Exemplarisch lassen sich diese Entwicklungen am Beispiel Deutschlands verdeutlichen: Das reale Bruttoinlandsprodukt ist zwischen 1991 und 2013 um 31,6 Prozent gestiegen. Und die Produktivität je Erwerbstätigenstunden wuchs um fast 38 Prozent. Gleichzeitig aber nehmen vor allem die Einkommen aus Kapital und Vermögen zu. Zwar stiegen die nominalen Löhne in Deutschland seit 1991 an. Wird allerdings die gesamtwirtschaftliche Preisentwicklung hinzugenommen, so zeigt sich, dass die durchschnittlichen Reallöhne 2013 nur geringfügig über dem Niveau von 1991 lagen. Die realen Zuwächse beim Bruttoinlandsprodukt kamen also nicht in Form höherer Arbeitsentgelte bei den Erwerbstätigen an.
Globalisierung und Digitalisierung führen in entwickelten Industrienationen über weitere Kanäle zu einem Anstieg der Einkommensungleichheit:
- die technologisch bedingte Freisetzung von Arbeitskräften führt zu einer Einkommensungleichheit zwischen Erwerbstätigen und Erwerbslosen
- die Verlagerung von arbeitsintensiven Produktionsprozessen in Niedriglohnländer vergrößert die Lohnungleichheiten zwischen gering und hoch qualifizierten Erwerbstätigen
- der grenzüberschreitende Handel führt zu Lohnunterschieden zwischen Beschäftigten in Unternehmen, die exportieren und importieren, und Beschäftigten in Unternehmen, die sich nicht am internationalen Handel beteiligen.
Wird sich diese Entwicklung fortsetzen oder ist eine Wende bereits erkennbar? Die „digitale Verdrängung der Arbeitskraft“, „Insourcing“ und die Wandlung „vom Konsumenten zum Prosumenten“ sind nur einige Schlagworte, die weitere sich anbahnenden Veränderungen skizzieren. Unser aktueller Policy Brief „Globalisierung, Digitalisierung und Einkommensungleichheit“ beschreibt zentrale wirtschaftliche Konsequenzen, die sich aus dem Zusammenspiel von Globalisierung und Digitalisierung bisher ergeben haben und die zukünftig zu erwarten sind.