Animation: eine ausgestreckte Hand als Fundament einer schwebenden globalen Landkarte aus Pixelbildern

Die Zukunft war früher auch nicht besser

Die Megatrends der Gegenwart wirken positiver als befürchtet, globale Veränderungen sind gewaltig – und ihre kulturellen Folgen voller Überraschungen.

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Text von Wolfram Weimer für change – das Magazin der Bertelsmann Stiftung, Ausgabe 1/2015.

Globalisierung war vor zwanzig Jahren so beliebt wie ansteckender Husten. Die Mehrheit der Bevölkerung hatte Angst davor. Dumpinglöhne, Raubbau an der Natur, Slums und Elendsfabriken – was immer an Plagen denkbar war, der Globalisierungs-Kapitalismus schien schuld. Man erfand Begriffe wie „Raubtierkapitalismus“, es kursierten Bestseller vom Schlage „Die Globalisierungsfalle“ und die Gipfeltreffen von EU, G8, IWF oder Weltbank provozierten gewalttätige Massendemonstrationen.

Heute wird die Globalisierung positiver, vor allem aber unideologischer und entspannter betrachtet. Sie wird von einer neuen Generation eher als Faktum denn als Bedrohung angesehen, zuweilen gar mit Weltoffenheit, Fortschritt, Reisefreuden und den digitalen Chancen des 21. Jahrhunderts in Verbindung gebracht – und nicht mehr nur mit sozialen Problemen. Denn gerade in diesem Sektor zeigt sich Erstaunliches: Neue Daten offenbaren geradezu ein Globalisierungswunder. Milliarden von Menschen schaffen dank des Globalkapitalismus den Aufstieg in den Wohlstand. Vor allem eine Sorge der Neunzigerjahre („Arme werden ärmer, und Reiche werden reicher“) hat sich ins Gegenteil verkehrt. Tatsächlich werden nämlich gerade die Armen endlich reicher. Und die Reichen müssen sich neuer Konkurrenz erwehren.

Brasilien verzeichnet einen rasanten Aufstieg der Armutsmassen in den Mittelstand. In Indien umfasst die neue Mittelschicht inzwischen mehrere hundert Millionen Menschen. Das Durchschnittseinkommen der Inder hat sich binnen zehn Jahren verdreifacht. Von Indonesien bis Chile, von Vietnam bis Angola – überall das gleiche Bild. Es vollzieht sich der größte Wohlstandsschub der Menschheitsgeschichte. Die Uno meldet inzwischen, dass die Alphabetisierungsquoten weltweit stark steigen, dass die Kindersterblichkeit hingegen drastisch abnimmt ebenso wie die Zahl der Hungernden – und das bei steigenden Bevölkerungszahlen.

Nicht, dass das Elend von vielen Millionen endgültig besiegt sei, doch es gibt signifikante Fortschritte. Zwei Millenniumsziele der Vereinten Nationen werden sogar vorfristig erreicht. Erstens ist die Zahl derer, die von weniger als einem Dollar am Tag leben müssen, bis 2015 halbiert worden. Und kürzlich erklärte Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon, dass auch die Versorgung mit sauberem Wasser (auch ein Millenniumsziel) überraschend schnell verbessert worden sei. Heute können zwei Milliarden Menschen (!) mehr als 1990 täglich sauberes Wasser trinken. Damit gibt es auch milliardenfach weniger Durchfallerkrankungen, die häufigste Todesursache für Kinder in armen Ländern. Die Zahl der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren ging von 12 Millionen im Jahr 1990 auf 6,9 Millionen im Jahr 2011 zurück. Das entspricht einem Rückgang von 41 Prozent. Je mehr sich einzelne Länder der Globalisierung und der Marktwirtschaft öffnen, desto schneller gelingt ihnen sogar der Aufstieg aus der Armut.

