Die Entscheidung Großbritanniens für den Brexit markiert eine Wasserscheide in der Geschichte der europäischen Integration. Zum ersten Mal verlässt ein Mitgliedstaat die EU. Wie sollte die EU darauf reagieren? Kann das europäische Integrationsprojekt, wie wir es bisher kennen, überhaupt noch gerettet werden?
Die Entfremdung von der EU hat sicher viele Ursachen. Eine tritt aber besonders stark hervor. Sie liegt in der sich vertiefenden gesellschaftlichen Spaltung zwischen denjenigen, die vor allem in den urbanen Zentren von der Globalisierung profitieren, und denjenigen, die in ländlicheren Gegenden oder ehemaligen Industriestandorten sich immer mehr abgehängt und vergessen fühlen.
Auf Krisen reagiert die EU gern mit dem Ruf nach weiterer Vertiefung. Auch nach der Austrittsentscheidung der Briten ist das so. Die Schaffung einer gemeinsamen europäischen Armee wird als neues Integrationsprojekt, das der EU Zukunft sichern soll, in die Debatte geworfen ebenso wie die Forderung nach tieferer Integration in der Währungsunion. Aber wäre mehr Integration tatsächlich die richtige Antwort auf die wachsenden populistischen Kräfte von rechts wie links, die auch auf dem Kontinent ihre Länder lieber heute als morgen aus der EU austreten sehen möchten?
In ihrem Kommentar schreiben Steven Blockmans vom Centre for European Policy Studies in Brüssel und Stefani Weiss, dass weder Weiterwursteln noch Aktionismus der EU helfen werden. Vielmehr sehen sie die Zeit gekommen, innezuhalten, um grundlegend zu analysieren, warum so viele Bürger und Bürgerinnen die EU immer mehr als Problem, denn als Teil der Lösung ansehen.