Auf dem Foto ist eine Präsentationssituation zu sehen. Drei Referentinnen stehen und sitzen vor einem Publikum.

Transformationsbereiche für nachhaltige Kommunen: die sechs Foren

Für einen vertieften Erfahrungsaustausch unter den Kongressteilnehmer:innen wurden Foren zu den sechs Transformationsbereichen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie angeboten. Namhafte Referent:innen berichteten über ihre Erfahrungen in der täglichen Arbeit in den Kommunen. Die Inhalte und Diskussionsschwerpunkte aus den Foren finden Sie hier.

Foren zu den Transformationsbereichen

Forum 1: Menschliches Wohlbefinden und Fähigkeiten, soziale Gerechtigkeit

Ungleichheiten und damit verbunden nicht gleichwertiges menschliches Wohlbefinden spiegeln sich in vielen Bereichen des täglichen Lebens wider. Nicht zuletzt deshalb geben mehr als die Hälfte der für die Halbzeitbilanz befragten Kommunen an, dass sie bereits „aktiv“ oder „eher aktiv“ Themen innerhalb dieses Transformationsbereichs bearbeiten. In der von der Bertelsmann Stiftung veröffentlichten Studie „Gerechtigkeitsempfinden in Deutschland“ (2022) wird dieser wahrgenommene Mangel an Gerechtigkeit deutlich als Risikofaktor für den gesellschaftlichen Zusammenhalt benannt.

Nach der Vorstellung der Studie durch Andreas Grau aus dem Zentrum für Nachhaltige Kommunen der Bertelsmann Stiftung diskutierten die Teilnehmer:innen des Forums über mögliche Unterschiede zwischen wahrgenommener und tatsächlicher Gerechtigkeit in der Gesellschaft sowie den Handlungsmöglichkeiten von Kommunen, um diesem Problem Herr zu werden. Moderiert wurde das Forum durch Henrik Riedel aus dem Zentrum für Nachhaltige Kommunen der Bertelsmann Stiftung.

Gerechtigkeitsempfinden in Deutschland (Publikation der Bertelsmann Stiftung)

Forum 2: Energiewende und Klimaschutz

Der Klimawandel und seine Folgen stehen häufig im Fokus: ohne eine globale Energiewende kann der Klimawandel nicht gemeistert werden. Doch wie und mit welchen Hebeln gelingt kommunaler Klimaschutz? In diesem Transformationsfeld sind die Kommen laut der Kommunalbefragung der Halbzeitbilanz am aktivsten: Etwa 90 % der befragten Kommunen, geben an, hier „aktiv“ oder „eher aktiv“ tätig zu sein und die Aktivitäten kurz- und mittelfristig intensivieren zu wollen. Das Berliner Bezirksamt Spandau beschloss im Rahmen der Feststellung der Klimanotlage ein Klimaschutz-Maßnahmenpaket zur konsequenten Reduktion seiner Treibhausgasemissionen.

Während des Kommunalkongresses berichtete Phillip Freisleben, Nachhaltigkeitsbeauftragter im Bezirksamt Spandau von Berlin über die Feststellung der Klimanotlage im Bezirk Spandau, in deren Rahmen ein umfangreiches Maßnahmenpaket, welches unter anderem einen Klima-Check für Bezirksamts-Beschlüsse sowie die Einhaltung der SDGs umfasst, beschlossen wurde. In der Diskussion wurde deutlich, dass gesetzliche Regelungen Verbindlichkeit für Mitarbeitende der Verwaltung schaffen. Moderiert wurde das Forum durch Dr. Till Winkelmann, Projektleiter bei der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global.

Hier kommen Sie zur Pressemeldung Bezirksamt Spandau stellt die Klimanotlage fest und beschließt ein Klimapaket (www.berlin.de)

Forum 3: Kreislaufwirtschaft

Dem Thema Kreislaufwirtschaft, das die kommunale Ebene nicht allein umsetzen kann, kommt gemäß der Kommunalbefragung zur Halbzeitbilanz eine eher nachrangige Bedeutung zu. Als erste deutsche Zero Waste City geht die Landeshauptstadt Kiel voran und garantiert, dass keinerlei Abfälle in Land, Wasser oder Luft eingetragen werden, die der Umwelt oder der menschlichen Gesundheit schaden könnten. Damit wird die Transformation zur Kreislaufwirtschaft gefördert. Charlotte Winter vom Projekt Zero.Waste City des Umweltschutzamtes der Landeshauptstadt Kiel erläuterte, dass durch insgesamt 107 Einzelmaßnahmen die Gesamtabfallmenge pro Kopf pro Jahr in Kiel bis 2035 um 15% reduziert werden soll.

Daneben zeigt „Lippe Zirkulär“, wie – initiiert durch eine Kreisverwaltung – ein regionales Netzwerk aufgebaut und verstetigt werden kann. Mittlerweile umfasst das Konsortium mehr als 40 Akteur:innen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung sowie kommunaler Politik und Verwaltung. Dabei betonte Birgit Essling, Leiterin der Geschäftsstelle Lippe Zirkulär des Kreises Lippe, das Ziel, die Kreislaufwirtschaft zum neuen „Normal“ in OWL zu machen. Moderiert wurde das Forum durch Birgit Wintermann aus dem Programm Nachhaltige Soziale Marktwirtschaft der Bertelsmann Stiftung.

