Die voranschreitende Globalisierung und Digitalisierung erhöhen den internationalen Wettbewerbsdruck. Alternde und schrumpfende Industriegesellschaften treffen dabei auf junge Schwellenländer mit einer hohen wirtschaftlichen Dynamik. Wo es nicht gelingt, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, drohen wirtschaftliche Schrumpfungsprozesse, steigende Arbeitslosigkeit und eine wachsende Staatsverschuldung inklusive der damit verbundenen sozialen Folgeprobleme.
Ein genaueres Verständnis der ökonomischen Globalisierung und der wechselseitigen Abhängigkeiten, vor allem ihrer Folgen für die einzelnen Volkswirtschaften und für den jeweiligen Bürger wird für politisches und wirtschaftliches Handeln deshalb immer wichtiger. Modelltheoretische Diskussionen werden hierfür aber kaum ausreichen, notwendig sind vielmehr fundierte empirische Daten, quantifizierte Prognosen und Berechnungen der wirtschaftlichen Auswirkungen unterschiedlicher Szenarien, auf deren Basis sich wiederum konkrete Handlungsoptionen ableiten und bewerten lassen.
Ziel des Projektes Global Economic Dynamics war es deshalb, einen Beitrag dazu zu leisten, dass Deutschland trotz der globalen Rahmenbedingungen und der damit verbundenen Herausforderungen auch zukünftig wirtschaftlich erfolgreich bleibt, ohne dabei den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die langfristige Stabilität und Leistungsfähigkeit der politisch-sozialen, ökonomischen und ökologischen Systeme zu gefährden. Eine hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit und tiefe Integration in die Weltwirtschaft wird von uns als wünschenswert angesehen, weil damit ein hohes Produktionsniveau (hohe Ausstattung der Bürger mit Gütern und Dienstleistungen als Voraussetzung für einen hohen Lebensstandard), ein hohes Beschäftigungsniveau (Teilhabe am Arbeitsmarkt ermöglicht Einkommenserzielung und damit den Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe) und eine solide Basis der öffentlichen Finanzen (hohe Staatseinnahmen als Voraussetzung für politische Handlungsfähigkeit) verbunden sind.
Zur Erreichung dieses Ziels wurden anhand ausgewählter internationaler Entwicklungstrends und deren wechselseitigem Zusammenspiel Herausforderungen für die deutsche Wettbewerbsfähigkeit identifiziert, um anschließend Handlungsoptionen zum Umgang mit diesen Herausforderungen zu entwickeln und zur Umsetzung entsprechender Lösungsansätze beizutragen.
Aus dem Zusammenspiel von Globalisierung, Digitalisierung und demographischer Entwicklung ergeben sich zahlreiche mögliche Herausforderungen und Fragestellungen. Das Projekt konzentrierte sich vor allem auf vier ausgewählte Themenfelder:
- Gewinner und Verlierer der wirtschaftlichen Globalisierung, Determinanten und Entwicklungstrends (Thema „Globalisierung“),
- Governance des internationalen Handels – Handelsabkommen, Institutionen und Zukunft des Multilateralismus (Thema „Handelspolitik“),
- Ausländische Direktinvestitionen und die Entwicklung der internationalen Arbeitsteilung (Thema „Ausländische Direktinvestitionenund globale Wertschöpfungsketten“),
- Einfluss von Digitalisierung und Automatisierung auf den wirtschaftlichen Austausch (Thema „Digitalisierung“).
Die inhaltliche Projektarbeit gliederte sich in vier Schritte:
- Durch grundlegende qualitative Analysen der zu erwartenden Entwicklung und Veränderung der globalen Rahmenbedingungen (Globalisierung, technologischer Fortschritt/Digitalisierung, demographischer Wandel) und deren langfristige makroökonomische Auswirkungen auf Deutschland wurden relevante Fragestellungen und Hypothesen identifiziert.
- Sofern keine zufriedenstellende empirische Erkenntnis zu den Fragestellungen vorlag, wurden entsprechende Berechnungen zu den Auswirkungen auf Deutschland in Europa bei externen Projektpartnern in Auftrag gegeben.
- Auf der Basis der in den ökonometrischen Analysen festgestellten Herausforderungen für Deutschland wurden mittel- bis langfristige Strategien für die vier Themenfelder entwickelt und mit Experten aus Wissenschaft und Politik diskutiert und finalisiert.
- Im Jahr 2019 erfolgte als Abbindung die Zusammenführung zentraler Ergebnisse in einer Roadmap 2030. Diese Roadmap stellt ein konsistentes und integriertes Handlungspaket dar, mit dem in Deutschland auf die zentralen erwartbaren Veränderungen der Weltwirtschaft reagiert werden sollte. Die politischen Handlungsempfehlungen beschränkten sich dabei auf die vier im Projekt bearbeiteten Themenfelder.
Zur Vermittlung unserer Studien und Expertisen setzten wir neben klassischen Publikationen vor allem auf Online-Formate. Konferenzen und Workshops im In- und Ausland wurden für die Vorstellung und Diskussion unserer Inhalte genutzt. Neben einem YouTube-Channel, Twitter-Feeds und Facebook-Account kommunizierte das Projekt insbesondere über eine umfangreiche Blog-Seite, die vom Europa-Programm der Stiftung mit verändertem Titel und Fokus weitergeführt werden.
Zielgruppen waren Akteure der Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik auf der Ebene des Bundes (alle vier Themenfelder) sowie der europäischen Ebene (vor allem bei Fragen der Außenhandelspolitik), die Wirtschaft durch die sie vertretenden Interessenverbände sowie die interessierte (Fach-) Öffentlichkeit als Motor eines weiterführenden gesellschaftlichen Diskurses und Multiplikator der Projektergebnisse.
Im Projekt Global Economic Dynamics arbeiteten wir mit unterschiedlichen Institutionen zusammen. Wissenschaft und Beratung: z. B. ifo Institut München, Prognos AG Basel, Institut für Weltwirtschaft Kiel, European University Institute Florenz, World Trade Institute Bern, Brookings Institution, Economist Intelligence Unit London, European Trade Study Group, ECIPE Brüssel; internationale Organisationen: z. B. World Trade Organization (WTO), International Trade Center (ITC), Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD); Politik und Verwaltung: z. B. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, EU-Kommission (Generaldirektion Handel & Binnenmarkt).