Länderbericht Nordrhein-Westfalen

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Fazit

Nordrhein-Westfalen gehört zu den wenigen Ländern, in denen im letzten Jahrzehnt - entgegen dem Bundestrend - die Neuzugänge sowohl zur dualen als auch zur Schulberufsausbildung zugenommen haben, jeweils um etwa 10 % zwischen 2005 und 2013, zugleich gehen die Neuzugänge zum Übergangssystem im gleichen Zeitraum um über 30 % zurück. Die Umschichtungen in den Neuzugängen zeigen, dass ein nicht unbeträchtlicher Anteil Jugendlicher des Übergangssystems zu den "Marktbenachteiligten" gezählt hat, die bei einer demographiebedingt sinkenden Nachfrage vom Ausbildungssystem aufgenommen werden.

Trotz der relativ günstigen Entwicklung im Ausbildungssystem bleibt das bevölkerungsreichste Bundesland mit erheblichen berufsbildungspolitischen Problemen konfrontiert: Die Angebots-Nachfrage-Relation im dualen System bleibt mit 87 % ein deutliches Zeichen für eine Unterdeckung des betrieblichen Ausbildungsplatzangebots gegenüber der Nachfrage. Diese Unterdeckung ist regional sehr ungleich verteilt, wobei trotz Verbesserungen besonders kritisch Arbeitsagenturbezirke aus dem klassischen Ruhrgebiet bleiben (Bochum, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm u. a.). Eine weitere berufsbildungspolitische Herausforderung bleibt die deutliche Benachteiligung von ausländischen Jugendlichen in beiden vollqualifizierenden Ausbildungssektoren sowie die Überrepräsentation junger Männer im Übergangssystem.

Für die drei Schwachpunkte - niedrige ANR, regionale Disparitäten, Benachteiligung ausländischer und/oder männlicher Jugendlicher - besteht Handlungsbedarf, der bei den überdurchschnittlichen Jugendarbeitslosigkeitsquoten und deren Zusammenhang mit ungünstiger ANR besonders dringlich erscheint. Mit Blick auf diese Herausforderungen sind die unterdurchschnittlichen Ausgaben je Schüler für berufliche Schulen in Nordrhein-Westfalen kritisch zu betrachten.

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Autoren: Prof. Dr. Martin Baethge, Markus Wieck (Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen, SOFI); Prof. Dr. Susan Seeber, Beatrice Lenz, Christian Michaelis (Universität Göttingen); Prof. Dr. Kai Maaz, Dr. Daniela Julia Jäger, Dr. Stefan Kühne, Sebastian Wurster (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, DIPF).