Allerdings kommt es bei der Berechnung des künftigen Arbeitskräfteangebots und der -nachfrage nicht nur auf die Anzahl der Köpfe an. Nicht zuletzt durch die Digitalisierung werden sich die Berufs- und Branchenstrukturen hin zu einer wissensintensiveren Produktionsweise verändern. Diese Entwicklung wird für verschiedene Bevölkerungsgruppen sehr unterschiedlich verlaufen. Deshalb müssen Vorausberechnungen stärker die Bildungs- und Qualifikationsstruktur des Arbeitskräfteangebots sowie die Qualifikationsanforderungen auf dem Arbeitsmarkt mitberücksichtigen:
Die Erwerbsbeteiligung von Zuwanderern hängt z.B. maßgeblich von Herkunftsland, Migrationsgrund und Geschlecht ab. Bei der Bildungs- und Qualifikationsstruktur der Erwerbsbevölkerung stellt sich die Frage, ob die einheitliche Kategorisierung von zunehmend fragmentierten Bildungsabschlüssen (z.B. Bachelor und Master als Hochschulabschlüsse) die tatsächlichen Fähigkeiten von Personen widerspiegelt, und ob sich das Qualifikationsniveau der verbleibenden Erwerbsbevölkerung durch den Renteneintritt der Baby-Boomer verändern wird. Branchen können wiederum unterschiedlich flexibel auf einen möglichen Fachkräfteengpass reagieren.
Für die Forschung ist es eine große Herausforderung, diese Heterogenitäten in den Vorausberechnungen zu berücksichtigen. Ein erster möglicher Lösungsschritt hierfür wäre, dass Projektionen vermehrt unterschiedliche Szenarien in die Berechnungen mit einbeziehen.