Dabei vollzieht sich der Prozess globaler Vernetzung und Interaktion in zunehmender Dynamik. Der Schlüssel zur globalen Modernisierung liegt in der atemraubenden Digitalisierung, einer historischen Informationsrevolution, die die Welt ähnlich stark verändert wie die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert. Das führt zum Aufbrechen klassischer Wertschöpfungsketten, zu ungeahnten Gestaltungsoptionen und Chancen, aber auch zu neuen sozialen Verwerfungen und allerlei Konflikten. Ein reibungsloser Selbstläufer ist die nunmehr digitalisierte Globalisierung immer noch nicht, zumal es extreme Unterschiede in der Teilhabe am globalen Wohlstandszuwachs gibt. Es universalisieren sich zwar Geschmäcker, Moden, Waren und Marken, ja Sprachgebräuche, Heldenepen und der Medienkonsum – doch die Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigen wird dadurch umso schroffer sichtbar.

Europas Sonderrolle

Überraschenderweise bekommen Asien und Amerika (auch Lateinamerika), ja sogar immer mehr Länder Afrikas die Umwälzungen der Globalisierung besser in den Griff als Europa. Während dort überall die Verbesserungen der Lebensverhältnisse eklatant sind, quält sich ausgerechnet der alte Kontinent (wenn auch auf einem sehr hohen Wohlstandsniveau) mit dem Modernisierungsschub der Gegenwart. Europa lebte seit Jahrhunderten in dem Bewusstsein kultureller und wirtschaftlicher Dominanz. Dieses Grundgefühl der eigenen Suprematie wurde zunächst getragen vom Machtanspruch des römischen Imperiums, später vom mittelalterlichen Sendungsbewusstsein, schließlich vom kolonialen Gestaltungsanspruch der frühen Neuzeit. Zu jeder Epoche fühlten sich Europäer den anderen Zivilisationen überlegen. Es gab zwar Erschütterung in dieser langen Linie des gefühlten Eurozentrismus, doch blieb das Selbstgefühl Europas als Avantgarde der Menschheit intakt.

Erst die jetzige Generation bekommt den verfestigten Eindruck, dass die Sache mit der Suprematie grundlegend vorbei sein könnte. Man fühlt sich wie im letzten Akt der europäischen Neuzeit. Europa kommt seine weltbestimmende, avantgardistische, vitale Kraft zusehends abhanden. 

Nehmen wir die offensichtliche Indizienkette:

Nehmen wir die offensichtliche Indizienkette:

Europa vermehrt sich nicht mehr biologisch.

Die Geburtenraten sind hier so niedrig wie nirgends auf der Welt, der alte Kontinent wird buchstäblich alt, seine Bevölkerung ist so hochbetagt wie keine andere. Um 1900 war jeder dritte Erdenbürger Europäer. Heute ist es noch ein Achtel. Um 2050 werden es noch sieben Prozent sein. Auch in Nord- und Südamerika sowie Australien werden europäischstämmige Menschen auf längere Sicht zur Minderheit. An der Expansion der Menschheit sind die Europäer nicht mehr beteiligt.

Europa vermehrt sich nicht mehr räumlich.

Das Zeitalter der europäischen Expansion, der manifesten oder latenten, der politischen oder kulturellen Kolonialisierung ist 1945 zu Ende gegangen. Der zweite 30-jährige Krieg – jene aus zwei Weltkriegen bestehende Selbstvernichtungsorgie Europas – hat die globale Dominanz beendet. Seither ist Europa auch räumlich auf dem Rückzug. Territorial werden die Räume, die von europäischen Hauptstädten beherrscht werden, immer kleiner. Im Zuge dieser Entwicklung emanzipierten sich in nur 60 Jahren mehr als 120 Kolonien und abhängige Territorien von Europa. Faktisch ist Europa in nur 60 Jahren als Weltmacht territorial zusammengebrochen.

Europa vermehrt sich nicht mehr kulturell.

