Seit Putins zweiter Amtszeit als Präsident 2004-2008 hat sich die Russische Föderation erfolgreich beworben, internationale Sportgroßereignisse auszurichten, von Fußballspielen der europäischen Champions League bis zur Sommer-Universiade, der weltweit zweitgrößten Multisportveranstaltung nach den Olympischen Spielen, bis zu den Olympischen Spielen selbst und der nun anstehenden Fußballweltmeisterschaft.
Viele Beobachter begrüßten Sport-Mega-Events (SMEs) in Russland als willkommenes Zeichen für seine Integration in die neue multipolare Weltordnung. Doch anschließende, die europäische Friedensordnung verletzende Handlungen wie etwa die Krim-Annexion lassen an dieser Lesart zweifeln. Aber die Handlungsmotive widersprechen sich nur auf den ersten Blick und sind leicht in Einklang zu bringen. Gerade internationale Sport-Events eignen sich, um die eigene Nation zu glorifizieren. Im Fall Russlands und in den Augen vieler Russen stehen die Begeisterung für das Ausrichten internationaler Sportereignisse und eine an den Kalten Krieg erinnernde Sowjet-Rivalität gleichermaßen dafür, dass Russland wieder im Aufstieg begriffen ist.