Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, bedauert das knappe Votum für den Brexit. Der Austritt sei ein Verlust für alle Europäer, so De Geus in einem Videostatement (siehe unten). "Aber das Projekt Europa geht weiter, denn es ist ein wichtiges, ein historisches Projekt, das schon sehr viel Frieden, Wachstum und Wohlstand gebracht hat", unterstreicht De Geus.
Brexit, und jetzt? Ein Überblick
Der Brexit kommt: Die Mehrheit der britischen Wähler hat sich für den Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union entschieden. Wir haben untersucht, wie sich dies auf das Vereinigte Königreich und Europa auswirken wird. Ein Überblick.
Wie umgehen mit dem Brexit?
Die Entscheidung Großbritanniens für den Brexit markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der europäischen Integration. Zum ersten Mal verlässt ein Mitgliedsstaat die EU. Wie sollte sie darauf reagieren? Kann das europäische Integrationsprojekt, wie wir es bisher kennen, überhaupt noch gerettet werden? Lesen Sie dazu Kommentare unsres Vorstandsvorsitzenden Aart De Geus und unserer Europa-Expertin Stefani Weiss.
Welche wirtschaftlichen, rechtlichen und finanziellen Folgen könnte der Brexit nach sich ziehen?
Welche konkreten wirtschaftlichen Folgen könnte der Brexit für Großbritannien und die EU haben? Das haben wir in einer Studie anhand verschiedener Szenarien untersucht. Das Ergebnis: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Großbritannien könnte im Extremfall langfristig um bis zu 313 Milliarden schrumpfen, das von Deutschland um bis zu 58 Milliarden sinken. Die möglichen BIP-Einbußen zeigt auch ein Faktenblatt zur Studie.
Auch die rechtlichen Herausforderungen, die der Brexit mit sich bringt, sind beträchtlich. Darüber sprachen wir mit dem Europa-Rechtler Federico Fabbrini. Daneben bedeutet der Brexit einen erheblichen Einschnitt für den EU-Haushalt. Unsere Analyse geht davon aus, dass mit einer jährlichen Fehlsumme von 10 Milliarden Euro zu rechnen ist. Doch zugleich könnte das Ausscheiden der Briten auch den Anstoß für eine Reform des EU-Haushalts geben.
Und was denken die direkt betroffenen Unternehmer? In einer repräsentativen Unternehmensbefragung haben wir im Vorfeld des Referendums herausgefunden, dass deutsche und britische Unternehmer den Brexit sehr kritisch sehen.
Brexit beflügelt Zustimmung zur EU
"Zu bürokratisch, bürgerfern und undemokratisch" – die EU wird nicht nur in Großbritannien oft negativ wahrgenommen, einige Klischees halten sich hartnäckig. Doch das Bild der Bürger ist komplexer als vielfach angenommen. Das zeigen unsere regelmäßigen europaweiten Umfragen aus der Reihe "eupinions". Schon Ende 2016, kurz nach dem Referendum, kam bei einer unserer Umfragen heraus: Der Brexit befördert die Zustimmung zur Europäischen Union - auch in Großbritannien.
Die "eupinions" zeigen außerdem, dass ein Thema, das auch beim EU-Referendum im Vereinigten Königreich eine wichtige Rolle spielte, die politischen Einstellungen der Europäer maßgeblich beeinflusst: Globalisierung und die damit verbundenen Ängste. Globalisierungsskeptiker sind laut Umfrage deutlich EU- und demokratie-kritischer.
Selbst bei einem Verbleib der Briten in der Europäischen Union wäre die Zusammenarbeit in Europa kompliziert geworden. Durch den EU-Reform-Deal, den Premier Cameron im Februar 2016 mit den anderen EU-Staaten verhandelte, sogar noch schwieriger, wie unsere Analyse der Sondervereinbarungen zeigt.
Sie wollen mehr über die wirtschaftlichen und politischen Folgen des Brexit erfahren? Unser Projekt "Global Economic Dynamics" schreibt dazu regelmäßig im Blog. Daneben untersuchen unser Brüsseler Büro und die Bertelsmann Foundation in Washington D.C. das Thema Brexit aus internationaler Perspektive.