zwei Sprechblasen, eine mit deutscher Flagge und eine in ukrainischer Flagge, nebeneinander

Ukraine: Online Austausch - Kommunikation, Konfliktlösung und Beteiligung

Für die Schutzsuchenden aus der Ukraine sind die Abläufe und Arbeitsweisen in Deutschland schwer zu verstehen. Auch umgekehrt sind die unterschiedlichen Perspektiven der verschiedenen Migrant:innengruppen für Verwaltungsmitarbeiter:innen nicht immer nachvollziehbar. 

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Auch die verschiedenen Migrant:innengruppen untereinander haben unterschiedliche Perspektiven. All dies führt leicht zu Missverständnissen und Konflikten. Wie kann man hier so kommunizieren, dass Konflikte zu lösen sind? Wie können beispielsweise Menschen aus der Ukraine sowie Anwohner:innen so beteiligt werden, dass sie ihre gegenseitigen Perspektiven besser verstehen? In unserem Ukraine: Online Austausch dazu referierten Fouad Hamdan aus Hamburg, Luise Garleff von Project Together sowie Iryna Shulikina, Vorstandsmitglied der Initiative Vitsche.

"Ich werde eingesetzt, wenn es nicht mehr geht und sorge dafür, dass alles wieder auf die Schiene gesetzt wird“, brachte Fouad Hamdan, zuständig für Bürgerbeteiligung und Verbindungsmann zwischen der Stadtverwaltung Hamburg und dem Ukrainischen Hilfsstab, seine Aufgabe auf den Punkt. Er und sein Kolleginnen und Kollegen übersetzen die Beamtensprache ins Alltagsdeutsch, der ukrainische Hilfsstab übersetzt für seine Landsleute. Zudem vermittelt er zwischen den verschiedenen Perspektiven und greift ein, wenn es zu kleineren und größeren Konflikten kommt. In der Situation 2016, als viele Leute „Angst vor allem vor jungen Männern aus Syrien und aus anderen islamischen Ländern“ hatten, sieht er den Ausgangspunkt für die Idee seiner Funktion. „Trouble Shooting“ gehöre dazu, aber auch Kaffee und Kuchen, um Konflikte zu lösen. Und nicht zuletzt Beteiligung: so haben Runde Tische und informelle Treffen mit Anwohner:innen, Stadt und Flüchtlingsinitiativen zum Thema Unterkünften laut Hamdan viel gebracht – vor allem Akzeptanz. Da die Schutzsuchenden aus der Ukraine vor allem in die großen Städte ziehen, wird es inzwischen auch in Hamburg zu eng, um dezentrale Unterbringung zu ermöglichen. Doch durch die enge Kommunikation mit allen Beteiligen gibt es auch dafür Verständnis, so Fouad Hamdan. Als Hamburger mit libanesischen Wurzeln sei es für ihn manchmal einfacher mit Migrant:innen zu kommunizieren, als dies für Hamburger ohne Migrationshintergrund das Fall ist. 

Luise Garleff von ProjectTogether erzählte aus der Erfahrung der Alliance4Ukraine, welche Wege für die zielgerichtete Verbreitung von relevanten Informationen an Geflüchtete bespielt werden können. Sie berichtete zudem, wie bei der Alliance4Ukraine über Social-Media Analysen Bedarfe der Geflüchteten identifiziert werden, um Feedback zurück an öffentliche Institutionen zu spiegeln und Handlungsbedarfe abzuleiten. Zu diesen Bedarfen erläuterte Iryna Shulikina die Perspektive der Kriegsflüchtlinge: „Viele von uns aus der Ukraine sind frustriert, dass sie viele Infos nicht oder nur in deutscher Sprache erhalten“. Luise Garleff, Project Together, stellte dar, wie ihr Team der Alliance4Ukraine auf diesen Bedarf nach mehr und verständlicherer Information, wenn möglich in ukrainischer Sprache, reagiert haben. Da eine Social Media Analyse deutlich zeigte, dass die meisten Ukrainer:innen die Plattform Telegramm nutzen, baute ihr Team einen Telegram Channel mit einem Info-Hub auf. Dieser enthält einen Q&A-Chat sowie Posts mit aktuellen Informationen und wird gut genutzt. Beispielsweise wurde ein neues „Patenmatch“- Projekt innerhalb von 24 Stunden 100 mal aufgerufen. Iryna Shulikina erklärte, dass diese Infos auf Telegram in der ukrainischen Community „gespreaded“ werden: „Die Leute teilen das und helfen sich untereinander“, so Iryna Shulikina.

 

Der anschließende Austausch zeigte, dass die Impulsbeiträge viele Anregungen für die anwesenden Teilnehmenden enthielten. Alina Ostkamp, Alliance4Ukraine, und unsere Kollegin Claudia Walther waren sich einig, dass es wichtig ist, die Perspektive der Menschen aus der Ukraine zu kennen und einzubeziehen, um gute Lösungen zu finden. 

Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung, Alliance4Ukraine und Familiengerechte Kommune e.V.  findet am 23. August zum Thema Sprache statt. Das Format wird nach den Sommerferien alle 14 Tage dienstags in der frühen Mittagszeit, in der Regel von 11:30 bis 12:30 angeboten.​​

Weitere Infos: www.willkommen-in-kommunen.de