Circular Economy

Circular Economy in Deutschland – WWF-Studie zeigt Chancen, Risiken und Handlungsbedarfe

In einer neuen Studie im Auftrag des WWF, an der sich die Bertelsmann Stiftung als Knowledge Partner beteiligt hat, wurden nun erstmals umfassend die ökologischen und sozio-ökonomischen Auswirkungen prognostiziert, die mit der Einführung einer Circular Economy in Deutschland verbunden sein können. Bei diesem ganzheitlichen Wirtschaftskonzept geht es im Kern um den Werterhalt von Materialien und Produkten sowie das Schließen stofflicher Kreisläufe.

Ansprechpartner

Foto Armando García Schmidt
Armando García Schmidt
Senior Expert
Foto Marcus Wortmann
Dr. Marcus Wortmann
Senior Expert
Foto Thieß Petersen
Dr. Thieß Petersen
Senior Advisor

Inhalt

Der jährliche Konsum von Rohstoffen belief sich 2019 in Deutschland auf knapp 16 Tonnen pro Kopf. Er ist damit nicht nur im internationalen Vergleich sehr hoch, sondern auch inkompatibel mit den planetaren Belastungsgrenzen und den Klimazielen. Um die Transformation in eine Nachhaltige Soziale Marktwirtschaft zu schaffen, müssen wir unseren Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Erde daher grundlegend ändern.

Große ökologische und strategische Potenziale

Durch die Anwendung sogenannter „R-Strategien“ (Refuse, Rethink, Reduce, Reuse, Repair, Refurbish, Remanufacture, Repurpose, Recycle, Recover) sollen in einem zirkulären Wirtschaftsprozess Ressourcen und Treibhausgasemissionen eingespart und Umweltschäden minimiert werden. Im Rahmen einer modellbasierten Folgeabschätzung ermittelt die Studie tatsächlich große Einsparpotenziale in den neun betrachteten Wirtschaftssektoren.

Insgesamt können im Vergleich zu einem Weiter-So-Szenario im Jahr 2045 197 Mt Rohstoffe bzw. 27 Prozent weniger verbraucht, 186 Mt CO2-Äq bzw. 26 % Treibhausgase weniger emittiert und insgesamt bis zu 157 Mrd. globale Umweltkosten vermieden werden. Zudem ließen sich nicht nur die mit dem hohen Verbrauch von Primärrohstoffen verbunden ökologischen und sozialen Probleme begrenzen, sondern auch ein Beitrag zur Versorgungssicherheit bei kritischen Rohstoffen geleistet werden.

Sozio-ökonomische Folgen

Die Studie zeigt aber auch, dass es durch einen veränderten Konsum und das Vermeiden von Primärrohstoffeinsatz zu einem Rückgang an Wertschöpfung und Beschäftigung in industriellen Wirtschaftsbereichen kommen kann – mit entsprechenden Folgen für das soziale Gefüge. Je nach dem, wie verlorene Arbeitsplätze und Einkommen durch den Strukturwandel in anderen Bereichen neu entstehen und verausgabt werden, könnte aber auch ein positiver volkswirtschaftlicher Gesamteffekt in 2045 zu Buche stehen.

Kraftakt für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft

Hier ergibt sich ein anspruchsvoller Gestaltungsauftrag für die deutsche Politik, die möglichen Zielkonflikte zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem positiv aufzulösen, um auch den Rückhalt in der Bevölkerung sicherzustellen. Dabei wird es nicht nur darum gehen, Rahmen und Anreize für Innovationen und Verhaltensänderungen richtig zu setzen, sondern auch eine ressortübergreifende Umsetzung und gute Governance zu gewährleisten. Als Teil der Studie ist ein umfangreicher Politik Blueprint mit sektorübergreifenden und sektorspezifischen Maßnahmen entstanden. Die neue Studie Modell Deutschland Circular Economy sowie den Policy Blueprint" finden hier.

Lesen Sie dazu auch unseren Policy Brief.

Download