Täglich wird spürbarer, dass sich unsere Gesellschaft inmitten eines grundlegenden Transformationsprozesses befindet, der auch als twin transition beschrieben wird – als eine zeitgleiche Veränderung hin zu Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Die hieraus resultierende notwendige Umstellung unserer Wirtschafts- und Lebensweise fordert unsere Gesellschaft heraus. Dabei wird deutlich, dass bisherige Lösungen und Denkwege nicht ausreichen, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen – vielmehr braucht es gezielte und weitsichtig geförderte Innovationen, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und uns gesellschaftlich weiterzuentwickeln.
Blick in mögliche Zukünfte durch „Strategische Vorausschau“
Zwar wird diese Erkenntnis weithin geteilt, jedoch stellen sich bezüglich der Umsetzung wichtige Fragen: Wo genau ist anzusetzen, um Innovation in den Dienst der Transformation zu stellen? Welche Akteure müssen künftig welche Aufgaben übernehmen? Wie gelingt die Balance zwischen Freiräumen einerseits und normativen Schwerpunktsetzungen andererseits?
Zur Diskussion dieser Herausforderungen lud die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit dem Think Tank Das Progressive Zentrum im Januar 2023 über 20 Expert:innen zu einem Szenario-Workshop ein. Das Ziel: In einem Prozess der „Strategischen Vorausschau“ potenzielle Zukunftsszenarien für das deutsche Innovationssystem zu entwickeln und hieraus konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik abzuleiten. Die fachliche Anleitung oblag dabei dem Fraunhofer ISI; die Expert:innen stammten aus allen innovationsrelevanten Bereichen, also Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft sowie Bundes- und Landesverwaltungen.
Drei zentrale Ansatzpunkte
Vor dem Hintergrund aktueller politischer Entwicklungen – wie etwa der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation, der Startup-Strategie sowie der Digitalstrategie – diskutierten die Expert:innen drei Themenfelder mitsamt möglicher Ansatzpunkte:
- Missionsorientierung: für eine stärkere Missionsorientierung bedarf es u.a. neuer Governance-Strukturen, klarer roadmaps sowie eines deutlichen Bekenntnisses der beteiligten Akteure zu diesem Ansatz;
- Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Teilsystemen: u.a. personelle Wechsel („Innovationslebensläufe“) oder ein Indikatorensystem für Durchlässigkeit können dazu beitragen, Pfadabhängigkeiten zu überwinden;
- Frei- und Kreativräume auf regionaler Ebene: Formate wie etwa Reallabore oder sandboxes sind vielversprechende Instrumente, um Innovation konkret zu erproben.
In allen Bereichen gilt es nun, gemeinsam mit den politischen Entscheidungsträger:innen und unter Einbezug aller innovationsrelevanten Akteure an neuen Ansätzen zu arbeiten.
Die zentralen Ergebnisse sowie Erläuterungen zur Vorgehensweise und den Teilnehmer:innen finden sich in untenstehendem Impulspapier.