Ganz im Geiste unserer Initiative Gründen ohne Grenzen machten drei Gründerinnen und Gründer den Auftakt mit ihre Gründungsgeschichten. Siddik Turhalli, der vor 20 Jahren mit seinen Eltern als Flüchtling nach Deutschland kam, als VC in Kanada unterwegs war und dann mit Zwischenstopp in der Höhle erfolgreich gegründet hat. Anne Kjaer Bathel, Impact Gründerin der ReDi School of Digital Integration, die Geflüchtete, Frauen und Mädchen und anderen Digital Skills und damit Arbeitsqualifizierung vermittelt. Nour Idelbi, die mit 16 das erste Mal gründete, motiviert durch einen Schulworkshop, aktiv im Young Founders Network ist und nun mit 20 am zweiten Startup mit VC-Finanzierung baut.
© Sebastian Pfütze
Politisches Frühstück „Vielfalt Gründet“
Am 3. Dezember trafen sich zahlreiche Netzwerke, Gründer:innen und Vertreter:innen aus BMWE und Berliner Senat zu einem politischen Frühstück in der Bertelsmann Repräsentanz, um sich über besondere und gemeinsame Herausforderungen vielfältiger Gründer und Gründerinnen in Deutschland auszutauschen.
Content
Sie alle haben konkrete Erfahrungen mit Hürden auf ihren Wegen, von Finanzierungsproblemen über bürokratische Blockaden, zu Mangel an sichtbaren Rollenvorbildern für junge, weibliche, migrantische, nicht-akademische und wirkungsorientierte Gründerinnen und Gründer. Gemeinsam mit vielen anwesenden Netzwerken wie BAND, Perspektive Neustart, SEND, Netzwerk Chancen, dem Verband der Unternehmerinnen, WeiberWirtschaft, Migrant Startups, Project Together, Impact Hub, Grace Accelerator, SIE Gründet sowie Female Investors wie Auxxo und DvH Ventures, Stifterverband und Körber Start-Hub wurde angeregt diskutiert, welche kleinen und größeren Schrauben die Politik drehen und neu ansetzen könnte für mehr Chancengerechtigkeit im deutschen Gründungssystem.
Nur um einige zu nennen: Junge Menschen werden nicht früh genug ermutigt und unterstützt, wie auch unsere Kollegen aus dem Projekt Junge Menschen und Wirtschaft in ihrer Forschung zeigen. Entrepreneurship Education gehört in alle Schulen. EXIST-Gründungsstipendien könnten ab dem 1. Semester erhältlich sein und warum nicht auch EXIST für Berufsschüler:innen? Es gibt zahlreiche Unterstützungsprogramme, viele auf Landesebenen, für Startups, Handwerk und spezifische Gruppen, doch diese Angebote müssen auffindbar sein, und zwar in mehr als vier Sprachen. Und sie sollten ineinandergreifen und keine Lücken entstehen lassen, die Gründungsinteressierte wieder ausbremsen. Wirkungsorientierte Gründungen sollten, wie auch Gründungen im Mittelstand, genauso geschätzt werden wie Startups – in politischen Diskursen wie staatlichen Strategien.
Als 90-minütiges Frühstück verging die Zeit zu schnell. Trotzdem konnten Oliver Hunke vom Referat Innovative Gründungen und Internationalisierung von Startups, in das auch das EXIST-Programm gehört, und Stephanie Kage, Leiterin des Projekts "Aktionsplan Mehr Unternehmerinnen für den Mittelstand", beide BMWE, einiges an Einsicht in ihre Arbeitsbereiche geben, in denen sie bestimmte Gruppen aktiv und in Bündnissen zu unterstützen versuchen.
Aber es bleiben Lücken im System. Das sollte so nicht bleiben, denn Anerkennung und Förderung von Diversität im Gründungssystem versprechen mehr Innovation und Wohlstandssicherung in Deutschland, mehr Möglichkeiten für sozio-ökonomischen Aufstieg, mehr gesellschaftliche Anerkennung für mehr Bevölkerungsgruppen, mehr gesellschaftliche Mitgestaltung und mehr Verwirklichung persönlicher Lebensvorstellungen.
Und damit, wie Dr. Leif Brändle von der Uni Hohenheim und Mitautor unseres Policy Briefs „Soziale Mobilität und Gründung“ resümierte, schützen wir letztendlich auch unsere Demokratie.
Diversität ist also kein Selbstzweck, es liegt an uns allen, die Bedingungen für Vielfalt mitzugestalten. Die Resonanz zum Thema „Vielfalt gründet“ aus der Bundespolitik blieb leider bescheiden. Auch das sollte nicht so bleiben. Die vielen engagierten Akteure im Raum haben nicht nur konkrete Ideen, sie unterstützen auch tatkräftig. Nun gilt es, sich stärker gemeinsam für strukturelle Verbesserungen stark zu machen.
Wir freuen uns, auf diesem Weg mehr Unterstützung für unsere Initiative „Gründen Ohne Grenzen“ zu gewinnen.


