übereinanderliegende Hände vor dem Hintergrund einer Ukraineflagge

Ukraine: Online Austausch - Vernetzung und Beteiligung auf Augenhöhe

Ein wichtiger Grundsatz lautet: „Nicht über, sondern mit Migrant:innen reden!“ Aber beteiligen wir tatsächlich Vertreter:innen der Ukrainer:innen an unseren Beratungen? Und was kann ein starkes Netzwerk aus Kommunalverwaltung, Zivilgesellschaftlichen Organisationen mit Haupt- und Ehrenamtlichen, Migrant:innenorganisationen und anderen Einrichtungen bewirken? Oleksandra Bienert, Allianz Ukrainischer Organisationen Berlin, und Peter Aulmann von „Willkommen in Leutkirch“ und Vorstandsvorsitzender der Elobau Stiftung, berichteten im Ukraine: Online Austausch über ihre Erfahrungen.

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Es macht einen Unterschied, aus welcher Richtung jemand auf die Dinge schaut, welche Perspektiven berücksichtigt werden, wenn man beispielsweise Angebote vor Ort plant. Wie wichtig eine Beteiligung von Anfang an ist, merkt man oft erst, wenn etwas schief geht, erläuterte Oleksandra Bienert, die selbst als Ehrenamtliche bei den Ukrainischen Organisationen aktiv ist. Es fängt an bei Begriffen wie „Ukrainekrise“ oder „Ukrainekrieg“, die bei vielen Menschen aus der Ukraine Unverständnis oder gar verletzte Gefühlen auslösen, weil sie selbst nicht als „Krise“ gesehen werden möchten und weil der Krieg schließlich nicht von der Ukraine begonnen wurde, sondern von Putin. Es gehe vor allem darum, nicht am individuellen Bedarf der Menschen aus der Ukraine vorbeizuplanen. Ein Good Practice Beispiel für die Zusammenarbeit auf Augenhöhe sei der Aktionstag „Leuchtturm Ukraine“, der in Berlin und mehreren anderen Städten mit jeweils vielen tausend Teilnehmenden stattgefunden hat. So konnten sich die Ukrainischen Organisationen, staatlichen Stellen, Hilfsprojekte, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Vertreter:innen von Unternehmen miteinander auf Augenhöhe austauschen und versuchen, Bedarfe und Angebote zu „matchen“. Wie man die Menschen bzw. ihre Organisationen vor Ort finden und ansprechen kann? Hier gab Oleksandra Bienert die einfachen wie pragmatischen Tipps: in jeder Stadt oder Gemeinde gibt es einen oder mehrere Treffpunkte, beispielsweise ein Café oder ein Begegnungsraum, wo man mit Ukrainer:innen ins Gespräch kommen kann. Diese wissen dann schon, welche Initiativen oder Organisationen es gibt. Und noch einfacher: Oft hilft eine gezielte Suche im Internet.

„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!“ Dieses Motto hat sich das Netzwerk „Willkommen in Leutkirch“ buchstäblich zu Eigen gemacht, denn es kürzt sich ab mit „WILLE“. Mitbegründer Peter Aulmann, Vorstandsvorsitzender der Elobau-Stiftung, erläuterte die Vorgeschichte, die bereits vor über 6 Jahren mit Integrationsprojekten begann, als andere Geflüchtete nach Deutschland kamen. Die damaligen Helferkreise, Stiftung Elobau, Stadt Leutkirch, und viele andere Akteure begannen kurz vor Ostern mit dem Netzwerk „WILLE“, das sich auch digital vernetzt, um die Aufnahme und Integration von Geflüchteten möglichst gut zu bewerkstelligen. Doch anfangs lief die Zusammenarbeit nicht spannungsfrei. Es gab auf allen Seiten Befindlichkeiten, auf die man achten muss. Beispielsweise galt es, die Tagungs-Zeiten gut miteinander abzustimmen. Schließlich haben Ehrenamtliche tagsüber andere, berufliche, Verpflichtungen. Wichtig war die Kommunikation untereinander. Hierbei half die Einrichtung eines „Trello-Boards“, das Angebote, Ideen und „Was brauchen wir“ für alle Mitwirkenden transparent festhielt. Eine Website wurde aufgebaut und schließlich ein Fond eingerichtet. Zielsetzung für den Fond war es, 25.000 € zu akquirieren, um auch Honorare zahlen zu können. Und man half sich gegenseitig mit pragmatischen Lösungen, wenn beispielsweise ein Raum gebraucht wurde, um für den Deutschkurs eine Kinderbetreuung im Nebenraum anzubieten.

Co-Moderator Clemens Grätsch stellte die bisherige Arbeit der Alliance4Ukraine vor, die als eine Art bundesweite „Blaupause“ für Netzwerke wie „Willkommen in Leutkirch“ betrachtet werden kann. Denn auch die Alliance4Ukraine bringt zivilgesellschaftliche Organisationen und Unternehmen rund um das Thema Ukrainehilfe zusammen.

Der anschließende Austausch in Arbeitsgruppen machte deutlich, welche Hürden und welche Erfolgsrezepte es in den einzelnen Kommunen gibt. So spielt beispielsweise ein wertschätzender Umgang untereinander zwischen Kommunalverwaltung, Zivilgesellschaft und mit Vertreter:innen der Ukrainischen Community eine große Rolle. Die unterschiedlichen Perspektiven zu verstehen, das gelingt nur in einer offenen und wertschätzenden Zusammenarbeit. So wiederum können auch neue Räume geöffnet und pragmatischen Lösungen gefunden werden.

Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung, Alliance4Ukraine und Familiengerechte Kommune e.V.  findet am 31. Mai zum Thema Soziale Unterstützung - weg von den Jobcentern statt. Das Format wird jeweils dienstags in der frühen Mittagszeit, in der Regel von 11:30-12:30 angeboten.​​​