen. Karl-Matthias Pick leitet beim kdvz die Anwendungsbetreuung und beschäftigt sich seit 2016 mit Open Data. Beim Open-Data-Netzwerktreffen stellte Pick das regionale Angebot vor. 

Vorausgegangen waren Rückmeldungen mehrerer Kommunen, die ein eigenes Portal zwar „schick“ gefunden hätten, wie Pick berichtete, aber den Aufwand und die Kosten gescheut hätten. Für Pick hat ein regionales Open-Data-Portal, das mehrere Kommunen nutzen können, gleich mehrere Vorteile: Ressourceneffizienz, Datenkonsistenz und -vergleichbarkeit, Benutzerfreundlichkeit, gemeinsame Erfahrungen, verminderte Sicherheitsrisiken und höhere Sichtbarkeit. Mitunter seien die Kommunen so klein, dass sie nur zehn Datensätze im Jahr hochladen würden. „Macht dann ein eigenes Portal überhaupt Sinn?“, stellte Pick die Frage in den Raum. 

Präsentation von Karl-Matthias Pick (pdf).

Vorteile eines kommunalen Portals

Pick weiß aber auch, was für ein eigenes Portal spricht: spezifische Daten, Hochladen der Daten in eigener Verantwortung, Entscheidungshoheit über die Darstellung der Daten, Beteiligung der Community, maßgeschneiderte Funktionen und Berücksichtigung der individuellen Ansprüche an Datensicherheit und -schutz. 

Wie funktioniert das regionale Open-Data-Portal des kdvz. Insgesamt befinden sich dort Daten von mehr als 20 kleinen bis mittelgroßen Verwaltungen, darunter Brühl, Bad Münstereifel, Bergheim und die Stadt Bedburg. User:innen können sich die Daten auf dem Portal sortiert nach der jeweiligen Kommune anzeigen lassen. 

In dem Portal werden automatisiert aktualisiert. Jede Kommune kann aber auch zusätzliche Daten selbst über einen eigenen Zugang einpflegen. Die technische Umsetzung wird realisiert über DKAN in Kooperation mit der Stadt Köln. „Es ist eine gute Lösung für Menschen, die nicht in der Lage sind, etwas eigenes aufzubauen“, sagte Pick. 

Eine ähnliche Lösung bietet auch Open.NRW. Den Hauptunterschied sieht Pick darin, dass die kdvz die Daten der Kommunen auf Wunsch automatisiert einliest. 

Eine andere Sichtweise auf das Thema brachte Bürge Uprak vom Digitalisierungsbüro der Stadt Bielefeld mit ein. Sie ist dort seit 2021 als Projektmanagerin für Open Data tätig.

Die Entwicklung eines eigenen Open-Data-Portals wurde 2016 durch einen Ratsbeschluss initiiert. 2018 ging das Portal online. Damals konnten ausgewählte Kolleg:innen in der Verwaltung ihre Dateien eigenständig auf das Portal laden, weshalb es zu einer Sammlung unterschiedlicher Dateiformate kam, wie Uprak berichtete. In der aktuellen Phase wird das Portal überarbeitet: Es wird an Schnittstellen gearbeitet, Daten bereinigt und vereinheitlicht oder aussortiert. Auch die Stadt Bielefeld kooperiert mit der Stadt Köln.

Bielefeld bindet verschiedene Akteure mit ein

Warum hat sich die Stadt Bielefeld für ein eigenes Open-Data-Portaentschieden? „Es ist ein gemeinschaftliches Projekt“, erläuterte Uprak. „Wir wollen das Projekt Smart City Bielefeld eng mit der Verwaltung & Politik, der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und der Wirtschaft gestalten.“ Die Akteure wurden von Beginn an aktiv eingebunden und werden es auch bei weiteren Entwicklungen: Was wollen die einzelnen Akteure? Wie stellen sie sich eine Datenaufbereitung vor? Welche Funktionen soll es geben? Was wollen die einzelnen Akteure? Wie stellen sie sich eine Datenaufbereitung vor? Welche Funktionen soll es geben?