Hier kommen Sie zur Seite der Zero.Waste.City Kiel (www.kiel.de),
zur Seite von Lippe zirkulär (www.lippe-zirkulaer.de) und 
zur Seite von CircularOWL (www.zukunftdernachhaltigkeit.de).

Forum 4: Nachhaltiges Bauen und Verkehrswende

Bei der Verkehrswende und dem Thema nachhaltiges Bauen hat die kommunale Ebene eine zentrale Rolle. Hier können Kommunen unmittelbar Einfluss nehmen und gestalten, da beispielsweise mehr als die Hälfte des deutschen Abfallaufkommens auf Bau- und Abbruchabfälle des Gebäudebereichs entfällt. Nach der Vorstellung des Eckpunktepapiers „Nachhaltiges Bauen & Verkehrswende mit mehr Tempo umsetzen!“ (2023), in dem der „Dialog Nachhaltige Kommunen NRW“ dreizehn Handlungsempfehlungen für dieses Transformationsfeld an die Landesregierung NRW formuliert, führten die Teilnehmer:innen des Forums lebhafte Diskussionen. Unter anderem wurde über die Bedeutung für den Individualverkehr und ÖPNV im ländlichen Raum diskutiert und auf spannende Pilotprojekte wie „Neulandia“ verwiesen, das unsichtbaren Leerstand auf dem Wohnungsmarkt identifiziert und vermittelt.

Moderiert wurde das Forum durch Dr. Kirsten Witte, Leiterin des Zentrums für Nachhaltige Kommunen der Bertelsmann Stiftung. Das Eckpunktepapier wurde durch Corinne Romahn, wissenschaftliche Projektmanagerin der Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.V. (LAG21 NRW), vorgestellt.

Hier kommen Sie zum Eckpunktepapier: NRW-Verwaltungsspitzen zu Bauen und Mobilität (www.lag21.de)

Forum 5: Nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme

Der Stellenwert dieses Transformationsbereichs ist laut Kommunalbefragung gering. Etwa 70 Prozent der Kommunen geben an, in diesem Bereich „weniger aktiv“ oder „gar nicht aktiv“ zu sein und auch kurz- und mittelfristig zu bleiben. Im Vergleich mit allen anderen Transformationsbereichen wird diesem Bereich in der Kommunalbefragung zur Halbzeitbilanz die niedrigste Bedeutung zugemessen. Ziel muss es sein, eine ausreichende Versorgung mit einer Vielfalt an sicheren, erschwinglichen Lebensmitteln sowie eine gesundheitsförderliche Ernährung für alle Menschen weltweit sicherzustellen. Gleichzeitig soll der Schutz der Umwelt und des Klimas gewährleistet und die Haltung von Nutztieren verbessert werden. Um einen Beitrag zur Ernährungswende zu leisten, wurde in den Kliniken des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe auf regionale Bioküche umgestellt.

Thomas Voß, kaufmännischer Direktor der LWL-Kliniken Münster und Lengerich, erläuterte das Konzept der saisonalen, regionalen Küche und konnte auf die äußerst positive Resonanz durch Gäste und Medien verweisen. Moderiert wurde das Forum durch Thomas Kubendorff, Berater und Landrat a.D. des Kreises Steinfurt.

Hier kommen Sie zur Informationsseite zur Ernährungswende der LWL - Klinik Münster  (www.lwl-klinik-muenster.de)

Forum 6: Schadstofffreie Umwelt

Eine nachhaltige Entwicklung setzt eine intakte Umwelt voraus, in der Menschen – wie auch alle anderen Lebewesen – gesund leben können und körperliches, seelisches, geistiges und soziales Wohlbefinden möglich ist. Eine essenzielle Voraussetzung dafür ist, dass Atmosphäre, Luft, Wasser und Böden durch möglichst geringe Mengen an Schadstoffen belastet sind. Angesichts der Bedeutung ist erstaunlich, dass die Mehrheit der befragten Kommunen (weit mehr als 50 % geben an, hier weniger oder gar nicht aktiv zu sein) laut Kommunalbefragung in diesem Transformationsbereich ein eher geringes Aktivitätsniveau aufweist.

In Hinblick auf eine schadstofffreie Umwelt betreut die Klimaleitstelle der Hansestadt Lübeck den runden Tisch gegen Einwegplastik und nimmt am EU-Projekt „Cap-on-litter“ teil. Andrea Witt von der Klimaleitstelle der Hansestadt Lübeck präsentierte unterschiedliche Aktivitäten in der Stadt, wie z.B. die Verstärkung und Ausweitung des Mehrwegangebots, eine Plastikinventur in der öffentlichen Verwaltung und eine Informationskampagne zu problematischen Müllteilen wie beispielsweise Zigarettenstummel. Moderiert wurde das Forum durch Michael Danner, Kommunikation für Mensch und Umwelt.

Hier erfahren Sie mehr zum Klimaschutz und Klimaanpassung in Lübeck (www.luebeck.de)

Ansprechpartner

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Andreas Grau
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Oliver Haubner
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Henrik Riedel
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