 Was immer die „global community“ an kultureller Massenprägung erlebt – vom Kino über die Popmusik bis zu technologiegetriebenen Kommunikationsformen wie Facebook &Co. –, immer weniger davon kommt aus Europa. Die weltweite Filmindustrie wird von den großen amerikanischen Produktionsfirmen dominiert. Aber auch bei Musik, gedruckten Erzeugnissen, Internetinhalten, Nachrichteninformationen spielen die Europäer nurmehr eine nachgeordnete Rolle. Der alte Kontinent schafft es nicht einmal, seine kulinarische Überlegenheit in Expansionsformate zu übersetzen. McDonald’s, Burger King, Subway, Pizza Hut, ja selbst die modernen Ausprägungen der Kaffeehauskultur übernehmen mit Starbucks, Dunkin Donuts und Konsorten Amerikaner. Was die gastronomische Avantgarde anbetrifft, wird zusehends die asiatische Küche geschmacksdominant. 

Und auch auf dem Feld der ethischen Kulturformen wird Europa immer leiser. Das hat einen Grund: Der Taufschein ist die Eintrittskarte in die europäische Kultur (Heine). Das Christentum aber wird seit einigen Jahrhunderten relativiert, bekämpft, letztlich marginalisiert. Mit dieser religiösen Selbstentfremdung neutralisiert Europa seine kulturelle Kernkraft.

Europa vermehrt sich nicht mehr wirtschaftlich.

Auch das ökonomische Gewicht Europas in der Welt nimmt laufend ab. Die Anteile am Weltsozialprodukt, am Handelsvolumen, am Industrieausstoß, am Kapitalstock, an Devisenreserven, an Hochtechnologie, an Medieninhalten – welche Kennziffer man immer nimmt: Europa ist seit 20 Jahren der Absteiger unter den Kontinenten. Im Jahr 2000 formulierten die Europäer zwar eine rührige Lissabonstrategie, wonach man zum „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt“ werden wolle. Tatsächlich rutschte der alte Kontinent immer rascher ab. Nachlassende Produktivität, miserable Arbeitsmarktflexibilität, demographischer Niedergang, nachlassende Innovationskraft kennzeichnen die Schwächen. Vor allem aber die dramatische Verschuldung Europas wird zum Niedergangsindikator. Ganze Länder wie Griechenland sind de facto bankrott und wirtschaftlich nicht überlebensfähig. Spanien und Italien rutschen bedrohlich ab. Die globale Wettbewerbsfähigkeit schwindet, während Länder wie China, Indien oder Brasilien ihre Positionen systematisch ausbauen. Auch die Gesamtbilanz des Euroraums ist inzwischen chronisch schlecht. Die EU meldet seit 2004 massiv negative Leistungsbilanzen zwischen 30 und 252 Milliarden Euro pro Jahr.

Europa misstraut sich selbst

Das ist für Europäer, die sich für Jahrhunderte als die Weltklassenbesten gefühlt haben, eine schockierende Erfahrung. Die Überlegenheitsgewissheit, die jeden Fernurlaub zu einem Selbstbestätigungs-Event gemacht hat, ist verschwunden. Avantgarde, wirtschaftliche oder technologische, spürt man nicht mehr daheim, sondern in der Fremde. Doch damit sind die Kategorien der Orientierung für die nächste Generation der Talentierten vertauscht. Die Fremde wird zum Ort der Ambition.

Wenn Autobahnen in Mumbai inzwischen besser sind als im Ruhrgebiet, deutsche Schulen neben denen in Singapur wie Baracken aussehen, wenn ein deutscher Krankenhausarzt nur noch so viel verdient wie ein Pförtner in Abu Dhabi, wenn eine Facharbeiterfamilie so hohe Steuern und Sozialabgaben zahlt, dass ihnen weniger übrig bleibt als einem Koch in Hongkong, dann wird die Achsenverschiebung der neuen Globalisierung allen offenbar. Heute verfolgt Europa mit großen Augen den Aufstieg Chinas, Indiens und anderer Mächte, die Europas Zukunft definieren. Läuft Europa vielleicht dem Wissen davon, Asien aber läuft ihm entgegen? Zumindest misstraut Europa sich selbst, ja es verachtet seine Geschichte, Asien aber liebt seine Zukunft und traut sich alles zu.

