Teilnehmer:innen des "Founders Privilege Walk", einem Live-Experiment zu Privilegien von Gründer:innen, stehen am 4. Juni 2025 im Innenhof des Kunstvereins Bielefeld. Die Veranstaltung war ein Side Event zur "Hinterland of Things" am 5. Juni 2025 in Bielefeld und wurde von Julia Scheerer, ST-W, koordiniert

Reclaim Diversity und Impact auf der Hinterland of Things 2025

Die Hinterland of Things versammelte am 5. Juni 2025 wieder über 2.000 Teilnehmende aus Start-up-, Mittelstands- und Investment-Szene in der Bielefelder Stadthalle. Die Konferenz stand unter dem Motto „Reclaim!“ – ein Aufruf, Innovationsgeist neu zu entfachen und wirtschaftliche Verantwortung aktiv mitzugestalten. Mit dem Founders Privilege Walk zur Sensibilisierung für Diversität im Gründungskontext und dem IMMPACT Roundtable zur Frage, wie gesellschaftliche Wirkung im Gründungsökosystem gestärkt werden kann, wurde dieser Impuls aufgenommen und weitergetragen. 

Foto Cornelia Rittmeyer
Cornelia Rittmeyer
Senior Project Manager
Foto Julia Scheerer
Julia Scheerer
Senior Project Manager

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Founders Privilege Walk – ein Live-Experiment mit Aha-Moment 

Am Vorabend der Hinterland of Things wurde der Hinterhof des Kunstvereins Bielefeld zur Bühne für ein Live-Experiment: A Founders Privilege Walk – ein in aller Hinsicht bewegendes Format, das Chancenungleichheit und strukturelle Barrieren im Gründungsökosystem gleichzeitig sichtbar und spürbar macht. Unter den Teilnehmenden waren nicht nur Gründer:innen und Investor:innen, sondern auch Vertreter:innen von Acceleratoren, der Founders Foundation sowie der Wissenschaft. Es entstand ein Raum für Perspektivwechsel, Reflexion und offene Diskussion.  

In zufällig zugewiesenen Rollen – fiktive Charaktere aus jeglichen gesellschaftlichen Schichten - erlebten die Teilnehmenden hautnah, wie sich Privilegien und Benachteiligungen im Gründungskontext auswirken. In offenen Gesprächen wurden im Anschluss sowohl persönliche Erfahrungen und Erlebnisse eingebracht als auch das Bewusstsein oder fehlende Bewusstsein über bestehende Privilegien reflektiert. Dabei stand besonders das verlorene Innovationspotenzial im Fokus, das durch fehlende Diversität im Gründungskontext entsteht. Gemeinsam wurde diskutiert, wie sich das Startup-Ökosystem gerechter, vielfältiger und zugänglicher für unterrepräsentierte Gruppen gestalten lässt.  

Das Ziel des Formats deckt sich mit unserer Initiative Inklusives Gründen: Es geht darum, auf bislang ungenutztes Potenzial aufmerksam zu machen und langfristig ein inklusives, chancengerechtes Gründungsökosystem zu fördern. Denn wenig überraschend ähneln sich die Herausforderungen für Gründungsinteressierte Menschen entlang der Dimensionen Geschlecht, Alter, sozialer und ethnischer Herkunft. 

Impact Roundtable: Making Impact Investable 

Beim Roundtable „Making Impact Investable – IMM as a Bridge between Startups and Funders“ diskutierten Brigitte Mohn von der Bertelsmann Stiftung, Tina Dreimann von Better Ventures, Oliver Kuschel und Dirk Sander von Anthropia, sowie Peter Brock von der Bundesinitiative Impact Investing über passende Unterstützungs- und Finanzierungsformen für wirkungsorientierte Gründungen, die Relevanz von Impact Measurement & Management und darüber, warum Impact-orientiertes Wirtschaften keineswegs im Widerspruch zur Wettbewerbsfähigkeit stehen muss. 

Das Interesse an wirkungsorientiertem Gründen wächst: Laut dem aktuellem Start-up Monitor ordnen sich knapp die Hälfte der befragten Start-ups den Bereichen Social Entrepreneurship (45,6 %) und Green Economy (48,1 %) zu. Als zentrale Zukunftsbranchen mit hohem Innovationspotential gelten Gesundheit, Bildung und Energie. Doch wie lassen sich diese Start-ups strategisch unterstützen und nachhaltig finanzieren, sodass sie ihre gesellschaftliche Wirkung tatsächlich entfalten können?  

Um gesellschaftliche Wirkung investierbar und entfaltbar zu machen, muss auf mehreren Ebenen angesetzt werden. Es braucht Impact-Programme, die gezielt mit Gründer:innen daran arbeiten, tragfähige Geschäftsmodelle mit Wirkungspotenzial zu entwickeln. Es braucht Finanzierungspartner:innen, die realistische Erwartungen an Wachstum und Rendite mitbringen und bereit sind, auch bei langsamem, aber nachhaltigem Wachstum Kapital und strategische Begleitung zu leisten. 

Zugleich braucht es mehr begriffliche Klarheit: Wenn alles „Impact“ ist, ist nichts mehr „Impact“. Der Begriff droht an Schärfe zu verlieren. Hier setzt der IMMPACT Guide an, der zu Beginn des Roundtables kurz vorgestellt wurde. Er ist ein Angebot für Start-ups, Investor:innen und Support-Akteure und schafft mit einer gemeinsamen Sprache Orientierung im Impact Measurement and Management. 

Wirkung ist kein Zufallsprodukt. Sie ist das Ergebnis harter Arbeit und oft auch knallhartes Business. Dabei steht Wirkung nicht im Widerspruch zur Wettbewerbsfähigkeit – im Gegenteil: Sie ist zunehmend ein Erfolgsfaktor am Markt. Wer gesellschaftliche Herausforderungen unternehmerisch löst, gestaltet die Wirtschaft von morgen mit.  

Unser Fazit: Wirkung braucht Mut, Struktur und gemeinsame Standards wie den IMMPACT Guide. Wer sich auf diesen Weg machen möchte, ist herzlich eingeladen, den Guide auszuprobieren und das Tool weiter mitzugestalten: www.immpact.guide 

Unsere Autorin Alina Redeker, Praktikantin im Programm 'Nachhaltige Soziale Marktwirtschaft'