Drei Personen auf dem Forum

Dialogforum beim 15. Deutschen Nachhaltigkeitstag

Junge Menschen fordern bessere Möglichkeiten zur Mitgestaltung einer nachhaltigen Gesellschaft. Sie befürchten, dass die ältere Generation gerade ihre Zukunft verspielt. Was verbinden sie mit Nachhaltigkeit und wie wichtig ist sie ihnen? Diese und andere Fragen wurden in einem Fachforum auf dem Deutschen Nachhaltigkeitstag am 1. Dezember 2022 in Düsseldorf lebhaft diskutiert.

Ansprechpartnerinnen

Foto Anja Langness
Dr. Anja Langness
Senior Project Manager
Foto Regina von Görtz
Dr. Regina von Görtz
Senior Project Manager

Next Generation und Nachhaltigkeit

Die Next Generation ist in besonderem Maße vom mangelnden nachhaltigen Verhalten in unserer Gesellschaft betroffen. Sie wird die massiven negativen Auswirkungen erleben, von denen wir bislang nur einen Vorgeschmack bekommen. Gleichzeitig haben junge Menschen insbeson​dere aufgrund des demografischen Wandels nur wenig Einfluss auf diese Entwicklung: Ende 2021 war nur jeder zehnte Mensch in Deutschland im Alter von 15 bis 24 Jahren, vor 40 Jahren war es noch jeder sechste.

Eine Repräsentativbefragung der Bertelsmann Stiftung in Kooperation mit Kantar Public kann dabei helfen, besser zu verstehen, was die Next Generation mit dem Thema Nachhaltigkeit verbindet und inwieweit junge Menschen bereit sind, sich dafür sowohl persönlich als auch gesellschaftlich zu engagieren. Rund 1.000 16 bis 30-Jährige wurden in ganz Deutschland Online mit einem standardisierten Erhebungsbogen befragt.

Ganzheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit

„Für mehr als neun von zehn jungen Menschen ist der ökologische Aspekt der Nachhaltigkeit – der Schutz der Umwelt und die Schonung der natürlichen Ressourcen – von zentraler Bedeutung“, führte Regina von Goertz aus dem Programm Bildung und Next Generation zu Beginn ihres Inputs aus. Aber auch den anderen Bereichen der Nachhaltigkeit, Soziales und Ökonomie, wird eine hohe Bedeutung beigemessen.

Drei Viertel legen Wert darauf, sich nachhaltig zu verhalten

Fragt man junge Menschen danach, wie viel Wert sie selbst auf nachhaltiges Verhalten legen, dann antworten 16 Prozent mit „sehr viel“ und weitere 60 Prozent mit „eher viel“. Aber: „Für immerhin ein Viertel hat Nachhaltigkeit eine geringe oder keine Bedeutung für das eigene Verhalten“, betonte von Goertz.

Katja Peper, Projektleiterin bei Peer-Leader-International

Katja Peper, Projektleiterin bei Peer-Leader-International e.V., brachte die Erfahrungen aus ihrer Projektarbeit ein und betonte die aus ihrer Sicht unzureichend wahrgenommene Verantwortung der Schulen, wenn es darum geht, junge Menschen darin zu unterstützen, sich für nachhaltige Entwicklung zu engagieren. In ihrem Projekt werden je zwei Schüler:innen aus 40 Schulen in ganz Niedersachsen zu sogenannten „Future Peers“ ausgebildet, die wiederum an ihren eigenen Schulen eigene Peer-Groups bilden, Projektideen entwickeln und umsetzen. Projekte, die sich beispielsweise mit der Frage beschäftigen: „Wie würden wir gerne Schule machen?“.

„Wer soll in der Zukunft Verantwortung übernehmen, wenn nicht die Jugendlichen bei uns in der Stadt?“ fragte Patrick Kunkel, Bürgermeister der 17.000-Einwohner-Stadt Eltville am Rhein. Er weiß, wovon er redet, denn aus „Fridays for Future“ wurde in Eltville sehr schnell das Klimaschutz-Projekt „#YCFF – Your City For Future“, das vom städtischen Kinder- und Jugendbeirat sowie einem Team des Jugendzentrums mitgestaltet wurde. Trenn-Mülleimer im Stadtgebiet wurden eingeführt, verkehrsbehindernde „Elterntaxis“ vor den Schulen wurden auf Initiative der Jugendlichen abgeschafft. „Eine eher unpopuläre Maßnahme, die ich allein niemals hätte umsetzen können“, wie der Bürgermeister deutlich machte. Erst kurz vor dem Nachhaltigkeitstag war in Eltville das städtische Kinder- und Jugendbüro feierlich eingeweiht worden.