Wer in Österreich ein Kind bekommt, muss sich nach der Geburt lediglich mit einem Ausweis identifizieren. Das Krankenhaus meldet dann alle nötigen Informationen an die Personenstandsbehörde (Standesamt), die wiederum alle weiteren Schritte einleitet. Am Ende erhalten die Eltern eine Familienbeihilfe, ähnlich dem deutschen Kindergeld, ohne dass sie ein einziges Formular ausfüllen mussten. Die staatliche Verwaltung funktioniert im Hintergrund und dem Bürger bleibt viel Aufwand erspart.
Unsere neue Studie zeigt: Was in unserem Nachbarland funktioniert, ist hierzulande meist noch Zukunftsmusik. Die Deutschen können rund die Hälfte der Verwaltungsleistungen nicht online nutzen und nur wenige Behördengänge im Web erledigen. In Österreich oder Estland, vielfach Vorreiter in Sachen Digitalisierung, sind es nur 15 Prozent. Zwar bieten deutsche Behörden verteilt auf mehreren Webseiten einzelne Service-Angebote. Alle Angebote gebündelt auf einer Webseite oder gar eine zentrale Anlaufstelle für die Bürger fehlen dagegen meistens. "E-Government in Deutschland gibt es de facto nicht", stellt Johannes Ludewig, Vorsitzender des Nationalen Normenkontrollrats und unter anderem zuständig für Bürokratieabbau, fest.