Ein großer Saal in eindrucksvoller Kulisse, Kameras, Dolmetscherkabinen, EU-Flaggen und ein internationales Sprachgewirr am Eingang: Wer letzte Woche zufällig das "Louwman Museum" in Den Haag besuchte, konnte leicht den Eindruck gewinnen, ein offizieller EU-Gipfel stehe kurz bevor. Doch statt 28 Staats- und Regierungschefs diskutierten und debattierten hier 120 Europäer aus fünf Ländern über ihre persönlichen Wünsche, Kritik und Zukunftsvisionen für ein vereintes Europa. Das Besondere: Bürgerinnen und Bürger aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Deutschland und Irland wurden in einem speziell ausgetüftelten Auswahlverfahren so eingeladen, dass sich Ältere und Jüngere, Akademiker und Auszubildende, EU-Kritiker und EU-Befürworter gegenüberstanden. So war die Grundlage für einen lebhaften Gipfel-Dialog gelegt.
Damit alle miteinander auf Augenhöhe diskutieren konnten, musste jeder die Ohren spitzen. Die gesamte Veranstaltung wurde von Dolmetschern begleitet, die mit den Bürgern an den Tischen saßen und jedes Wort in eine der vier Landessprachen der Teilnehmer übersetzten. Jeder kam zu Wort und jeder konnte in der eigenen Sprache sprechen. So trafen sich in Den Haag unter anderem ein Krankenpfleger aus Antwerpen, eine Studentin aus Münster oder ein Informatiker aus Nantes und konnten über Sprachbarrieren hinweg, wie bei einem echten EU-Gipfel, miteinander diskutieren und streiten.