Person recherchiert im Internet nach Informationen zu Krebs

Gefährliche Gesundheitsinformationen: Bürger müssen besser geschützt werden

Menschen, die falschen Gesundheitsinformationen im Internet vertrauen, können im schlimmsten Fall schwere Schäden erleiden – gesundheitlich oder auch finanziell. Doch die Verfasser von gefährlichen Informationen werden bislang nur selten zur Rechenschaft gezogen. 

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Marion Grote-Westrick
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Claudia Haschke
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Inhalt

Die aktuelle Analyse des Online-Magazins MedWatch und der Bertelsmann Stiftung macht mehrere Defizite aus: Bedingt durch eine Vielzahl von Instanzen und Gesetzen sind die Zuständigkeiten nicht eindeutig geklärt, werden Aufsichtspflichten zu lax umgesetzt und Sanktionen kaum verhängt. 

Es bedarf eines Marktwächters Gesundheit, wie es ihn bereits für Digitales, Energie und Finanzen gibt.“

Uwe Schwenk, Director des Programms "Versorgung verbessern - Patienten informieren"

Gefährliche Gesundheitsinformationen identifizieren

Wie lässt sich die Gefährlichkeit von Gesundheitsinformationen und damit verbunden der Handlungsbedarf überhaupt erkennen? MedWatch und die Bertelsmann Stiftung haben mit einem interdisziplinären Expertengremium 16 Kriterien entwickelt, mit denen sich das Schadenspotenzial von Gesundheitsinformationen beurteilen lässt. Dieses Kriterienraster können Aufsichtsbehörden, Patientenberater und Verbraucherschützer nun nutzen, um die Gefährlichkeit schlechter Informationen besser einschätzen zu können.

Das Kriterienraster im Feldversuch

In einem nicht repräsentativem Feldversuch haben zwei Gutachterteams 46 Google-Treffer mittels dieses Kriterienkatalogs getestet. Sie haben übereinstimmend sowohl acht sehr gute Internetseiten identifiziert – als auch vier Seiten, deren Inhalte äußerst problematisch sind. So könnten sie beispielsweise Krebspatienten etwa davon abhalten, sich einer wirksamen Behandlung zu unterziehen. 

Maßnahmen zum besseren Schutz der Bürger

Um die Bürger besser vor gefährlichen Inhalten zu schützen, sind gezielte Maßnahmen vonnöten: Aufsichtsbehörden, Ärzte- und Apothekerkammern sowie Patientenschützer sind genauso in der Pflicht wie die Betreiber von Social-Media-Plattformen. Gemeinsam mit dem Expertengremium wurden sieben Strategien gegen gefährliche Gesundheitsinformationen formuliert. Insbesondere wird die Einrichtung eines unabhängigen „Marktwächters“ als sinnvoll erachtet. Dieser sollte zum Beispiel Abmahnungen aussprechen und juristische Schritte einleiten. Zudem müssen Suchmaschinen- und Plattform-Betreiber ihre Such-Algorithmen so verändern, dass die Trefferlisten sich stärker an der Qualität der Inhalte ausrichten: Webseiten wie krebsinformationsdienst.de oder gesundheitsinformation.de, deren Inhalte von den Gutachterteams als vorbildlich angesehen wurden, sollten prominent platziert werden. Dann könnten sich die Nutzer eher darauf verlassen, dass die ersten Treffer auch verlässlich sind und keine gefährlichen Informationen enthalten.