Unter anderem arbeitet die Verwaltung eng mit der Bürgerinitiative Code for Bielefeld zusammen. Hochschulen in Bielefeld nutzen die Daten in der Lehre und Student:innen werden die Daten für ihre Abschlussarbeiten angeboten. Nach den Erfahrungen von Uprak ist es mitunter schwierig, die Ämter zu überzeugen, Daten bereitzustellen. „Wenn es unter dem Dach Stadt Bielefeld läuft, sind sie eher bereit dazu“, berichtete sie. Zudem sei das Interesse für das Thema größer, wenn es einen eigenen Internetauftritt gebe. Ziel ist es, durch das Open Data-Portal den Ideenaustausch, die Daten-Kooperationspotentiale und die ämterübergreifende Identifikation als EIN Stadtkonzern innerhalb der Stadtverwaltung weiter zu stärken. „Unser Open-Data-Portal ist aber auch über die Verwaltung hinaus ein wichtiger Knotenpunkt für die Zusammenarbeit mit offenen Daten und funktioniert deshalb wie eine gesamtstädtische Dachmarke“, unter der sich künftig eben nicht nur die Verwaltung, sondern auch Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu Open Data Themen austauschen und zwecks gemeinsamer Open-Data-Projekte kooperieren können, sagte sie. 

Präsentation von Bürge Uprak (pdf).

Bielefelder Student:innen nutzen Daten

Nennenswerte Anwendungen auf dem Open-Data-Portal, welche durch die Bielefelder offenen Daten entstanden sind, sind ein interaktiver Stadtplan, ein Open-Data-Quiz und eine Open Data-Welt. Darüber hinaus bietet das Portal die Möglichkeit für Nutzer:innen, spezifische Daten per Formular anzufragen. Als Beispiel nannte Uprak eine:n Student:in, die/der Daten für seine Arbeit an der Universität Bielefeld benötigt. Künftig soll es auch einen Blog geben, unter anderem um Anwendungsbeispiele vorzustellen.

Den Abschluss des Jubiläums-Netzwerktreffens bildeten zwei kurze Slots: Franziska Hollstein und Klas Roggenkamp stellten das Projekt Demokratie-Wegweiser vor, das für Bürger:innen eine bessere Übersicht schaffen soll, an welche politischen Mandatsträger:innen sie sich mit ihren Anliegen wenden können. Für das Projekt sind offene Daten der Kommunen von großem Nutzen. Außerdem soll die bereits existierende Schnittstelle OParl genutzt werden. 

Jonas Schmitz vom Kompetenzzentrum Open Data im Bundesverwaltungsamt stellte im zweiten Slot das "Open Data Forum" vor. Es verfolgt das Ziel, durch verstetigte Formen der Kommunikation zwischen Datennutzenden und Datenbereitstellenden langfristig die Veröffentlichung faktisch nachgefragter und qualitativ hochwertiger Datensätze zu erhöhen. Für dieses Jahr sind folgende Schritte geplant: Idee in die Community und Verwaltung streuen, einen Kickoff initiieren und eine digitale Plattform zum Austausch bereitstellen. 

Präsentation von Jonas Schmitz (pdf).

Hintergrundinfo zum kommunalen Open-Data-Netzwerktreffen

Das kommunale Open-Data-Netzwerktreffen ist ein gemeinsames Angebot von der Bertelsmann Stiftung und dem Deutschen Institut für Urbanistik (Difu). Das digitale Format richtet sich vor allem an Akteur:innen in der Kommunalverwaltung. Zu Beginn der Veranstaltung gibt es die Möglichkeit, dass sich die Teilnehmer:innen untereinander in einem Speed-Networking vernetzen. Im Anschluss geben die Referent:innen jeweils ca. 15 Minuten aus ihren Erfahrungen heraus einen Impuls. Es gibt viel Raum für anschließende Fragen und Diskussionen. 

Haben Sie Interesse? Melden Sie sich hier an!

Wenn Sie Interesse an einer Teilnahme an unserem Austauschformat zu Open Data in Kommunen haben, melden Sie sich bitte hier an! Sie können sich auch anmelden, wenn Sie am kommenden Termin nicht teilnehmen können. In diesem Falle nehmen wir Sie in den Verteiler für künftige Veranstaltungen auf.

Nächstes Open-Data-Netzwerktreffen am 17.08.2023 von 10:00 - 11:30 (per Zoom)

Das Thema unseres 11. Open-Data-Netzwerktreffens geben wir Anfang August bekannt.