Smartphone mit HzE-Strategiekarte

Fachliche Unterstützung und strategische Begleitung aus einer Hand - Pilothphase II ist gestartet

Die Strategiekarte Hilfen zur Erziehung verfolgt das Ziel, Kindern, Jugendlichen und Familien optimale fachliche Unterstützung in ihrer Heimatgemeinde zu ermöglichen. Damit das gelingen kann, bedarf es umfassender fachlicher Reflektion zur Sozialstruktur und zur Inanspruchnahme von Hilfen vor Ort, aber auch die passende strategische Begleitung durch Verwaltungsvorstand und Politik.

Nach zwei Jahren Pilotphase ist es über technisches und prozessuales Lernen gelungen, eine belastbare Grundlage für die Implementierung der Strategiekarte in weitere Kommunen zu schaffen. Nun haben 24 weitere Kommunen die Möglichkeit, von den Erfahrungen der ersten Pilotphase zu profitieren, die HzE-Strategiekarte vor Ort anzuwenden und ihre eigenen Erkenntnisse in die Weiterentwicklung des Instrumentes einzubringen.

Die sozialräumliche Datenerfassung erwies sich in Pilotphase I als Stolperstein, obwohl die Strategiekarte zu 80% auf dem Datensatz basiert, der gemäß SGB VIII regelmäßig von allen Kommunen an die statistischen Landesämter übermittelt werden muss. Die verbleibenden 20%, das sind die §§ 16-18 SGB VIII - Erziehungsberatung, die zweiten Ebene der Zugänge HzE und die SGB II-Daten, werden manuell gepflegt. Eine in der Pilotphase entwickelte Methode zur Umwandlung des Datensatzes §§ 27 ff. für die Masterdatei Strategiekarte löste das Problem, so dass nun in den Kommunen vergleichsweise unkompliziert die Daten für den steten fachlichen Austausch zur Verfügung stehen. 

Gleichzeitig ist es nun auch möglich, ohne größeren Aufwand auch die landesstatistischen Daten für den § 8a, SGB VIII Kindeswohlgefährdung, und den § 42, SGB VIII Inobhutnahme, in die fachliche Reflexion einzubeziehen. Zur fachlichen Bearbeitung der Daten wurde die Strategiekarte Wächteramt entwickelt.

Daten sind noch keine Strategie

Die Reflektion der örtlichen Daten zwischen Jugendamtsleitung, ASD/KSD-Leitung, Jugendhilfeplanung und Controlling führt zu fachlichen Fragen: Warum ist in Sozialraum A die Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung höher als in Sozialraum B, obwohl die Sozialstruktur vergleichbar ist? Wie bestimmen einzelne Teams Hilfeziele? Wie sind die Eingaben in die Fachsoftware definiert? Wann ist eine Hilfe beendet? Wie realistisch werden Hilfeziele geplant? Wie organisieren die kommunalen Teams die Qualitätssicherung, u.v.m. Der Austausch zahlt auf die (zukünftige) Datenqualität in der Kommune ein. Über diesen Prozess wird sichergestellt, dass die Zahlen in der Strategiekarte einen realen Bezug zum Bedarf der Familien in der Kommune haben und mit Blick auf die Entwicklung einzelner Hilfeformen nicht mehr „Äpfel mit Birnen“ verglichen werden. 

Im Pilotprozess konnten die SGB VIII-Daten aus 2015, 2016 und 2017 in die HzE-Strategiekarte gepflegt werden, so dass für die Reflexion der HzE-Daten nicht nur fachliche und intrakommunale Aspekte genutzt werden konnten, sondern auch schon erste Zeitreihen. Auf Basis der so gewonnenen Informationen kann das Jugendamt Strategien ableiten, wie Hilfe für Familien vor Ort gestaltet und angeboten werden sollte. Mit Blick auf Jugendhilfeausschuss, Verwaltungsvorstand und Politik wird das Jugendamt auf Basis belegbarer Daten sprachfähig, um das eigene Vorgehen vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Bedarfe und Entwicklungen in den jeweiligen Sozialräumen zu begründen. 

Verbesserung der Datenqualität

Die Erkenntnisse zur Datenqualität sollen über die kommunale Verwendung hinaus auch genutzt werden, um Hinweise für die Bundesstatistik abzuleiten. Besonders häufig wurde im kommunalen Prozess das Fehlen von Daten zu

  • Familienstruktur,
  • Jugendhilfekarrieren, sowohl kindbezogen als auch familienbezogen (Hilfebiografien),
  • Eltern mit psychischen Auffälligkeiten und
  • fehlender Erfassung von Hilfen vor der Inobhutnahme bemängelt.

Auch die vielen (technischen) Einzellösungen in den Jugendämtern erschweren eine zielführende behördliche Kooperation.

Die HzE-Strategiekarte im Diskurs

Im vergangenen Mai fand ein Expertenworkshop mit Vertretern aus Wissenschaft, Landschaftsverbänden, dem kommunalen Veraltungsvorstand und freien Trägern statt. Hier wurden im Schwerpunkt Fragen zur Nutzung und Wirkung der aufbereiteten Daten über das Jugendamt hinaus reflektiert.

Der Dialog über die Ergebnisse zur Strategiekarte in den Pilotkommunen soll fortgesetzt werden. Insbesondere der Kontakt zur freien Wohlfahrtspflege, aber auch zu kommunalen Interessensvertretungen und zu Anbietern von Fachsoftware wird gesucht, damit die Expertise in die weitere Entwicklung der Strategiekarte einbezogen werden kann.

Noch Plätze frei:

Interessierte Jugendämter, die am Pilotprozess II partizipieren möchten, sind herzlich willkommen!