Aus dem Tiefenbewusstsein, dass in der Bewegung die Geborgenheit der Identität liege, haben Europäer die Weltgeschichte in eine Dynamik getrieben, die atemraubend gewesen ist. In nur drei Jahrhunderten veränderte Europa die Welt grundlegender als in den dreißig Jahrtausenden zuvor. Es wandelte eine Welt des Seins in eine Welt des Werdens. Europäer haben der Welt die Physiognomie des Werdens gegeben, und ihre Vormachtstellung in der Welt beruhte darauf, dass man selber Werdende sein wollte. Fortschritt ist daher zum Leitmotiv des europäischen Strebens geworden. Nun aber nach dem 20. Jahrhundert, in dem Europa manches verloren hat, was es in seinem Kern ausmacht (die Religion, der Glaube an sich selbst, seine politische, wirtschaftliche und kulturelle Hegemonie in der Welt und am Ende auch sein Fortschrittsglaube), hat es sich selber ein gutes Stück verloren. Europa ist ein Zweifler seines Fortschrittsbegriffs, ja seiner selbst geworden.

Der digitale Mitteismus

Betrachtet man die Megatrends der Gegenwart – vom sozialen Wandel über die Demographie und Globalisierung bis hin zur Digitalisierung –, so unterliegen sie alle einem „Mind Set“ des Fortschrittsbewusstseins. Dieser wandelt sich aber von einer europäischen Falsifizierung der Gewissheiten zu einer post-europäischen Diskursivierung. Mit dem Internet, mit der Totalverätzung und den Algorithmen von Google erreicht deren Relativismus einen ungeahnten Triumph. Die suggestive Kraft der kommunikativen Mitte hat heute Konjunktur wie nie zuvor. Die globale Moderne ist dabei, unsere Wissenswelten nach Mitte-suchenden Maschinen des Massengeschmacks zu sortieren.

Wo ist hier die Mitte?

Man muss nicht gleich wie Jaron Lanier einen „digitalen Maoismus“ fürchten, aber die Mode der Wahrheitsfindung durch mittige Selbstvermassung ist doch ambivalent. Kann am Ende noch zwischen Eigentlichem und Uneigentlichem unterschieden werden? Sind Wahrheiten in diesem Digitalismus nicht Funkbild-Größen des kollektiven Kompromisses? Das Paradoxe an dieser Situation ist, dass ausgerechnet der sich so individualistisch gerierende Globalisierungskapitalismus eine schleichende Sozialisierung in Gang setzt. Identität, Originalität, Eigenheit wirken in dieser superstrukturierten Welt der Vollkaskomeinungen wie Antiquitäten aus längst versunkenen Titanenzeiten. Man gibt sich lieber geschmeidigen Netzwerken hin und Communitys, weil sie kollektive Bande einer Welt sind, die die Wahrheit fürchtet wie der Chorknabe das Solo.

Doch wie mahnte noch Oswald Spengler: „Die Masse ist am Ende das radikale Nichts.“ Wenn die Gesellschaft nur dem Masseninstinkt folgt, keine fundamentale Wahrheit mehr akzeptiert oder nach ihr strebt, wird sie aus der Tiefe ihres Ichs fungibel wie ein Wertpapier. Nicht nur die Refinanzierung unserer verschuldeten Staaten, auch die Grundfesten unserer Kultur werden also zusehends ungedeckte Schecks. Unsere Wahrheiten sind keine Felsen mehr, sie sind Wanderdünen geworden. – Wer also gehofft hatte, dass nach dem 20. Jahrhundert der ideologischen Raserei nun ein Zeitalter der offenen Wahrheitssuche, der Falsifizierungslust, des experimentellen Individualismus begönne, der sieht sich getäuscht. Die Masse ist wieder da, nicht mehr als Mob oder Klasse oder Aufmarschtruppe bei Paraden, sondern als Ordnungsprinzip der digitalen Globalisierung. Sie bringt Systeme der Konformität und Gesellschaften mit beschränkter Haftung hervor. Sie macht uns alle zu Schuldnern unserer Kompromisse.

