Zwei Geschäftsmänner zeigen auf bunte Zahnräder

Innovationsschub für die Circular Economy

Der Wohlstand der Deutschen hängt vom wirtschaftlichen Erfolg des Mittelstandes ab. Doch die Herausforderungen für mittelständische Unternehmen werden immer größer. Sie müssen steigende Energie- und Rohstoffpreise verdauen. Sie müssen in einem immer härteren globalen Wettbewerb bestehen. Und sie sollen Vorreiter einer klimaneutralen und zirkulären Wirtschaft sein. Das verlangt vielfältige Innovationen – und gerade mit Blick auf die Circular Economy mehr kollaborative Innovationsprozesse. Eine neue Kultur der Zusammenarbeit kann dem Mittelstand ermöglichen, die Wertschöpfungspotenziale der Zirkularität für sich zu erschließen. Der Staat sollte Hindernisse aus dem Weg räumen.

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Armando García Schmidt
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Marc Wolinda
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Dr. Marcus Wortmann
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Inhalt

Die Circular Economy geht mit Chancen für deutsche Unternehmen einher. Doch Wertschöpfungspotenziale und die Chance auf Technologieführerschaft ergeben sich vor allem für Unternehmen, die sich früh auf den Weg machen. Ein aktuelles Gutachten des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass jedoch nicht innerbetriebliche Innovationstätigkeit allein, sondern vor allem der Wille und die Fähigkeit zur kollaborativen Innovation zentral dafür ist, dass Unternehmen die Chancen realisieren, die sich aus der Circular Economy ergeben.

Auf der Grundlage von Interviews mit Unternehmer:innen und Expert:innen zeigt das Gutachten die Motivation von Mittelständlern und die aktuelle Herausforderung für kollaborative Innovationen im Bereich der Circular Economy auf.

Motivation der Unternehmen

Insbesondere in den produzierenden Sektoren, wie der metallverarbeitenden Industrie, dem Bausektor und der Möbelindustrie, besteht ein großes Bewusstsein für die Notwendigkeit, zirkuläre Wertschöpfungspotenziale zu realisieren. Viele Unternehmen sind mit Ressourcenengpässen und Preisanstiegen konfrontiert. Durch Zusammenarbeit entlang der Produktionskette können die Unternehmen Rohstoffe effizienter nutzen und Abhängigkeiten von Zulieferern verringern. Daneben streben viele danach, sich als „First-Mover“ zu positionieren und sich so einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Kundenanforderungen sind ein weiteres Motiv für Unternehmen, sich stärker im Bereich der Zirkularität zu engagieren. Darüber hinaus spielen regulatorische Anforderungen eine Rolle.

Aufwand und Risiko echter zirkulärer Innovation sind für kleine und mittlere Unternehmen sehr groß. Es braucht neue Formen der Zusammenarbeit. Innovationscluster aus Unternehmen, Kooperationen mit Start-ups oder Hochschulen – alles ist besser, als sich dem Trend zur Circular Economy zu verschließen.

Armando García Schmidt

Herausforderungen

Unternehmen stehen vor der Herausforderung, das notwendige Wissen für die Entwicklung von Innovationen in der Kreislaufwirtschaft zu erschließen. Informationsdefizite und mangelnde Transparenz erschweren die Anbahnung von kollaborativen Innovationsprozessen. Obwohl das für die Entwicklung zirkulärer Innovationen notwendige Wissen bereits vorhanden ist, ist es auf viele Akteure verteilt, die oft nicht miteinander kommunizieren.

Innovationen im Bereich der Kreislaufwirtschaft können die Geschäftsmodelle von Unternehmen grundlegend verändern. Maßnahmen wie die Verlängerung der Produktlebenszyklen oder die Umstellung auf "Pay-per-use"-Modelle stehen oft im Konflikt mit diesen ökonomischen Zielen und folgen einer anderen Wertschöpfungslogik. Eine strategische Neuausrichtung in Richtung Circular Economy erfordert daher eine hohe Bereitschaft zu Veränderungen und Risiken.

Machtstrukturen innerhalb einer Lieferkette können den Handlungsspielraum von Unternehmen einschränken, wenn es darum geht, nachhaltigere Geschäftskonzepte im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Darüber hinaus können wettbewerbs- und kartellrechtliche Hürden die Zusammenarbeit, insbesondere zwischen marktführenden Unternehmen, erschweren.

Ziel muss eine höhere Kooperationsquote im Mittelstand sein

Regionale und überregionale Akteure, Initiativen und Plattformen können dazu beitragen, die Chancen kollaborativer Innovationsprozesse in der Circular Economy frühzeitig zu erkennen und Vertrauen in Kooperationen zu gewinnen.

Aber auch staatliche Maßnahmen sind wichtig. So sollten Initiativen gefördert werden, die Materialkreisläufe über ganze Produktionsketten schließen. Auch sollte über eine Weiterentwicklung des Kartellrechts nachgedacht werden. So müsste geklärt werden, unter welchen Umständen Effizienzvorteile zur Erreichung von Nachhaltigkeits- und Zirkularitätszielen spezifische Formen der Kollaboration rechtfertigen, die heute in Konflikt mit dem Kartellrecht stehen.