Die Trend-Linie der Identität

Die post-ideologische Zeit galt, als wir sie zum Ende des 20. Jahrhunderts erstmals diagnostizierten, als eine Verheißung. Wir kamen aus den Kerkern und Völkergefängnissen und Kriegen der Ideologien von Klassen- und Rassenwahn heraus und wähnten uns wahlweise am Ende der Geschichte oder im Paradies der Freiheit. Tatsächlich hat sich die westliche Welt ihrer Ideologien entledigt, doch zugleich sind ihr die Epen abhanden gekommen. Sinnstiftende Geschichten haben über Jahrhunderte das Selbstbild des Abendlandes geprägt, große Erzählungen, die am Ende auch eindimensionale Ideologien sein konnten – sie gestalteten das Korsett gesellschaftlichen Bewusstseins. Heute haben wir nicht nur die Ideologien, sondern alle großen Erzählungen unserer Selbst verloren. Wir sind zu kurzatmigen, kurzweiligen, kurzsichtigen Kollektiv-Existenzen degeneriert. Kein Horizont der Deutschen reicht weiter zurück als 1933, wir kennen die langen Linien unserer Herkunft nicht, nicht einmal mehr ihre rudimentären Sagen.

Das umfassende Lebensgefühl, dass alles, was heute gilt, morgen Makulatur sein kann, befähigt uns, den Modernisierungsprozess zu bewältigen und uns einem totalen Falsifizierungsvorbehalt zu unterwerfen. Im popperschen Sinne sind unsere Gesellschaften damit liberal, offen und selbstkritisch geworden. Das ist einerseits gut so. Andererseits aber zahlen wir dafür einen Preis der Bewusstlosigkeit. Ethisch, philosophisch, kulturell, historisch finden wir keinen Anfang und kein Ende mehr, die Globalisierungs-Gesellschaften sind Treibhölzer einer modernen, technischen Raserei, die sie selbst losgetreten haben. Wir wissen nicht, wohin das führt, wir wissen nicht einmal mehr, wohin das führen soll. Die Modernisierung hat sich gewissermaßen emanzipiert von ihrem Zweck. Was sich Nietzsche von der Moral dachte und wünschte, dass sie eine zeitgebundene, manipulierbare Kategorie sei, das ist mit dem Sinn geschehen.

Wenn nun die Gesellschaft ihr instinktives Selbstbewusstsein nach und nach verliert, sie sich nicht mehr sicher ist, was wichtig und unwichtig ist, dann neigt sie einerseits zu Sicherheitsreflexen. Sie definiert kindische Regeln, weil sie nicht mehr sicher ist, ob auch alle erwachsen genug sind, mit der Freiheit umgehen zu können. Die Folge ist ein schleichender Freiheitsverlust und das Heraufziehen eines Bevormundungsstaates, einer Tugendrepublik, der getrieben wird von einem Konformismus des Guten. Anderseits wird das Bedürfnis nach Gewissheiten wachsen, in die neue religiöse Bewegungen und Fundamentalisten zu stoßen drohen. Die Globalisierungskritik könnte in einer zweiten Phase ihr Gesicht wandeln und geistiger Natur werden.

Die Megatrends der Gegenwart strafen viele Globalisierungs-Pessimisten der Vergangenheit Lügen.

Dr. Wolfram Weiner

tl;dr:

Die Bilanz der jüngeren Weltgeschichte ist positiver als erwartet. Zugleich aber vollzieht sich die globale Modernisierung in einer dramatischen Geschwindigkeit mit großen Risiken, die neue Skepsis berechtigt erscheinen lässt. Bemerkenswert ist vor allem die kulturelle Koordinatenverschiebung der Digitalglobalisierung in eine grundlegende Indifferenz des Wahrheitsbegriffs. Dies wird Kulturkämpfe mit Neo-Ideologien und Religionen provozieren. Die Kehrseite der Globalisierung könnte am Ende nicht sozialer, sondern geistig-politischer Natur sein. 

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